Bleche wurden im Altertum ebenfalls nur mit der Hand geschmiedet und da dies sehr beschwerlich und zeitraubend war, so spielte die Blechfabrikation nur eine untergeordnete Rolle. Von einer solchen kann eigentlich erst seit Einführung des Blechschmiedens durch Wasserhämmer die Rede sein. Diese fand wohl schon vor dem Jahre 1500 statt. Jedenfalls deutet die gesteigerte Verwendung von Blech im 16. Jahrhundert auf deren Vorhandensein. Beglaubigte Nach- richten besitzen wir darüber allerdings nicht. Biringuccio giebt in seiner Pyrotechnia zu Lib. IX, Cap. IX die Abbildung eines Blech- schmiedes. Dieselbe steht freilich an der Stelle, wo er von den Gold- blattschlägern spricht, aber, wie aus der Zeichnung (Fig. 181) deutlich
[Abbildung]
Fig. 181.
ersichtlich ist, handelt es sich um das Schmie- den einer Blechtafel von Kupfer, Messing oder Eisen. Der Was- serhammer, welcher in Agricolas Metallur- gie bei der Beschrei- bung der Stücköfen abgebildet ist, hat viele Ähnlichkeit mit einem Breit-, Plätsch- oder Schlichthammer, wie er bei der Blech- schmiede gebräuchlich war, obgleich er hier als Luppenhammer dargestellt ist. Das Verzinnen des Blechs, welches der Blech- fabrikation einen so grossen Aufschwung gab, erlangte erst im 17. Jahrhundert grössere Bedeutung. Dass aber Weissblech schon im 16. Jahrhundert in Deutschland hergestellt wurde, geht aus einem sehr merkwürdigen Privilegium hervor, welches Kaiser Ferdinand 1551 dem steierischen Landeshauptmann Freiherrn Hanns von Ungnad erteilte. Er erhielt die "Freiheit", zu Waltenstein eines oder mehrere Hammerwerke aufzurichten, in denselben schwarzes Blech zu schlagen, verzinnen zu lassen und damit ungehindert Handel durch 20 Jahre frei zu treiben 1).
1) v. Muchar, Geschichte des Herzogtums Steiermark, Bd. VIII, S. 512.
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Blechschmiede.
Die Blechschmiede.
Bleche wurden im Altertum ebenfalls nur mit der Hand geschmiedet und da dies sehr beschwerlich und zeitraubend war, so spielte die Blechfabrikation nur eine untergeordnete Rolle. Von einer solchen kann eigentlich erst seit Einführung des Blechschmiedens durch Wasserhämmer die Rede sein. Diese fand wohl schon vor dem Jahre 1500 statt. Jedenfalls deutet die gesteigerte Verwendung von Blech im 16. Jahrhundert auf deren Vorhandensein. Beglaubigte Nach- richten besitzen wir darüber allerdings nicht. Biringuccio giebt in seiner Pyrotechnia zu Lib. IX, Cap. IX die Abbildung eines Blech- schmiedes. Dieselbe steht freilich an der Stelle, wo er von den Gold- blattschlägern spricht, aber, wie aus der Zeichnung (Fig. 181) deutlich
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Fig. 181.
ersichtlich ist, handelt es sich um das Schmie- den einer Blechtafel von Kupfer, Messing oder Eisen. Der Was- serhammer, welcher in Agricolas Metallur- gie bei der Beschrei- bung der Stücköfen abgebildet ist, hat viele Ähnlichkeit mit einem Breit-, Plätsch- oder Schlichthammer, wie er bei der Blech- schmiede gebräuchlich war, obgleich er hier als Luppenhammer dargestellt ist. Das Verzinnen des Blechs, welches der Blech- fabrikation einen so groſsen Aufschwung gab, erlangte erst im 17. Jahrhundert gröſsere Bedeutung. Daſs aber Weiſsblech schon im 16. Jahrhundert in Deutschland hergestellt wurde, geht aus einem sehr merkwürdigen Privilegium hervor, welches Kaiser Ferdinand 1551 dem steierischen Landeshauptmann Freiherrn Hanns von Ungnad erteilte. Er erhielt die „Freiheit“, zu Waltenstein eines oder mehrere Hammerwerke aufzurichten, in denselben schwarzes Blech zu schlagen, verzinnen zu lassen und damit ungehindert Handel durch 20 Jahre frei zu treiben 1).
1) v. Muchar, Geschichte des Herzogtums Steiermark, Bd. VIII, S. 512.
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Blechschmiede.
Die Blechschmiede.
Bleche wurden im Altertum ebenfalls nur mit der Hand geschmiedet
und da dies sehr beschwerlich und zeitraubend war, so spielte die
Blechfabrikation nur eine untergeordnete Rolle. Von einer solchen
kann eigentlich erst seit Einführung des Blechschmiedens durch
Wasserhämmer die Rede sein. Diese fand wohl schon vor dem Jahre
1500 statt. Jedenfalls deutet die gesteigerte Verwendung von Blech
im 16. Jahrhundert auf deren Vorhandensein. Beglaubigte Nach-
richten besitzen wir darüber allerdings nicht. Biringuccio giebt in
seiner Pyrotechnia zu Lib. IX, Cap. IX die Abbildung eines Blech-
schmiedes. Dieselbe steht freilich an der Stelle, wo er von den Gold-
blattschlägern spricht, aber, wie aus der Zeichnung (Fig. 181) deutlich
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es sich um das Schmie-
den einer Blechtafel
von Kupfer, Messing
oder Eisen. Der Was-
serhammer, welcher in
Agricolas Metallur-
gie bei der Beschrei-
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abgebildet ist, hat
viele Ähnlichkeit mit
einem Breit-, Plätsch- oder Schlichthammer, wie er bei der Blech-
schmiede gebräuchlich war, obgleich er hier als Luppenhammer
dargestellt ist. Das Verzinnen des Blechs, welches der Blech-
fabrikation einen so groſsen Aufschwung gab, erlangte erst im
17. Jahrhundert gröſsere Bedeutung. Daſs aber Weiſsblech schon
im 16. Jahrhundert in Deutschland hergestellt wurde, geht aus einem
sehr merkwürdigen Privilegium hervor, welches Kaiser Ferdinand 1551
dem steierischen Landeshauptmann Freiherrn Hanns von Ungnad
erteilte. Er erhielt die „Freiheit“, zu Waltenstein eines oder mehrere
Hammerwerke aufzurichten, in denselben schwarzes Blech zu schlagen,
verzinnen zu lassen und damit ungehindert Handel durch 20 Jahre
frei zu treiben 1).
1) v. Muchar, Geschichte des Herzogtums Steiermark, Bd. VIII, S. 512.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/519>, abgerufen am 17.11.2024.
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