sischen venne, holländisch veen) zum eigenen Gebrauche Torf (ces- pides = gestochener Rasen, Stechtorf) zu graben. Das Wort Torf, Torff, Turf, latinisirt turba, turbo, turbae, turfa, kommt am Ende des 12. Jahrhunderts zuerst vor 1). Hieraus entstand das Wort turbaria für Torfmoor (1259 bei Matthäus Paris), und turbagium, das Recht Torf zu graben (1308 in einem Diplome Philipps des Schönen). Im 13. Jahrhundert wurde der Gebrauch des Torfes im westlichen Deutschland allgemeiner. In der Eisenindustrie fand er aber noch keine Verwendung, weder im Mittelalter noch im 16. Jahrhundert.
Von den Öfen.
Die Öfen sind die wichtigsten Apparate für die hüttenmännische Behandlung der Erze. Schon Plinius sagt, dass die Gestalt der Eisenschmelzöfen von grosser Verschiedenheit sei: fornacium magna differentia est. Im 16. Jahrhundert finden wir bereits alle Haupt- arten von Öfen, deren wir uns heute bedienen, in Benutzung. Der Herdofen und der Tiegel waren wohl die ältesten Schmelzgefässe und schon seit vorgeschichtlicher Zeit in Anwendung. Die Herdöfen treten uns bei Agricola als Stadeln, Gruben, gestampfte und ge- mauerte Herde, Feinbrennherde, Treibherde und Garöfen mit und ohne Gebläse entgegen. Ebenso erscheint der Schachtofen von seinem Übergange zur Stadel als forno aperto bei Biringuccio bis zum Eisen- hochofen mit Gebläse in mannigfacher Form und Gestalt. Die Ge- bläseöfen erscheinen als Windöfen, Tiegelöfen, Muffelöfen, Töpferöfen, Glasöfen, Destillieröfen u. s. w. Auch die Flammöfen von dem uralten Backofen ausgehend, erscheinen bereits in ihrer charakteristischen Form mit getrennter Rostfeuerung. Agricola behandelt die Öfen zwar nicht in systematischer Weise, er giebt aber bei der Schilderung der verschiedenen hüttenmännischen Vorgänge mehr oder weniger genaue Beschreibungen der angewendeten Öfen mit trefflichen Zeich- nungen. Biringuccio dagegen hat in seiner Pyrotechnia ein selb- ständiges Kapitel "Von den Formen der Schachtöfen und der gewöhn- lichen Öfen zum Schmelzen der Erze" 2).
1) Siehe Ducange, Glossarium Lambertus Ardensio (um 1200), p. 257: similiter mariscum (Torfmoor), ut ajunt, proprium perfodi et in turbas dissecari.
2) Delle forme delle Maniche et Forni per fonder le minere, Pyrot. Lib. III, Cap. III.
Von den Öfen.
sischen venne, holländisch veen) zum eigenen Gebrauche Torf (ces- pides = gestochener Rasen, Stechtorf) zu graben. Das Wort Torf, Torff, Turf, latinisirt turba, turbo, turbae, turfa, kommt am Ende des 12. Jahrhunderts zuerst vor 1). Hieraus entstand das Wort turbaria für Torfmoor (1259 bei Matthäus Paris), und turbagium, das Recht Torf zu graben (1308 in einem Diplome Philipps des Schönen). Im 13. Jahrhundert wurde der Gebrauch des Torfes im westlichen Deutschland allgemeiner. In der Eisenindustrie fand er aber noch keine Verwendung, weder im Mittelalter noch im 16. Jahrhundert.
Von den Öfen.
Die Öfen sind die wichtigsten Apparate für die hüttenmännische Behandlung der Erze. Schon Plinius sagt, daſs die Gestalt der Eisenschmelzöfen von groſser Verschiedenheit sei: fornacium magna differentia est. Im 16. Jahrhundert finden wir bereits alle Haupt- arten von Öfen, deren wir uns heute bedienen, in Benutzung. Der Herdofen und der Tiegel waren wohl die ältesten Schmelzgefäſse und schon seit vorgeschichtlicher Zeit in Anwendung. Die Herdöfen treten uns bei Agricola als Stadeln, Gruben, gestampfte und ge- mauerte Herde, Feinbrennherde, Treibherde und Garöfen mit und ohne Gebläse entgegen. Ebenso erscheint der Schachtofen von seinem Übergange zur Stadel als forno aperto bei Biringuccio bis zum Eisen- hochofen mit Gebläse in mannigfacher Form und Gestalt. Die Ge- bläseöfen erscheinen als Windöfen, Tiegelöfen, Muffelöfen, Töpferöfen, Glasöfen, Destillieröfen u. s. w. Auch die Flammöfen von dem uralten Backofen ausgehend, erscheinen bereits in ihrer charakteristischen Form mit getrennter Rostfeuerung. Agricola behandelt die Öfen zwar nicht in systematischer Weise, er giebt aber bei der Schilderung der verschiedenen hüttenmännischen Vorgänge mehr oder weniger genaue Beschreibungen der angewendeten Öfen mit trefflichen Zeich- nungen. Biringuccio dagegen hat in seiner Pyrotechnia ein selb- ständiges Kapitel „Von den Formen der Schachtöfen und der gewöhn- lichen Öfen zum Schmelzen der Erze“ 2).
1) Siehe Ducange, Glossarium Lambertus Ardensio (um 1200), p. 257: similiter mariscum (Torfmoor), ut ajunt, proprium perfodi et in turbas dissecari.
2) Delle forme delle Maniche et Forni per fonder le minere, Pyrot. Lib. III, Cap. III.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0126"n="106"/><fwplace="top"type="header">Von den Öfen.</fw><lb/>
sischen venne, holländisch veen) zum eigenen Gebrauche Torf (ces-<lb/>
pides = gestochener Rasen, Stechtorf) zu graben. Das Wort Torf,<lb/>
Torff, Turf, latinisirt turba, turbo, turbae, turfa, kommt am Ende des<lb/>
12. Jahrhunderts zuerst vor <noteplace="foot"n="1)">Siehe <hirendition="#g">Ducange</hi>, Glossarium Lambertus Ardensio (um 1200), p. 257:<lb/>
similiter mariscum (Torfmoor), ut ajunt, proprium perfodi et in turbas dissecari.</note>. Hieraus entstand das Wort turbaria<lb/>
für Torfmoor (1259 bei <hirendition="#g">Matthäus Paris</hi>), und turbagium, das Recht<lb/>
Torf zu graben (1308 in einem Diplome Philipps des Schönen). Im<lb/>
13. Jahrhundert wurde der Gebrauch des Torfes im westlichen<lb/>
Deutschland allgemeiner. In der Eisenindustrie fand er aber noch<lb/>
keine Verwendung, weder im Mittelalter noch im 16. Jahrhundert.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Von den Öfen</hi>.</hi></head><lb/><p>Die <hirendition="#g">Öfen</hi> sind die wichtigsten Apparate für die hüttenmännische<lb/>
Behandlung der Erze. Schon <hirendition="#g">Plinius</hi> sagt, daſs die Gestalt der<lb/>
Eisenschmelzöfen von groſser Verschiedenheit sei: fornacium magna<lb/>
differentia est. Im 16. Jahrhundert finden wir bereits alle Haupt-<lb/>
arten von Öfen, deren wir uns heute bedienen, in Benutzung. Der<lb/><hirendition="#g">Herdofen</hi> und der <hirendition="#g">Tiegel</hi> waren wohl die ältesten Schmelzgefäſse<lb/>
und schon seit vorgeschichtlicher Zeit in Anwendung. Die Herdöfen<lb/>
treten uns bei <hirendition="#g">Agricola</hi> als Stadeln, Gruben, gestampfte und ge-<lb/>
mauerte Herde, Feinbrennherde, Treibherde und Garöfen mit und<lb/>
ohne Gebläse entgegen. Ebenso erscheint der Schachtofen von seinem<lb/>
Übergange zur Stadel als forno aperto bei <hirendition="#g">Biringuccio</hi> bis zum Eisen-<lb/>
hochofen mit Gebläse in mannigfacher Form und Gestalt. Die Ge-<lb/>
bläseöfen erscheinen als Windöfen, Tiegelöfen, Muffelöfen, Töpferöfen,<lb/>
Glasöfen, Destillieröfen u. s. w. Auch die Flammöfen von dem uralten<lb/>
Backofen ausgehend, erscheinen bereits in ihrer charakteristischen<lb/>
Form mit getrennter Rostfeuerung. <hirendition="#g">Agricola</hi> behandelt die Öfen<lb/>
zwar nicht in systematischer Weise, er giebt aber bei der Schilderung<lb/>
der verschiedenen hüttenmännischen Vorgänge mehr oder weniger<lb/>
genaue Beschreibungen der angewendeten Öfen mit trefflichen Zeich-<lb/>
nungen. <hirendition="#g">Biringuccio</hi> dagegen hat in seiner Pyrotechnia ein selb-<lb/>
ständiges Kapitel „Von den Formen der Schachtöfen und der gewöhn-<lb/>
lichen Öfen zum Schmelzen der Erze“<noteplace="foot"n="2)">Delle forme delle Maniche et Forni per fonder le minere, Pyrot. Lib. III,<lb/>
Cap. III.</note>.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[106/0126]
Von den Öfen.
sischen venne, holländisch veen) zum eigenen Gebrauche Torf (ces-
pides = gestochener Rasen, Stechtorf) zu graben. Das Wort Torf,
Torff, Turf, latinisirt turba, turbo, turbae, turfa, kommt am Ende des
12. Jahrhunderts zuerst vor 1). Hieraus entstand das Wort turbaria
für Torfmoor (1259 bei Matthäus Paris), und turbagium, das Recht
Torf zu graben (1308 in einem Diplome Philipps des Schönen). Im
13. Jahrhundert wurde der Gebrauch des Torfes im westlichen
Deutschland allgemeiner. In der Eisenindustrie fand er aber noch
keine Verwendung, weder im Mittelalter noch im 16. Jahrhundert.
Von den Öfen.
Die Öfen sind die wichtigsten Apparate für die hüttenmännische
Behandlung der Erze. Schon Plinius sagt, daſs die Gestalt der
Eisenschmelzöfen von groſser Verschiedenheit sei: fornacium magna
differentia est. Im 16. Jahrhundert finden wir bereits alle Haupt-
arten von Öfen, deren wir uns heute bedienen, in Benutzung. Der
Herdofen und der Tiegel waren wohl die ältesten Schmelzgefäſse
und schon seit vorgeschichtlicher Zeit in Anwendung. Die Herdöfen
treten uns bei Agricola als Stadeln, Gruben, gestampfte und ge-
mauerte Herde, Feinbrennherde, Treibherde und Garöfen mit und
ohne Gebläse entgegen. Ebenso erscheint der Schachtofen von seinem
Übergange zur Stadel als forno aperto bei Biringuccio bis zum Eisen-
hochofen mit Gebläse in mannigfacher Form und Gestalt. Die Ge-
bläseöfen erscheinen als Windöfen, Tiegelöfen, Muffelöfen, Töpferöfen,
Glasöfen, Destillieröfen u. s. w. Auch die Flammöfen von dem uralten
Backofen ausgehend, erscheinen bereits in ihrer charakteristischen
Form mit getrennter Rostfeuerung. Agricola behandelt die Öfen
zwar nicht in systematischer Weise, er giebt aber bei der Schilderung
der verschiedenen hüttenmännischen Vorgänge mehr oder weniger
genaue Beschreibungen der angewendeten Öfen mit trefflichen Zeich-
nungen. Biringuccio dagegen hat in seiner Pyrotechnia ein selb-
ständiges Kapitel „Von den Formen der Schachtöfen und der gewöhn-
lichen Öfen zum Schmelzen der Erze“ 2).
1) Siehe Ducange, Glossarium Lambertus Ardensio (um 1200), p. 257:
similiter mariscum (Torfmoor), ut ajunt, proprium perfodi et in turbas dissecari.
2) Delle forme delle Maniche et Forni per fonder le minere, Pyrot. Lib. III,
Cap. III.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/126>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.