Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.dern an / was zu jhrem Leben wolt dienlich seyn/ vnd glauben/ es werde einem jeden vergolten werden/ nach dem er gehandelt hat: Daher ist ein jeder gemeint sein Leben zu bessern. Dann sie halten dafür/ das seyen die besten Gesetz/ dadurch einer nit reich/ Sondern ehrlicher vnd verständiger werde. Das 53. Cap. Von etlichen wunderbahren/ vornehmen/ herrlichen vnnd berühmbten Thürnen / Amphitheatris/ oder Spielhäusern/ Triumphbögen/ vnd Inscriptionen/ so hin vnnd wider / sonderlich aber der Statt Rohm zusehen. NAch Erzehlung der vornehmen Stätte/ Palläste vnd Kirchen/ auch wunderlicher/ vnd seltzamer Gebräuch vnd Gottesdienst etlicher sonderbahrer Völcker/ als insonderheit der Indianer/ vnnd Egyptier/ in welchen wir vns zwar durch eine zimliche/ lange digression doch verhoffentlich nicht ohne frucht auffgehalten/ wöllen wir vort zum Beschluß schreiten/ von den vornembsten berühmbsten Thürnen/ Spielplätzen/ vnd Triumphbögen kurtze Anmeldung thun. Vnter allen andern Thürnen aber ist sonderlich vnnd vornemblich berühmet/ der Thurn zu Babel/ welchen Nimrod der erste Tyrann vnd Riß erbawet/ damit er die Menschen von der Forcht Gottes abwendet/ vnd zu vnerträglicher Hoffarth verleytet. Demnacher auß gerechtem Vrtheil Gottes die Sprache an jhnen verwirret/ vnnd sie in alle Länder zerstrewet worden. An welchem Orth aber dieser gestanden/ ist nicht allerdings bekandt / der mehrertheil/ vnnd zwar der Warheit zum ähnlichsten/ wöllen dafür halten/ daß er bey der Statt Baldach in Chaldaea gestanden/ welches dann vorzeiten Babylon geheissen. Dann es werde daselbst ein grosses verfallenes Gebäw gesehen/ zu welchem man doch wegen der vergyfften Thier nit hinzu kommen kan. Seine Höhe soll sich in die 1174. Schrit hoch erstrecket haben. Diesem folget in der Höhe der Thurn zu Cremon/ welcher vnter allen andern der Welt zum höchsten/ dessen wir auch droben in Beschreibung der Statt Cremon gedacht. Deßgleichen ist auch sehr berühmet/ wegen seiner höhe vnd köstlichkeit S. Marx Thurn zu Venedig/ der Thurn zu Straßburg/ S. Stephans Thurn zu Wien/ vnd wegen der gedenckwürdigen Geschicht/ der Meußthurn im Rhein/ bey Bingen/ in welchem Bischoff Hatto zu Meyntz von den Meussen soll verzehret seyn worden. dern an / was zu jhrem Leben wolt dienlich seyn/ vnd glauben/ es werde einem jeden vergolten werden/ nach dem er gehandelt hat: Daher ist ein jeder gemeint sein Leben zu bessern. Dann sie halten dafür/ das seyen die besten Gesetz/ dadurch einer nit reich/ Sondern ehrlicher vnd verständiger werde. Das 53. Cap. Von etlichen wunderbahren/ vornehmen/ herrlichen vnnd berühmbten Thürnen / Amphitheatris/ oder Spielhäusern/ Triumphbögen/ vnd Inscriptionen/ so hin vnnd wider / sonderlich aber der Statt Rohm zusehen. NAch Erzehlung der vornehmen Stätte/ Palläste vnd Kirchen/ auch wunderlicher/ vnd seltzamer Gebräuch vnd Gottesdienst etlicher sonderbahrer Völcker/ als insonderheit der Indianer/ vnnd Egyptier/ in welchen wir vns zwar durch eine zimliche/ lange digression doch verhoffentlich nicht ohne frucht auffgehalten/ wöllen wir vort zum Beschluß schreiten/ von den vornembsten berühmbsten Thürnen/ Spielplätzen/ vnd Triumphbögen kurtze Anmeldung thun. Vnter allen andern Thürnen aber ist sonderlich vnnd vornemblich berühmet/ der Thurn zu Babel/ welchen Nimrod der erste Tyrann vnd Riß erbawet/ damit er die Menschen von der Forcht Gottes abwendet/ vñ zu vnerträglicher Hoffarth verleytet. Demnacher auß gerechtem Vrtheil Gottes die Sprache an jhnen verwirret/ vnnd sie in alle Länder zerstrewet worden. An welchem Orth aber dieser gestanden/ ist nicht allerdings bekandt / der mehrertheil/ vnnd zwar der Warheit zum ähnlichsten/ wöllen dafür halten/ daß er bey der Statt Baldach in Chaldaea gestanden/ welches dann vorzeiten Babylon geheissen. Dañ es werde daselbst ein grosses verfallenes Gebäw gesehen/ zu welchem man doch wegen der vergyfften Thier nit hinzu kommen kan. Seine Höhe soll sich in die 1174. Schrit hoch erstrecket haben. Diesem folget in der Höhe der Thurn zu Cremon/ welcher vnter allen andern der Welt zum höchsten/ dessen wir auch droben in Beschreibung der Statt Cremon gedacht. Deßgleichen ist auch sehr berühmet/ wegen seiner höhe vnd köstlichkeit S. Marx Thurn zu Venedig/ der Thurn zu Straßburg/ S. Stephans Thurn zu Wien/ vnd wegen der gedenckwürdigen Geschicht/ der Meußthurn im Rhein/ bey Bingen/ in welchem Bischoff Hatto zu Meyntz von den Meussen soll verzehret seyn worden. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0711" n="691"/> dern an / was zu jhrem Leben wolt dienlich seyn/ vnd glauben/ es werde einem jeden vergolten werden/ nach dem er gehandelt hat: Daher ist ein jeder gemeint sein Leben zu bessern. Dann sie halten dafür/ das seyen die besten Gesetz/ dadurch einer nit reich/ Sondern ehrlicher vnd verständiger werde.</p> </div> <div> <head>Das 53. Cap.</head> <p>Von etlichen wunderbahren/ vornehmen/ herrlichen vnnd berühmbten Thürnen / Amphitheatris/ oder Spielhäusern/ Triumphbögen/ vnd Inscriptionen/ so hin vnnd wider / sonderlich aber der Statt Rohm zusehen.</p> <p>NAch Erzehlung der vornehmen Stätte/ Palläste vnd Kirchen/ auch wunderlicher/ vnd seltzamer Gebräuch vnd Gottesdienst etlicher sonderbahrer Völcker/ als insonderheit der Indianer/ vnnd Egyptier/ in welchen wir vns zwar durch eine zimliche/ lange digression doch verhoffentlich nicht ohne frucht auffgehalten/ wöllen wir vort zum Beschluß schreiten/ von den vornembsten berühmbsten Thürnen/ Spielplätzen/ vnd Triumphbögen kurtze Anmeldung thun.</p> <p>Vnter allen andern Thürnen aber ist sonderlich vnnd vornemblich berühmet/ der Thurn zu Babel/ welchen Nimrod der erste Tyrann vnd Riß erbawet/ damit er die Menschen von der Forcht Gottes abwendet/ vñ zu vnerträglicher Hoffarth verleytet. Demnacher auß gerechtem Vrtheil Gottes die Sprache an jhnen verwirret/ vnnd sie in alle Länder zerstrewet worden. An welchem Orth aber dieser gestanden/ ist nicht allerdings bekandt / der mehrertheil/ vnnd zwar der Warheit zum ähnlichsten/ wöllen dafür halten/ daß er bey der Statt Baldach in Chaldaea gestanden/ welches dann vorzeiten Babylon geheissen. Dañ es werde daselbst ein grosses verfallenes Gebäw gesehen/ zu welchem man doch wegen der vergyfften Thier nit hinzu kommen kan. Seine Höhe soll sich in die 1174. Schrit hoch erstrecket haben.</p> <p>Diesem folget in der Höhe der Thurn zu Cremon/ welcher vnter allen andern der Welt zum höchsten/ dessen wir auch droben in Beschreibung der Statt Cremon gedacht.</p> <p>Deßgleichen ist auch sehr berühmet/ wegen seiner höhe vnd köstlichkeit S. Marx Thurn zu Venedig/ der Thurn zu Straßburg/ S. Stephans Thurn zu Wien/ vnd wegen der gedenckwürdigen Geschicht/ der Meußthurn im Rhein/ bey Bingen/ in welchem Bischoff Hatto zu Meyntz von den Meussen soll verzehret seyn worden.</p> </div> </body> </text> </TEI> [691/0711]
dern an / was zu jhrem Leben wolt dienlich seyn/ vnd glauben/ es werde einem jeden vergolten werden/ nach dem er gehandelt hat: Daher ist ein jeder gemeint sein Leben zu bessern. Dann sie halten dafür/ das seyen die besten Gesetz/ dadurch einer nit reich/ Sondern ehrlicher vnd verständiger werde.
Das 53. Cap. Von etlichen wunderbahren/ vornehmen/ herrlichen vnnd berühmbten Thürnen / Amphitheatris/ oder Spielhäusern/ Triumphbögen/ vnd Inscriptionen/ so hin vnnd wider / sonderlich aber der Statt Rohm zusehen.
NAch Erzehlung der vornehmen Stätte/ Palläste vnd Kirchen/ auch wunderlicher/ vnd seltzamer Gebräuch vnd Gottesdienst etlicher sonderbahrer Völcker/ als insonderheit der Indianer/ vnnd Egyptier/ in welchen wir vns zwar durch eine zimliche/ lange digression doch verhoffentlich nicht ohne frucht auffgehalten/ wöllen wir vort zum Beschluß schreiten/ von den vornembsten berühmbsten Thürnen/ Spielplätzen/ vnd Triumphbögen kurtze Anmeldung thun.
Vnter allen andern Thürnen aber ist sonderlich vnnd vornemblich berühmet/ der Thurn zu Babel/ welchen Nimrod der erste Tyrann vnd Riß erbawet/ damit er die Menschen von der Forcht Gottes abwendet/ vñ zu vnerträglicher Hoffarth verleytet. Demnacher auß gerechtem Vrtheil Gottes die Sprache an jhnen verwirret/ vnnd sie in alle Länder zerstrewet worden. An welchem Orth aber dieser gestanden/ ist nicht allerdings bekandt / der mehrertheil/ vnnd zwar der Warheit zum ähnlichsten/ wöllen dafür halten/ daß er bey der Statt Baldach in Chaldaea gestanden/ welches dann vorzeiten Babylon geheissen. Dañ es werde daselbst ein grosses verfallenes Gebäw gesehen/ zu welchem man doch wegen der vergyfften Thier nit hinzu kommen kan. Seine Höhe soll sich in die 1174. Schrit hoch erstrecket haben.
Diesem folget in der Höhe der Thurn zu Cremon/ welcher vnter allen andern der Welt zum höchsten/ dessen wir auch droben in Beschreibung der Statt Cremon gedacht.
Deßgleichen ist auch sehr berühmet/ wegen seiner höhe vnd köstlichkeit S. Marx Thurn zu Venedig/ der Thurn zu Straßburg/ S. Stephans Thurn zu Wien/ vnd wegen der gedenckwürdigen Geschicht/ der Meußthurn im Rhein/ bey Bingen/ in welchem Bischoff Hatto zu Meyntz von den Meussen soll verzehret seyn worden.
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Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/711>, abgerufen am 03.03.2025. |