will, und daß er auf den einmal bearbeiteten Boden mit dem Holzsaamen Stauden- korn und Hafer (oder ein anderes Sommergetreide) zugleich aussäet, um im ersten Jahre noch Lezteres, im zweiten das Staudenkorn ernten zu können, noch ehe man an das Aussetzen der Bäume geht. Es ist nicht zu läugnen, daß diese Betriebs- systeme in unserer Zeit bei zunehmender Bevölkerung alle drei einer großen Auf- merksamkeit sehr werth sind, besonders da ihre Begründer selbst zugeben, daß sie nicht gerade überall und in allen Waldungen, aber auf einem sehr bedeutenden Theile des jetzigen Waldbodens in Gebirgsländern anwendbar sind.
§. 263. 2) Forstbeschreibung oder Forststatistik.
Während bei der Landwirthschaftslehre (§. 212.) dieser Theil der Betriebslehre sich für die Einführung einer Wirthschafts- methode, für Verkauf und Verpachtung gleich nützlich zeigt, so findet dasselbe auch bei der Forstwirthschaft Statt, nur mit dem Unterschiede, daß er in dieser die Natur der Statistik annimmt, da es Jahrhunderte dauert, bis die Umtriebszeit vollendet ist, und da die Resultate stets als solche eines Versuches erscheinen und den Forstwirth für die Einführung des nächsten Systemes bestim- men können. Die Forststatistik, welche diesen Namen um so mehr verdient, wenn sie sich über alle Waldungen des Landes erstreckt, wird daher den Forst in physikalischer (Grenze, Lage, Boden, Klima, Vegetation) und in ökonomischer Hinsicht (Eigen- thümer, Bestand, Betriebsart, Wirthschaftsmethode, Alter, Ma- terialbestand, Zuwachs, Aufwand, Material- und Geldeinnahme, Absatz, Transportmittel, Gerechtigkeiten und Pflichtigkeiten) be- schreiben, je nach den periodisch vorgehenden Veränderungen. Es ist also nöthig, daß man Grenz-, Forst- und Bestandscharten fertigt. Sind die Resultate bekannt genug, um sich für eine Kulturmethode danach entscheiden zu können, so verfertigt man a) den Forstkulturplan, nach welchem die Kulturgeschäfte ge- leitet werden, und in welchem nach näherer Angabe des Platzes, seines Zustandes, des bezweckten Kulturvorschlages, der Flächen- raum, der zur Saat oder Pflanzung verwendet werden soll, bestimmt und ein Ueberschlag des Kulturaufwandes für Arbeit, Saat, Pflanzung u. dgl. gemacht wird. b) Den Forstfällungsplan, welcher aus der Wirthschafts- und Betriebsmethode hervorgeht. Derselbe bezeichnet die Schläge, ihren Bestand, die anzulegende Wirthschafts- und Betriebsmethode, den Hieb, die Größe der Schläge, einen Ueberschlag des Materialertrages, der Sortirung und Verwendung des Holzes nebst den wahrscheinlichen Holzpreisen, also auch einen Geldüberschlag.
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will, und daß er auf den einmal bearbeiteten Boden mit dem Holzſaamen Stauden- korn und Hafer (oder ein anderes Sommergetreide) zugleich ausſäet, um im erſten Jahre noch Lezteres, im zweiten das Staudenkorn ernten zu können, noch ehe man an das Ausſetzen der Bäume geht. Es iſt nicht zu läugnen, daß dieſe Betriebs- ſyſteme in unſerer Zeit bei zunehmender Bevölkerung alle drei einer großen Auf- merkſamkeit ſehr werth ſind, beſonders da ihre Begründer ſelbſt zugeben, daß ſie nicht gerade überall und in allen Waldungen, aber auf einem ſehr bedeutenden Theile des jetzigen Waldbodens in Gebirgsländern anwendbar ſind.
§. 263. 2) Forſtbeſchreibung oder Forſtſtatiſtik.
Während bei der Landwirthſchaftslehre (§. 212.) dieſer Theil der Betriebslehre ſich für die Einführung einer Wirthſchafts- methode, für Verkauf und Verpachtung gleich nützlich zeigt, ſo findet daſſelbe auch bei der Forſtwirthſchaft Statt, nur mit dem Unterſchiede, daß er in dieſer die Natur der Statiſtik annimmt, da es Jahrhunderte dauert, bis die Umtriebszeit vollendet iſt, und da die Reſultate ſtets als ſolche eines Verſuches erſcheinen und den Forſtwirth für die Einführung des nächſten Syſtemes beſtim- men können. Die Forſtſtatiſtik, welche dieſen Namen um ſo mehr verdient, wenn ſie ſich über alle Waldungen des Landes erſtreckt, wird daher den Forſt in phyſikaliſcher (Grenze, Lage, Boden, Klima, Vegetation) und in ökonomiſcher Hinſicht (Eigen- thümer, Beſtand, Betriebsart, Wirthſchaftsmethode, Alter, Ma- terialbeſtand, Zuwachs, Aufwand, Material- und Geldeinnahme, Abſatz, Transportmittel, Gerechtigkeiten und Pflichtigkeiten) be- ſchreiben, je nach den periodiſch vorgehenden Veränderungen. Es iſt alſo nöthig, daß man Grenz-, Forſt- und Beſtandscharten fertigt. Sind die Reſultate bekannt genug, um ſich für eine Kulturmethode danach entſcheiden zu können, ſo verfertigt man a) den Forſtkulturplan, nach welchem die Kulturgeſchäfte ge- leitet werden, und in welchem nach näherer Angabe des Platzes, ſeines Zuſtandes, des bezweckten Kulturvorſchlages, der Flächen- raum, der zur Saat oder Pflanzung verwendet werden ſoll, beſtimmt und ein Ueberſchlag des Kulturaufwandes für Arbeit, Saat, Pflanzung u. dgl. gemacht wird. b) Den Forſtfällungsplan, welcher aus der Wirthſchafts- und Betriebsmethode hervorgeht. Derſelbe bezeichnet die Schläge, ihren Beſtand, die anzulegende Wirthſchafts- und Betriebsmethode, den Hieb, die Größe der Schläge, einen Ueberſchlag des Materialertrages, der Sortirung und Verwendung des Holzes nebſt den wahrſcheinlichen Holzpreiſen, alſo auch einen Geldüberſchlag.
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⁷⁾ will, und daß er auf den einmal bearbeiteten Boden mit dem Holzſaamen Stauden-
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Jahre noch Lezteres, im zweiten das Staudenkorn ernten zu können, noch ehe man
an das Ausſetzen der Bäume geht. Es iſt nicht zu läugnen, daß dieſe Betriebs-
ſyſteme in unſerer Zeit bei zunehmender Bevölkerung alle drei einer großen Auf-
merkſamkeit ſehr werth ſind, beſonders da ihre Begründer ſelbſt zugeben, daß ſie
nicht gerade überall und in allen Waldungen, aber auf einem ſehr bedeutenden
Theile des jetzigen Waldbodens in Gebirgsländern anwendbar ſind.
§. 263.
2) Forſtbeſchreibung oder Forſtſtatiſtik.
Während bei der Landwirthſchaftslehre (§. 212.) dieſer Theil
der Betriebslehre ſich für die Einführung einer Wirthſchafts-
methode, für Verkauf und Verpachtung gleich nützlich zeigt, ſo
findet daſſelbe auch bei der Forſtwirthſchaft Statt, nur mit dem
Unterſchiede, daß er in dieſer die Natur der Statiſtik annimmt,
da es Jahrhunderte dauert, bis die Umtriebszeit vollendet iſt, und
da die Reſultate ſtets als ſolche eines Verſuches erſcheinen und
den Forſtwirth für die Einführung des nächſten Syſtemes beſtim-
men können. Die Forſtſtatiſtik, welche dieſen Namen um ſo
mehr verdient, wenn ſie ſich über alle Waldungen des Landes
erſtreckt, wird daher den Forſt in phyſikaliſcher (Grenze, Lage,
Boden, Klima, Vegetation) und in ökonomiſcher Hinſicht (Eigen-
thümer, Beſtand, Betriebsart, Wirthſchaftsmethode, Alter, Ma-
terialbeſtand, Zuwachs, Aufwand, Material- und Geldeinnahme,
Abſatz, Transportmittel, Gerechtigkeiten und Pflichtigkeiten) be-
ſchreiben, je nach den periodiſch vorgehenden Veränderungen. Es
iſt alſo nöthig, daß man Grenz-, Forſt- und Beſtandscharten
fertigt. Sind die Reſultate bekannt genug, um ſich für eine
Kulturmethode danach entſcheiden zu können, ſo verfertigt man
a) den Forſtkulturplan, nach welchem die Kulturgeſchäfte ge-
leitet werden, und in welchem nach näherer Angabe des Platzes,
ſeines Zuſtandes, des bezweckten Kulturvorſchlages, der Flächen-
raum, der zur Saat oder Pflanzung verwendet werden ſoll, beſtimmt
und ein Ueberſchlag des Kulturaufwandes für Arbeit, Saat,
Pflanzung u. dgl. gemacht wird. b) Den Forſtfällungsplan,
welcher aus der Wirthſchafts- und Betriebsmethode hervorgeht.
Derſelbe bezeichnet die Schläge, ihren Beſtand, die anzulegende
Wirthſchafts- und Betriebsmethode, den Hieb, die Größe der
Schläge, einen Ueberſchlag des Materialertrages, der Sortirung
und Verwendung des Holzes nebſt den wahrſcheinlichen Holzpreiſen,
alſo auch einen Geldüberſchlag.
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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/345>, abgerufen am 22.12.2024.
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