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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.


Die Zentren der Weltherrschaft verschoben sich in der vorchrist-
lichen Zeit von Osten nach Westen. Den asiatischen Reichen von
Assur, Babylon und Persien folgte die griechisch-makedonische Herr-
schaft; dieser die römisch-italische, welche ihre Grenzen noch weiter
ausdehnte und fast die ganze damals bekannte Welt umschlang. Spät
erst greift Rom in die Geschicke der Welt ein, seine Macht, von
einem kleinen Anfangspunkt ausgehend, wuchs so rasch, dass seine
Vorgeschichte sagenhaft ist und die römischen Geschichtschreiber der
klassischen Zeit über den Zustand Italiens vor seiner Unterwerfung
durch Rom nur weniges und unbestimmtes zu berichten wissen.

Die Urbevölkerung Italiens pflegt man teils pelasgisch, teils
keltisch zu nennen, womit freilich wenig gesagt ist. Jedenfalls ge-
hörten sowohl die Sikuler, welche Süditalien bewohnten und durch die
Osker oder Ausoner über das Meer nach der reichen Insel, "der Korn-
kammer des Mittelmeeres", der sie ihren heutigen Namen gegeben
haben, verdrängt wurden, ebenso wie die Latiner und Sabiner als die
im Norden wohnenden Ligurer und Gallier der indogermanischen
Völkerfamilie an und standen zu den einwandernden Griechen in ganz
ähnlichem Verhältnis, wie die Pelasger zu den Dorern, Ionern und
Achäern. Die südlichen Stämme waren mehr mit den Iberern, die
nördlichen mehr mit den Galliern verwandt.

An der italischen Küste waren schon in früher Zeit von Osten aus
Kolonieen gegründet worden, welche bedeutende Einwanderung zur
Folge hatten. So stellt sich uns auch bereits dasjenige Volk, welches
zuerst in Italien eine hervorragende politische Rolle spielte, das aber

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Italien und die Römer.


Die Zentren der Weltherrschaft verschoben sich in der vorchrist-
lichen Zeit von Osten nach Westen. Den asiatischen Reichen von
Assur, Babylon und Persien folgte die griechisch-makedonische Herr-
schaft; dieser die römisch-italische, welche ihre Grenzen noch weiter
ausdehnte und fast die ganze damals bekannte Welt umschlang. Spät
erst greift Rom in die Geschicke der Welt ein, seine Macht, von
einem kleinen Anfangspunkt ausgehend, wuchs so rasch, daſs seine
Vorgeschichte sagenhaft ist und die römischen Geschichtschreiber der
klassischen Zeit über den Zustand Italiens vor seiner Unterwerfung
durch Rom nur weniges und unbestimmtes zu berichten wissen.

Die Urbevölkerung Italiens pflegt man teils pelasgisch, teils
keltisch zu nennen, womit freilich wenig gesagt ist. Jedenfalls ge-
hörten sowohl die Sikuler, welche Süditalien bewohnten und durch die
Osker oder Ausoner über das Meer nach der reichen Insel, „der Korn-
kammer des Mittelmeeres“, der sie ihren heutigen Namen gegeben
haben, verdrängt wurden, ebenso wie die Latiner und Sabiner als die
im Norden wohnenden Ligurer und Gallier der indogermanischen
Völkerfamilie an und standen zu den einwandernden Griechen in ganz
ähnlichem Verhältnis, wie die Pelasger zu den Dorern, Ionern und
Achäern. Die südlichen Stämme waren mehr mit den Iberern, die
nördlichen mehr mit den Galliern verwandt.

An der italischen Küste waren schon in früher Zeit von Osten aus
Kolonieen gegründet worden, welche bedeutende Einwanderung zur
Folge hatten. So stellt sich uns auch bereits dasjenige Volk, welches
zuerst in Italien eine hervorragende politische Rolle spielte, das aber

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[[467]/0489] Italien und die Römer. Die Zentren der Weltherrschaft verschoben sich in der vorchrist- lichen Zeit von Osten nach Westen. Den asiatischen Reichen von Assur, Babylon und Persien folgte die griechisch-makedonische Herr- schaft; dieser die römisch-italische, welche ihre Grenzen noch weiter ausdehnte und fast die ganze damals bekannte Welt umschlang. Spät erst greift Rom in die Geschicke der Welt ein, seine Macht, von einem kleinen Anfangspunkt ausgehend, wuchs so rasch, daſs seine Vorgeschichte sagenhaft ist und die römischen Geschichtschreiber der klassischen Zeit über den Zustand Italiens vor seiner Unterwerfung durch Rom nur weniges und unbestimmtes zu berichten wissen. Die Urbevölkerung Italiens pflegt man teils pelasgisch, teils keltisch zu nennen, womit freilich wenig gesagt ist. Jedenfalls ge- hörten sowohl die Sikuler, welche Süditalien bewohnten und durch die Osker oder Ausoner über das Meer nach der reichen Insel, „der Korn- kammer des Mittelmeeres“, der sie ihren heutigen Namen gegeben haben, verdrängt wurden, ebenso wie die Latiner und Sabiner als die im Norden wohnenden Ligurer und Gallier der indogermanischen Völkerfamilie an und standen zu den einwandernden Griechen in ganz ähnlichem Verhältnis, wie die Pelasger zu den Dorern, Ionern und Achäern. Die südlichen Stämme waren mehr mit den Iberern, die nördlichen mehr mit den Galliern verwandt. An der italischen Küste waren schon in früher Zeit von Osten aus Kolonieen gegründet worden, welche bedeutende Einwanderung zur Folge hatten. So stellt sich uns auch bereits dasjenige Volk, welches zuerst in Italien eine hervorragende politische Rolle spielte, das aber 30*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. [467]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/489>, abgerufen am 17.11.2024.