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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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V. Von der Schweinezucht.
§. 202.

1) Rassen der Schweine. Man unterscheidet das euro-
päische und chinesische Schwein, obgleich sie nur Abarten des
Schweines sind. Das Leztere ist schwarz, klein, hat einen tiefen
Leib und sehr kurze Beine. Das Erstere ist von verschiedener Form
und Farbe, immer aber höher auf den Beinen und länger.

2) Zweck der Schweinezucht. Man zieht das Schwein
des Fleisches und Fettes wegen, entweder zum eigenen Gebrauche
oder zum Verkaufe. Darum mästet man dasselbe. Die Mästung
fällt zwischen das erste halbe und die ersten 2 Jahre, besser als
ins dritte und vierte Jahr, weil es nicht darauf berechnet ist, auf
einem Landgute überhaupt große Schweine zu mästen. Die Schweine
werden darum in der Jugend kastrirt. Den Anfang der Mästung
machen Wurzeln und Knollen, das Ende aber Getreide, Schrot
und Mehl, im gekochten oder gegohrenen Zustande1).

3) Zucht der Schweine. Schon mit einem Alter von 3/4
Jahren sind die Schweine zur Paarung brauchbar. Man rechnet
auf 10 derselben einen Eber. Das Mutterschwein geht 16 Wochen
trächtig, und wirft jährlich in zwei Würfen 10-15 Jungen
(Ferkel). Zuchtferkel saugen bis zu 8 Wochen, Schlachtferkel
höchstens 4 Wochen an der Mutter. Man füttert sie mit Abfällen
von der Küche, von Brennereien, Brauereien, mit Getreide, Kar-
toffeln, Rüben, und schickt sie auf die Weide, besonders in Moor-
und Bruchweiden2).

4) Krankheiten der Schweine. Sie können größtentheils
durch Aufmerksamkeit in der Pflege verhütet werden, und sind:
die Bräune, die Finnen und der Grind3).

1) Man unterscheidet auch eine halbe und ganze Mästung. Sehr interessante
Versuche über Schweinemästung bei Young Annalen. I. 246. III. 167.
2) Es erhält: Schwein größerer Rasse täglich 1 Metze Kartoffeln und 1/4 Sch.
Spreu, ein trächtiges oder säugendes Mutterschwein Milch, Kleie, Schrot als Zu-
lage, und 4wöchige Ferkel 21/2 Pfund Milch.
3) S. über Schweinezucht besonders: Gotthard, das Ganze der Schweine-
zucht. Altona 1798. Gaudich Schweinezucht. Leipzig 1802. Viborg, Anleitung
zur Erziehung des Schweins. Kopenh. 1806. Mästung und Zuzucht der Schweine.
Nordhausen 1828. Dietrichs, Von der Zucht der Schweine. Leipzig 1832.
VI. Von der Federviehzucht.
§. 203.

Die Federviehzucht hängt ganz von der Oertlichkeit ab. Man
zieht gewöhnlich Enten, Gänse, Hühner, Puter und Tauben.

V. Von der Schweinezucht.
§. 202.

1) Raſſen der Schweine. Man unterſcheidet das euro-
päiſche und chineſiſche Schwein, obgleich ſie nur Abarten des
Schweines ſind. Das Leztere iſt ſchwarz, klein, hat einen tiefen
Leib und ſehr kurze Beine. Das Erſtere iſt von verſchiedener Form
und Farbe, immer aber höher auf den Beinen und länger.

2) Zweck der Schweinezucht. Man zieht das Schwein
des Fleiſches und Fettes wegen, entweder zum eigenen Gebrauche
oder zum Verkaufe. Darum mäſtet man daſſelbe. Die Mäſtung
fällt zwiſchen das erſte halbe und die erſten 2 Jahre, beſſer als
ins dritte und vierte Jahr, weil es nicht darauf berechnet iſt, auf
einem Landgute überhaupt große Schweine zu mäſten. Die Schweine
werden darum in der Jugend kaſtrirt. Den Anfang der Mäſtung
machen Wurzeln und Knollen, das Ende aber Getreide, Schrot
und Mehl, im gekochten oder gegohrenen Zuſtande1).

3) Zucht der Schweine. Schon mit einem Alter von ¾
Jahren ſind die Schweine zur Paarung brauchbar. Man rechnet
auf 10 derſelben einen Eber. Das Mutterſchwein geht 16 Wochen
trächtig, und wirft jährlich in zwei Würfen 10–15 Jungen
(Ferkel). Zuchtferkel ſaugen bis zu 8 Wochen, Schlachtferkel
höchſtens 4 Wochen an der Mutter. Man füttert ſie mit Abfällen
von der Küche, von Brennereien, Brauereien, mit Getreide, Kar-
toffeln, Rüben, und ſchickt ſie auf die Weide, beſonders in Moor-
und Bruchweiden2).

4) Krankheiten der Schweine. Sie können größtentheils
durch Aufmerkſamkeit in der Pflege verhütet werden, und ſind:
die Bräune, die Finnen und der Grind3).

1) Man unterſcheidet auch eine halbe und ganze Mäſtung. Sehr intereſſante
Verſuche über Schweinemäſtung bei Young Annalen. I. 246. III. 167.
2) Es erhält: Schwein größerer Raſſe täglich 1 Metze Kartoffeln und ¼ Sch.
Spreu, ein trächtiges oder ſäugendes Mutterſchwein Milch, Kleie, Schrot als Zu-
lage, und 4wöchige Ferkel 2½ Pfund Milch.
3) S. über Schweinezucht beſonders: Gotthard, das Ganze der Schweine-
zucht. Altona 1798. Gaudich Schweinezucht. Leipzig 1802. Viborg, Anleitung
zur Erziehung des Schweins. Kopenh. 1806. Mäſtung und Zuzucht der Schweine.
Nordhauſen 1828. Dietrichs, Von der Zucht der Schweine. Leipzig 1832.
VI. Von der Federviehzucht.
§. 203.

Die Federviehzucht hängt ganz von der Oertlichkeit ab. Man
zieht gewöhnlich Enten, Gänſe, Hühner, Puter und Tauben.

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[250/0272] V. Von der Schweinezucht. §. 202. 1) Raſſen der Schweine. Man unterſcheidet das euro- päiſche und chineſiſche Schwein, obgleich ſie nur Abarten des Schweines ſind. Das Leztere iſt ſchwarz, klein, hat einen tiefen Leib und ſehr kurze Beine. Das Erſtere iſt von verſchiedener Form und Farbe, immer aber höher auf den Beinen und länger. 2) Zweck der Schweinezucht. Man zieht das Schwein des Fleiſches und Fettes wegen, entweder zum eigenen Gebrauche oder zum Verkaufe. Darum mäſtet man daſſelbe. Die Mäſtung fällt zwiſchen das erſte halbe und die erſten 2 Jahre, beſſer als ins dritte und vierte Jahr, weil es nicht darauf berechnet iſt, auf einem Landgute überhaupt große Schweine zu mäſten. Die Schweine werden darum in der Jugend kaſtrirt. Den Anfang der Mäſtung machen Wurzeln und Knollen, das Ende aber Getreide, Schrot und Mehl, im gekochten oder gegohrenen Zuſtande1). 3) Zucht der Schweine. Schon mit einem Alter von ¾ Jahren ſind die Schweine zur Paarung brauchbar. Man rechnet auf 10 derſelben einen Eber. Das Mutterſchwein geht 16 Wochen trächtig, und wirft jährlich in zwei Würfen 10–15 Jungen (Ferkel). Zuchtferkel ſaugen bis zu 8 Wochen, Schlachtferkel höchſtens 4 Wochen an der Mutter. Man füttert ſie mit Abfällen von der Küche, von Brennereien, Brauereien, mit Getreide, Kar- toffeln, Rüben, und ſchickt ſie auf die Weide, beſonders in Moor- und Bruchweiden2). 4) Krankheiten der Schweine. Sie können größtentheils durch Aufmerkſamkeit in der Pflege verhütet werden, und ſind: die Bräune, die Finnen und der Grind3). ¹⁾ Man unterſcheidet auch eine halbe und ganze Mäſtung. Sehr intereſſante Verſuche über Schweinemäſtung bei Young Annalen. I. 246. III. 167. ²⁾ Es erhält: Schwein größerer Raſſe täglich 1 Metze Kartoffeln und ¼ Sch. Spreu, ein trächtiges oder ſäugendes Mutterſchwein Milch, Kleie, Schrot als Zu- lage, und 4wöchige Ferkel 2½ Pfund Milch. ³⁾ S. über Schweinezucht beſonders: Gotthard, das Ganze der Schweine- zucht. Altona 1798. Gaudich Schweinezucht. Leipzig 1802. Viborg, Anleitung zur Erziehung des Schweins. Kopenh. 1806. Mäſtung und Zuzucht der Schweine. Nordhauſen 1828. Dietrichs, Von der Zucht der Schweine. Leipzig 1832. VI. Von der Federviehzucht. §. 203. Die Federviehzucht hängt ganz von der Oertlichkeit ab. Man zieht gewöhnlich Enten, Gänſe, Hühner, Puter und Tauben.

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/272>, abgerufen am 21.11.2024.