Schild, gleich wie ein adliges, mit offenem Helm und Wappenhaltern versehen zu dürfen. Mit der dem Kaiser geleisteten Treue hatte es aber folgende Be- wandtnis 1):
Als Günther von Schwarzburg im Jahre 1349 als Gegenkaiser gegen Karl IV. aufgestellt wurde, brach in Nürnberg ein grosser Aufstand des Volkes, welches zu Günther hielt, gegen den Rat und die Patrizier, welche zu Karl hielten, aus. Der Pöbel gewann die Oberhand und hauste ganz entsetzlich nicht nur gegen alles Eigentum des Rates und der Geschlechter -- deren Mitglieder sich nicht verpflichtet hatten -- als auch gegen deren wehrlosen Frauen und Töchter. Als sie nun einen der Ratsherren in seinem Versteck aufspürten und verfolgten, rettete sich dieser nach den Fleischbänken und rief einen Metzger zu Hilfe, der sein Verwandter war. Dieser rief seinen Gesellen. Den Metzgern schlossen sich die Messerer an und diese führten den geretteten Ratsherrn sicher aus der Stadt; die Aufrührer erwählten einen Rat und hielten tolle Wirtschaft. Indes rückte Kaiser Karl heran. Die Stadt wurde eingenommen, die Rädelsführer hin- gerichtet, den Metzgern und den Messerern aber zum Dank ein "Schönbartspiel", eine Fastnachtsbelustigung, die den übrigen Bürgern nicht erlaubt war, gestattet. Das Schönbartspiel der Messerer bestand hauptsächlich in einem Schwerttanz 2).
Panzer- und Helmschmiede.
Fertigten die Messerer und Klingenschmiede die wichtigsten Trutz- waffen, so waren es die Panzerer und Helmschmiede, welche die vornehmsten Schutzwaffen des Mittelalters herstellten und ihre Kunst ebenfalls zu hoher Vollendung brachten. Vom 5. bis 9. Jahrhundert waren, abgesehen von den mit aufgenähten eisernen Ringen und Plättchen verstärkten Wämsen und Lederkollern, meist nur Ringel- panzer im Gebrauch, obgleich Plattenharnisch und Visierhelm schon im Altertum nicht unbekannt gewesen waren. Das Panzerhemd (Hau- bert) wurde nach und nach an den bedrohtesten Stellen durch Schutz- platten verstärkt, und dies führte allmählich zu der geschlossenen Panzerrüstung. Schon Karl der Grosse trug eine Rüstung, welche aus Schuppen und Platten zusammengesetzt war. Der Mönch von St. Gallen (II, 17) schildert dieselbe gelegentlich des Zuges Karls des Grossen gegen Desiderius folgendermassen:
"Da sah man ihn selbst, den eisernen Karl, bedeckt mit einem eisernen Helm. Die Arme mit eisernen Schienen bewehrt, die eiserne Brust und die breiten Schultern durch einen eisernen Har- nisch geschützt. Die Linke fasste die eiserne Lanze, hoch, auf- gerichtet, denn die Rechte war stets für das siegreiche Schwert bereit. Die Schenkel, welche von Anderen, um leichter zu Pferde steigen zu können, freigelassen zu werden pflegen, waren bei ihm ausserhalb
1) Berlepsch a. a. O. S. 131.
2) Näheres hierüber: Siebenkes, Materialien zur Nürnberger Geschichte III, S. 197 bis 200 und Berlepsch a. a. O. 138 etc.
Messerer und Klingenschmiede.
Schild, gleich wie ein adliges, mit offenem Helm und Wappenhaltern versehen zu dürfen. Mit der dem Kaiser geleisteten Treue hatte es aber folgende Be- wandtnis 1):
Als Günther von Schwarzburg im Jahre 1349 als Gegenkaiser gegen Karl IV. aufgestellt wurde, brach in Nürnberg ein groſser Aufstand des Volkes, welches zu Günther hielt, gegen den Rat und die Patrizier, welche zu Karl hielten, aus. Der Pöbel gewann die Oberhand und hauste ganz entsetzlich nicht nur gegen alles Eigentum des Rates und der Geschlechter — deren Mitglieder sich nicht verpflichtet hatten — als auch gegen deren wehrlosen Frauen und Töchter. Als sie nun einen der Ratsherren in seinem Versteck aufspürten und verfolgten, rettete sich dieser nach den Fleischbänken und rief einen Metzger zu Hilfe, der sein Verwandter war. Dieser rief seinen Gesellen. Den Metzgern schlossen sich die Messerer an und diese führten den geretteten Ratsherrn sicher aus der Stadt; die Aufrührer erwählten einen Rat und hielten tolle Wirtschaft. Indes rückte Kaiser Karl heran. Die Stadt wurde eingenommen, die Rädelsführer hin- gerichtet, den Metzgern und den Messerern aber zum Dank ein „Schönbartspiel“, eine Fastnachtsbelustigung, die den übrigen Bürgern nicht erlaubt war, gestattet. Das Schönbartspiel der Messerer bestand hauptsächlich in einem Schwerttanz 2).
Panzer- und Helmschmiede.
Fertigten die Messerer und Klingenschmiede die wichtigsten Trutz- waffen, so waren es die Panzerer und Helmschmiede, welche die vornehmsten Schutzwaffen des Mittelalters herstellten und ihre Kunst ebenfalls zu hoher Vollendung brachten. Vom 5. bis 9. Jahrhundert waren, abgesehen von den mit aufgenähten eisernen Ringen und Plättchen verstärkten Wämsen und Lederkollern, meist nur Ringel- panzer im Gebrauch, obgleich Plattenharnisch und Visierhelm schon im Altertum nicht unbekannt gewesen waren. Das Panzerhemd (Hau- bert) wurde nach und nach an den bedrohtesten Stellen durch Schutz- platten verstärkt, und dies führte allmählich zu der geschlossenen Panzerrüstung. Schon Karl der Groſse trug eine Rüstung, welche aus Schuppen und Platten zusammengesetzt war. Der Mönch von St. Gallen (II, 17) schildert dieselbe gelegentlich des Zuges Karls des Groſsen gegen Desiderius folgendermaſsen:
„Da sah man ihn selbst, den eisernen Karl, bedeckt mit einem eisernen Helm. Die Arme mit eisernen Schienen bewehrt, die eiserne Brust und die breiten Schultern durch einen eisernen Har- nisch geschützt. Die Linke faſste die eiserne Lanze, hoch, auf- gerichtet, denn die Rechte war stets für das siegreiche Schwert bereit. Die Schenkel, welche von Anderen, um leichter zu Pferde steigen zu können, freigelassen zu werden pflegen, waren bei ihm auſserhalb
1) Berlepsch a. a. O. S. 131.
2) Näheres hierüber: Siebenkes, Materialien zur Nürnberger Geschichte III, S. 197 bis 200 und Berlepsch a. a. O. 138 etc.
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Messerer und Klingenschmiede.
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wandtnis 1):
Als Günther von Schwarzburg im Jahre 1349 als Gegenkaiser gegen Karl IV.
aufgestellt wurde, brach in Nürnberg ein groſser Aufstand des Volkes, welches
zu Günther hielt, gegen den Rat und die Patrizier, welche zu Karl hielten, aus.
Der Pöbel gewann die Oberhand und hauste ganz entsetzlich nicht nur gegen
alles Eigentum des Rates und der Geschlechter — deren Mitglieder sich nicht
verpflichtet hatten — als auch gegen deren wehrlosen Frauen und Töchter. Als
sie nun einen der Ratsherren in seinem Versteck aufspürten und verfolgten,
rettete sich dieser nach den Fleischbänken und rief einen Metzger zu Hilfe,
der sein Verwandter war. Dieser rief seinen Gesellen. Den Metzgern schlossen
sich die Messerer an und diese führten den geretteten Ratsherrn sicher aus der
Stadt; die Aufrührer erwählten einen Rat und hielten tolle Wirtschaft. Indes
rückte Kaiser Karl heran. Die Stadt wurde eingenommen, die Rädelsführer hin-
gerichtet, den Metzgern und den Messerern aber zum Dank ein „Schönbartspiel“,
eine Fastnachtsbelustigung, die den übrigen Bürgern nicht erlaubt war, gestattet.
Das Schönbartspiel der Messerer bestand hauptsächlich in einem Schwerttanz 2).
Panzer- und Helmschmiede.
Fertigten die Messerer und Klingenschmiede die wichtigsten Trutz-
waffen, so waren es die Panzerer und Helmschmiede, welche die
vornehmsten Schutzwaffen des Mittelalters herstellten und ihre Kunst
ebenfalls zu hoher Vollendung brachten. Vom 5. bis 9. Jahrhundert
waren, abgesehen von den mit aufgenähten eisernen Ringen und
Plättchen verstärkten Wämsen und Lederkollern, meist nur Ringel-
panzer im Gebrauch, obgleich Plattenharnisch und Visierhelm schon
im Altertum nicht unbekannt gewesen waren. Das Panzerhemd (Hau-
bert) wurde nach und nach an den bedrohtesten Stellen durch Schutz-
platten verstärkt, und dies führte allmählich zu der geschlossenen
Panzerrüstung. Schon Karl der Groſse trug eine Rüstung, welche aus
Schuppen und Platten zusammengesetzt war. Der Mönch von St. Gallen
(II, 17) schildert dieselbe gelegentlich des Zuges Karls des Groſsen
gegen Desiderius folgendermaſsen:
„Da sah man ihn selbst, den eisernen Karl, bedeckt mit einem
eisernen Helm. Die Arme mit eisernen Schienen bewehrt, die
eiserne Brust und die breiten Schultern durch einen eisernen Har-
nisch geschützt. Die Linke faſste die eiserne Lanze, hoch, auf-
gerichtet, denn die Rechte war stets für das siegreiche Schwert bereit.
Die Schenkel, welche von Anderen, um leichter zu Pferde steigen zu
können, freigelassen zu werden pflegen, waren bei ihm auſserhalb
1) Berlepsch a. a. O. S. 131.
2) Näheres hierüber: Siebenkes, Materialien
zur Nürnberger Geschichte III, S. 197 bis 200 und Berlepsch a. a. O. 138 etc.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 861. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/883>, abgerufen am 17.11.2024.
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