Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
4) Unter der großen Anzahl von Pflügen ist der belgische oder Schwerzi-
sche der beste. J. N. Schwerz, Anleit. zur Kenntniß der belg. Landw. I. 81.
Desselben landw. Mittheilungen. I. 160. Wo man den Pflug nicht anwenden
kann, wird das Land umgegraben; die Größe der Leistung richtet sich unter übrigens
gleichen Umständen nach der Festigkeit des Landes und der Tiefe des Grabens. Ein
Mann vermag umzugraben in einem Arbeitstage
v. 9 Stunden v. 10 Stund. v. 11 Stund.
in zähem Thonboden 7° 71/2° 81/4°
in zähem Lehmboden 9° 10° 11°
in zähem Sandboden 111/4° 121/2° 133/4°
Eine Frau aber überall ungefähr 2-3° weniger.
§. 142.
Fortsetzung. Das Pflügen insbesondere.

Was insbesondere das Pflügen betrifft, so hat man dabei
zu unterscheiden: 1) Die Tiefe desselben. Sie richtet sich nach
der Beschaffenheit des Bodens und nach der Natur der Pflanzen;
nach der Lezteren, in soferne als die Pflanzen verschieden zart und
ihre Wurzeln verschieden lang sind, nach der Ersteren, in soferne
als der Boden verschieden tief und der Untergrund verschiedenartig
ist. Die eigentliche Dammerde muß stets umgepflügt werden, der
Untergrund ist aber nur dann aufzupflügen, wenn er die Acker-
krume verbessern kann und soll, oder wenn er der Pflanzenwurzeln
wegen gelockert werden muß1). 2) Die Form der Ackerfläche
durch das Pflügen. Man pflügt im Allgemeinen entweder zusam-
men, wenn der Acker durch zwei Furchen begrenzt ein gewölbtes
Beet bilden soll, oder auseinander, wenn er in der Mitte durch
eine Furche getheilt zwei nach entgegengesetzten Seiten der Quere
abhängige Beete bildet. Man hat aber noch besondere andere
Formen davon2). Die erforderliche Form des Pflügens richtet
sich nach der Lage und physischen Beschaffenheit des Bodens. Die
Vertheilung der fruchtbaren Erde und die Ableitung des Wassers
bestimmt die Wahl der Form. Denn was hierin von der Natur
versagt ist, soll durch das Pflügen bewirkt werden. 3) Die Zeit
des Pflügens. Zu jeder neuen Frucht ist dasselbe nöthig. Ob der
Boden hierzu mehr als einmal gepflügt werden soll, hängt davon
ab, ob die Lockerung, Wendung und hierdurch die Sättigung des
Bodens aus der Luft und den Düngemitteln nach einer Pflügung
hinreichend ist oder nicht3). Es beruht hierauf das Wesen der
Brache.

1) Man unterscheidet mit Burger ein seichtes (5'' tiefes), mittleres (6''
tiefes) und tiefes Pflügen (über 6'' tief), aber mit Thaer ein flaches (2-4''
tiefes), ein mittleres (4-7'' tiefes), tiefes (8-12'') und ein noch tieferes
(das sogenannte Rajolen). Burger Lehrb. I. 227. Thaer rat. Landw. III. 89.
4) Unter der großen Anzahl von Pflügen iſt der belgiſche oder Schwerzi-
ſche der beſte. J. N. Schwerz, Anleit. zur Kenntniß der belg. Landw. I. 81.
Deſſelben landw. Mittheilungen. I. 160. Wo man den Pflug nicht anwenden
kann, wird das Land umgegraben; die Größe der Leiſtung richtet ſich unter übrigens
gleichen Umſtänden nach der Feſtigkeit des Landes und der Tiefe des Grabens. Ein
Mann vermag umzugraben in einem Arbeitstage
v. 9 Stunden v. 10 Stund. v. 11 Stund.
in zähem Thonboden 7° ̺͆ 7½° ̺͆ 8¼° ̺͆
in zähem Lehmboden 9° ̺͆ 10° ̺͆ 11° ̺͆
in zähem Sandboden 11¼° ̺͆ 12½° ̺͆ 13¾° ̺͆
Eine Frau aber überall ungefähr 2–3° ̺͆ weniger.
§. 142.
Fortſetzung. Das Pflügen insbeſondere.

Was insbeſondere das Pflügen betrifft, ſo hat man dabei
zu unterſcheiden: 1) Die Tiefe deſſelben. Sie richtet ſich nach
der Beſchaffenheit des Bodens und nach der Natur der Pflanzen;
nach der Lezteren, in ſoferne als die Pflanzen verſchieden zart und
ihre Wurzeln verſchieden lang ſind, nach der Erſteren, in ſoferne
als der Boden verſchieden tief und der Untergrund verſchiedenartig
iſt. Die eigentliche Dammerde muß ſtets umgepflügt werden, der
Untergrund iſt aber nur dann aufzupflügen, wenn er die Acker-
krume verbeſſern kann und ſoll, oder wenn er der Pflanzenwurzeln
wegen gelockert werden muß1). 2) Die Form der Ackerfläche
durch das Pflügen. Man pflügt im Allgemeinen entweder zuſam-
men, wenn der Acker durch zwei Furchen begrenzt ein gewölbtes
Beet bilden ſoll, oder auseinander, wenn er in der Mitte durch
eine Furche getheilt zwei nach entgegengeſetzten Seiten der Quere
abhängige Beete bildet. Man hat aber noch beſondere andere
Formen davon2). Die erforderliche Form des Pflügens richtet
ſich nach der Lage und phyſiſchen Beſchaffenheit des Bodens. Die
Vertheilung der fruchtbaren Erde und die Ableitung des Waſſers
beſtimmt die Wahl der Form. Denn was hierin von der Natur
verſagt iſt, ſoll durch das Pflügen bewirkt werden. 3) Die Zeit
des Pflügens. Zu jeder neuen Frucht iſt daſſelbe nöthig. Ob der
Boden hierzu mehr als einmal gepflügt werden ſoll, hängt davon
ab, ob die Lockerung, Wendung und hierdurch die Sättigung des
Bodens aus der Luft und den Düngemitteln nach einer Pflügung
hinreichend iſt oder nicht3). Es beruht hierauf das Weſen der
Brache.

1) Man unterſcheidet mit Burger ein ſeichtes (5'' tiefes), mittleres (6''
tiefes) und tiefes Pflügen (über 6'' tief), aber mit Thaer ein flaches (2–4''
tiefes), ein mittleres (4–7'' tiefes), tiefes (8–12'') und ein noch tieferes
(das ſogenannte Rajolen). Burger Lehrb. I. 227. Thaer rat. Landw. III. 89.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <div n="11">
                            <div n="12">
                              <pb facs="#f0198" n="176"/>
                              <note place="end" n="4)"><p>Unter der großen Anzahl von Pflügen i&#x017F;t der <hi rendition="#g">belgi&#x017F;che</hi> oder <hi rendition="#g">Schwerzi</hi>-<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;che</hi> der be&#x017F;te. J. N. <hi rendition="#g">Schwerz</hi>, Anleit. zur Kenntniß der belg. Landw. I. 81.<lb/><hi rendition="#g">De&#x017F;&#x017F;elben</hi> landw. Mittheilungen. I. 160. Wo man den Pflug nicht anwenden<lb/>
kann, wird das Land umgegraben; die Größe der Lei&#x017F;tung richtet &#x017F;ich unter übrigens<lb/>
gleichen Um&#x017F;tänden nach der Fe&#x017F;tigkeit des Landes und der Tiefe des Grabens. Ein<lb/>
Mann vermag umzugraben in einem Arbeitstage</p><lb/><p><hi rendition="#et">v. 9 Stunden v. 10 Stund. v. 11 Stund.</hi></p><lb/><p><hi rendition="#et">in zähem Thonboden 7° &#x033A;&#x0346; 7½° &#x033A;&#x0346; 8¼° &#x033A;&#x0346;</hi></p><lb/><p><hi rendition="#et">in zähem Lehmboden 9° &#x033A;&#x0346; 10° &#x033A;&#x0346; 11° &#x033A;&#x0346;</hi></p><lb/><p><hi rendition="#et">in zähem Sandboden 11¼° &#x033A;&#x0346; 12½° &#x033A;&#x0346; 13¾° &#x033A;&#x0346;</hi></p><lb/>
Eine Frau aber überall ungefähr 2&#x2013;&#x033A;&#x0346; weniger.</note>
                            </div><lb/>
                            <div n="12">
                              <head> <hi rendition="#c">§. 142.<lb/>
Fort&#x017F;etzung. <hi rendition="#g">Das Pflügen insbe&#x017F;ondere</hi>.</hi> </head><lb/>
                              <p>Was insbe&#x017F;ondere das <hi rendition="#g">Pflügen</hi> betrifft, &#x017F;o hat man dabei<lb/>
zu unter&#x017F;cheiden: 1) Die <hi rendition="#g">Tiefe</hi> de&#x017F;&#x017F;elben. Sie richtet &#x017F;ich nach<lb/>
der Be&#x017F;chaffenheit des Bodens und nach der Natur der Pflanzen;<lb/>
nach der Lezteren, in &#x017F;oferne als die Pflanzen ver&#x017F;chieden zart und<lb/>
ihre Wurzeln ver&#x017F;chieden lang &#x017F;ind, nach der Er&#x017F;teren, in &#x017F;oferne<lb/>
als der Boden ver&#x017F;chieden tief und der Untergrund ver&#x017F;chiedenartig<lb/>
i&#x017F;t. Die eigentliche Dammerde muß &#x017F;tets umgepflügt werden, der<lb/>
Untergrund i&#x017F;t aber nur dann aufzupflügen, wenn er die Acker-<lb/>
krume verbe&#x017F;&#x017F;ern kann und &#x017F;oll, oder wenn er der Pflanzenwurzeln<lb/>
wegen gelockert werden muß<hi rendition="#sup">1</hi>). 2) Die <hi rendition="#g">Form</hi> der Ackerfläche<lb/>
durch das Pflügen. Man pflügt im Allgemeinen entweder <hi rendition="#g">zu&#x017F;am</hi>-<lb/><hi rendition="#g">men</hi>, wenn der Acker durch zwei Furchen begrenzt ein gewölbtes<lb/>
Beet bilden &#x017F;oll, oder <hi rendition="#g">auseinander</hi>, wenn er in der Mitte durch<lb/>
eine Furche getheilt zwei nach entgegenge&#x017F;etzten Seiten der Quere<lb/>
abhängige Beete bildet. Man hat aber noch be&#x017F;ondere andere<lb/>
Formen davon<hi rendition="#sup">2</hi>). Die erforderliche Form des Pflügens richtet<lb/>
&#x017F;ich nach der Lage und phy&#x017F;i&#x017F;chen Be&#x017F;chaffenheit des Bodens. Die<lb/>
Vertheilung der fruchtbaren Erde und die Ableitung des Wa&#x017F;&#x017F;ers<lb/>
be&#x017F;timmt die Wahl der Form. Denn was hierin von der Natur<lb/>
ver&#x017F;agt i&#x017F;t, &#x017F;oll durch das Pflügen bewirkt werden. 3) Die <hi rendition="#g">Zeit</hi><lb/>
des Pflügens. Zu jeder neuen Frucht i&#x017F;t da&#x017F;&#x017F;elbe nöthig. Ob der<lb/>
Boden hierzu mehr als einmal gepflügt werden &#x017F;oll, hängt davon<lb/>
ab, ob die Lockerung, Wendung und hierdurch die Sättigung des<lb/>
Bodens aus der Luft und den Düngemitteln nach einer Pflügung<lb/>
hinreichend i&#x017F;t oder nicht<hi rendition="#sup">3</hi>). Es beruht hierauf das We&#x017F;en der<lb/>
Brache.</p><lb/>
                              <note place="end" n="1)">Man unter&#x017F;cheidet mit <hi rendition="#g">Burger</hi> ein &#x017F;eichtes (5'' tiefes), mittleres (6''<lb/>
tiefes) und tiefes Pflügen (über 6'' tief), aber mit <hi rendition="#g">Thaer</hi> ein flaches (2&#x2013;4''<lb/>
tiefes), ein mittleres (4&#x2013;7'' tiefes), tiefes (8&#x2013;12'') und ein noch tieferes<lb/>
(das &#x017F;ogenannte Rajolen). <hi rendition="#g">Burger</hi> Lehrb. I. 227. <hi rendition="#g">Thaer</hi> rat. Landw. III. 89.<lb/></note>
                            </div>
                          </div>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0198] ⁴⁾ Unter der großen Anzahl von Pflügen iſt der belgiſche oder Schwerzi- ſche der beſte. J. N. Schwerz, Anleit. zur Kenntniß der belg. Landw. I. 81. Deſſelben landw. Mittheilungen. I. 160. Wo man den Pflug nicht anwenden kann, wird das Land umgegraben; die Größe der Leiſtung richtet ſich unter übrigens gleichen Umſtänden nach der Feſtigkeit des Landes und der Tiefe des Grabens. Ein Mann vermag umzugraben in einem Arbeitstage v. 9 Stunden v. 10 Stund. v. 11 Stund. in zähem Thonboden 7° ̺͆ 7½° ̺͆ 8¼° ̺͆ in zähem Lehmboden 9° ̺͆ 10° ̺͆ 11° ̺͆ in zähem Sandboden 11¼° ̺͆ 12½° ̺͆ 13¾° ̺͆ Eine Frau aber überall ungefähr 2–3° ̺͆ weniger. §. 142. Fortſetzung. Das Pflügen insbeſondere. Was insbeſondere das Pflügen betrifft, ſo hat man dabei zu unterſcheiden: 1) Die Tiefe deſſelben. Sie richtet ſich nach der Beſchaffenheit des Bodens und nach der Natur der Pflanzen; nach der Lezteren, in ſoferne als die Pflanzen verſchieden zart und ihre Wurzeln verſchieden lang ſind, nach der Erſteren, in ſoferne als der Boden verſchieden tief und der Untergrund verſchiedenartig iſt. Die eigentliche Dammerde muß ſtets umgepflügt werden, der Untergrund iſt aber nur dann aufzupflügen, wenn er die Acker- krume verbeſſern kann und ſoll, oder wenn er der Pflanzenwurzeln wegen gelockert werden muß1). 2) Die Form der Ackerfläche durch das Pflügen. Man pflügt im Allgemeinen entweder zuſam- men, wenn der Acker durch zwei Furchen begrenzt ein gewölbtes Beet bilden ſoll, oder auseinander, wenn er in der Mitte durch eine Furche getheilt zwei nach entgegengeſetzten Seiten der Quere abhängige Beete bildet. Man hat aber noch beſondere andere Formen davon2). Die erforderliche Form des Pflügens richtet ſich nach der Lage und phyſiſchen Beſchaffenheit des Bodens. Die Vertheilung der fruchtbaren Erde und die Ableitung des Waſſers beſtimmt die Wahl der Form. Denn was hierin von der Natur verſagt iſt, ſoll durch das Pflügen bewirkt werden. 3) Die Zeit des Pflügens. Zu jeder neuen Frucht iſt daſſelbe nöthig. Ob der Boden hierzu mehr als einmal gepflügt werden ſoll, hängt davon ab, ob die Lockerung, Wendung und hierdurch die Sättigung des Bodens aus der Luft und den Düngemitteln nach einer Pflügung hinreichend iſt oder nicht3). Es beruht hierauf das Weſen der Brache. ¹⁾ Man unterſcheidet mit Burger ein ſeichtes (5'' tiefes), mittleres (6'' tiefes) und tiefes Pflügen (über 6'' tief), aber mit Thaer ein flaches (2–4'' tiefes), ein mittleres (4–7'' tiefes), tiefes (8–12'') und ein noch tieferes (das ſogenannte Rajolen). Burger Lehrb. I. 227. Thaer rat. Landw. III. 89.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/198
Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/198>, abgerufen am 22.12.2024.