oben sich zwei dicke Nägel erheben, bestimmt zur Aufnahme des obern Stück Eisens, dessen Dicke und Länge jener des untern gleichkommt. Es hat zwei Löcher, an jedem Ende eins, durch welche von oben die zwei Nägel gehen, um beide miteinander zu verbinden. Sie müssen nämlich mit Hilfe der Feile sehr gut verbunden werden, auf beiden seien Gruben eingegraben und zwar so, dass sie in der Mitte stehen; giebt man auf das grössere das lang- und gleichmässig rund geschlagene Silber oder Gold, so wird der obere Teil des Eisens mit einem gehörnten Hammer stark geschlagen, mit der andern Hand aber das Gold oder Silber gedreht und so bilden sich runde Körner gleich Bohnen; in dem zweiten Loche werden solche wie Erbsen, im dritten wie Linsen und so immer kleinere.
Kapitel X. Von Feilen, an dem untern Teile ausgegraben.
Auch macht man Eisen so zart wie Strohhalme, fingerlang und viereckig, aber an einer Seite breiter. Die Enden, daran die Hand- haben kommen, sind emporgekrümmt, unten aber ist der Länge nach ein Einschnitt gegraben, rund gefeilt wie eine Furche, zu deren beiden Seiten scharf gefeilte Rippen laufen. Mit diesem Eisen feilt man Gold- und Silberdrähte, dicke und feine, wenn auf denselben Körner erscheinen sollen.
Kapitel XI. Von den Grabeisen.
Ferner werden Grabeisen zum Vertiefen also gemacht. Man macht das Eisen (scil. das Instrument) aus reinem Stahl, von der Länge des Mittelfingers, dünn wie ein Strohhalm, aber in der Mitte dicker und es sei viereckig. Das eine Ende stecke in einem Griffe, an dem untern Ende feile man eine Rippe oben zu der untern hinlaufend, die untere aber länger, welche fein gefeilt in eine Spitze ausgehe. Heiss wird es in Wasser gehärtet. Dergestalt macht man mehrerlei, grössere und kleinere. Auch macht man eine andere ebenfalls viereckig, doch breiter und dünn, deren Spitze auf der Breitseite ist, so dass zwei Rippen oben sind und zwei unten, länger und eben. Auch auf diese Art werden mehrere kleinere und grössere gemacht. Endlich fertigt man ein rundes, strohhalmdickes Eisen, dessen Spitze so gefeilt ist, dass die Furche, welches es zieht, rund wird.
Theophilus Presbyter.
oben sich zwei dicke Nägel erheben, bestimmt zur Aufnahme des obern Stück Eisens, dessen Dicke und Länge jener des untern gleichkommt. Es hat zwei Löcher, an jedem Ende eins, durch welche von oben die zwei Nägel gehen, um beide miteinander zu verbinden. Sie müssen nämlich mit Hilfe der Feile sehr gut verbunden werden, auf beiden seien Gruben eingegraben und zwar so, daſs sie in der Mitte stehen; giebt man auf das gröſsere das lang- und gleichmäſsig rund geschlagene Silber oder Gold, so wird der obere Teil des Eisens mit einem gehörnten Hammer stark geschlagen, mit der andern Hand aber das Gold oder Silber gedreht und so bilden sich runde Körner gleich Bohnen; in dem zweiten Loche werden solche wie Erbsen, im dritten wie Linsen und so immer kleinere.
Kapitel X. Von Feilen, an dem untern Teile ausgegraben.
Auch macht man Eisen so zart wie Strohhalme, fingerlang und viereckig, aber an einer Seite breiter. Die Enden, daran die Hand- haben kommen, sind emporgekrümmt, unten aber ist der Länge nach ein Einschnitt gegraben, rund gefeilt wie eine Furche, zu deren beiden Seiten scharf gefeilte Rippen laufen. Mit diesem Eisen feilt man Gold- und Silberdrähte, dicke und feine, wenn auf denselben Körner erscheinen sollen.
Kapitel XI. Von den Grabeisen.
Ferner werden Grabeisen zum Vertiefen also gemacht. Man macht das Eisen (scil. das Instrument) aus reinem Stahl, von der Länge des Mittelfingers, dünn wie ein Strohhalm, aber in der Mitte dicker und es sei viereckig. Das eine Ende stecke in einem Griffe, an dem untern Ende feile man eine Rippe oben zu der untern hinlaufend, die untere aber länger, welche fein gefeilt in eine Spitze ausgehe. Heiſs wird es in Wasser gehärtet. Dergestalt macht man mehrerlei, gröſsere und kleinere. Auch macht man eine andere ebenfalls viereckig, doch breiter und dünn, deren Spitze auf der Breitseite ist, so daſs zwei Rippen oben sind und zwei unten, länger und eben. Auch auf diese Art werden mehrere kleinere und gröſsere gemacht. Endlich fertigt man ein rundes, strohhalmdickes Eisen, dessen Spitze so gefeilt ist, daſs die Furche, welches es zieht, rund wird.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f1004"n="982"/><fwplace="top"type="header">Theophilus Presbyter.</fw><lb/>
oben sich zwei dicke Nägel erheben, bestimmt zur Aufnahme des<lb/>
obern Stück Eisens, dessen Dicke und Länge jener des untern<lb/>
gleichkommt. Es hat zwei Löcher, an jedem Ende eins, durch welche<lb/>
von oben die zwei Nägel gehen, um beide miteinander zu verbinden.<lb/>
Sie müssen nämlich mit Hilfe der Feile sehr gut verbunden werden,<lb/>
auf beiden seien Gruben eingegraben und zwar so, daſs sie in der<lb/>
Mitte stehen; giebt man auf das gröſsere das lang- und gleichmäſsig<lb/>
rund geschlagene Silber oder Gold, so wird der obere Teil des Eisens<lb/>
mit einem gehörnten Hammer stark geschlagen, mit der andern Hand<lb/>
aber das Gold oder Silber gedreht und so bilden sich runde Körner<lb/>
gleich Bohnen; in dem zweiten Loche werden solche wie Erbsen, im<lb/>
dritten wie Linsen und so immer kleinere.</p></div><lb/><divn="5"><head><hirendition="#g">Kapitel</hi> X.<lb/><hirendition="#b"><hirendition="#g">Von Feilen, an dem untern Teile ausgegraben</hi>.</hi></head><lb/><p>Auch macht man Eisen so zart wie Strohhalme, fingerlang und<lb/>
viereckig, aber an einer Seite breiter. Die Enden, daran die Hand-<lb/>
haben kommen, sind emporgekrümmt, unten aber ist der Länge nach<lb/>
ein Einschnitt gegraben, rund gefeilt wie eine Furche, zu deren beiden<lb/>
Seiten scharf gefeilte Rippen laufen. Mit diesem Eisen feilt man<lb/>
Gold- und Silberdrähte, dicke und feine, wenn auf denselben Körner<lb/>
erscheinen sollen.</p></div><lb/><divn="5"><head><hirendition="#g">Kapitel</hi> XI.<lb/><hirendition="#b"><hirendition="#g">Von den Grabeisen</hi>.</hi></head><lb/><p>Ferner werden Grabeisen zum Vertiefen also gemacht. Man macht<lb/>
das Eisen (scil. das Instrument) aus reinem Stahl, von der Länge des<lb/>
Mittelfingers, dünn wie ein Strohhalm, aber in der Mitte dicker und es<lb/>
sei viereckig. Das eine Ende stecke in einem Griffe, an dem untern<lb/>
Ende feile man eine Rippe oben zu der untern hinlaufend, die untere<lb/>
aber länger, welche fein gefeilt in eine Spitze ausgehe. Heiſs wird es<lb/>
in Wasser gehärtet. Dergestalt macht man mehrerlei, gröſsere und<lb/>
kleinere. Auch macht man eine andere ebenfalls viereckig, doch<lb/>
breiter und dünn, deren Spitze auf der Breitseite ist, so daſs zwei<lb/>
Rippen oben sind und zwei unten, länger und eben. Auch auf diese<lb/>
Art werden mehrere kleinere und gröſsere gemacht. Endlich fertigt<lb/>
man ein rundes, strohhalmdickes Eisen, dessen Spitze so gefeilt ist, daſs<lb/>
die Furche, welches es zieht, rund wird.</p></div><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[982/1004]
Theophilus Presbyter.
oben sich zwei dicke Nägel erheben, bestimmt zur Aufnahme des
obern Stück Eisens, dessen Dicke und Länge jener des untern
gleichkommt. Es hat zwei Löcher, an jedem Ende eins, durch welche
von oben die zwei Nägel gehen, um beide miteinander zu verbinden.
Sie müssen nämlich mit Hilfe der Feile sehr gut verbunden werden,
auf beiden seien Gruben eingegraben und zwar so, daſs sie in der
Mitte stehen; giebt man auf das gröſsere das lang- und gleichmäſsig
rund geschlagene Silber oder Gold, so wird der obere Teil des Eisens
mit einem gehörnten Hammer stark geschlagen, mit der andern Hand
aber das Gold oder Silber gedreht und so bilden sich runde Körner
gleich Bohnen; in dem zweiten Loche werden solche wie Erbsen, im
dritten wie Linsen und so immer kleinere.
Kapitel X.
Von Feilen, an dem untern Teile ausgegraben.
Auch macht man Eisen so zart wie Strohhalme, fingerlang und
viereckig, aber an einer Seite breiter. Die Enden, daran die Hand-
haben kommen, sind emporgekrümmt, unten aber ist der Länge nach
ein Einschnitt gegraben, rund gefeilt wie eine Furche, zu deren beiden
Seiten scharf gefeilte Rippen laufen. Mit diesem Eisen feilt man
Gold- und Silberdrähte, dicke und feine, wenn auf denselben Körner
erscheinen sollen.
Kapitel XI.
Von den Grabeisen.
Ferner werden Grabeisen zum Vertiefen also gemacht. Man macht
das Eisen (scil. das Instrument) aus reinem Stahl, von der Länge des
Mittelfingers, dünn wie ein Strohhalm, aber in der Mitte dicker und es
sei viereckig. Das eine Ende stecke in einem Griffe, an dem untern
Ende feile man eine Rippe oben zu der untern hinlaufend, die untere
aber länger, welche fein gefeilt in eine Spitze ausgehe. Heiſs wird es
in Wasser gehärtet. Dergestalt macht man mehrerlei, gröſsere und
kleinere. Auch macht man eine andere ebenfalls viereckig, doch
breiter und dünn, deren Spitze auf der Breitseite ist, so daſs zwei
Rippen oben sind und zwei unten, länger und eben. Auch auf diese
Art werden mehrere kleinere und gröſsere gemacht. Endlich fertigt
man ein rundes, strohhalmdickes Eisen, dessen Spitze so gefeilt ist, daſs
die Furche, welches es zieht, rund wird.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 982. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/1004>, abgerufen am 17.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.