1) z. B. Kohlensandstein und Schieferthon vom Vorhandensein von Steinkoh- len, denn sie sind nur Charakteristisches der Steinkohlenformation; der Schwefel und Gips vom Vorhandensein des Salzes und der Salzquellen; Granite von Zinn. Allein von der Möglichkeit zur Wirklichkeit gilt kein Schluß.
2) z. B. Schiefer mit Pflanzenabdrücken, schwarzer Thon, kohlensaures Eisen, bituminöser Schiefer vom Dasein von Steinkohlen; Wolfram vom Dasein des Zin- nes; salzhaltiger Thon vom Dasein von Salz; Gips vom Dasein salzhaltigen Thones; Quarz, Schwerspath, Kalkspath, Flußspath, vom Vorhandensein von Blei, Kupfer, Silber, Zink. Allein von dem gewöhnlichen Verbande darf man nicht auf den beständigen schließen, denn diese Mineralien kommen auch allein vor.
3) z. B. in Schluchten, Bergwassern, steilen Felsen u. dgl. Der Anekdoten über Entdeckungen hiervon gibt es eine Menge. Hier gilt aber öfters das Aesopische Partruriunt montes, et nascetur ridiculus mus. Man s. jedoch hierüber Brard, Grundriß der Bergbaukunde, v. Hartmann S. 4-6. und v. Leonhard's (vortreffliche) Agenda geognostica, Hülfsbuch für reisende Gebirgsforscher. Heidel- berg 1829.
II. Von der Gestaltung, Lage und dem Maaßgehalte der Formationen1).
§. 87. 1) Gestaltung der Lagerstätten.
Es gibt verschiedene Verbindungsformen (Lagerstätten) nutz- barer Mineralien, nämlich:
1) Lager, d. h. Schichten von verhältnißmäßig geringer Dicke, von gleichem Alter mit dem sie umgebenden (Neben-) Ge- steine, und von geringer Neigung gegen den Horizont. Sie heißen Flötze in den Flötzgebilden, z. B. Steinkohlenflötze; Bänke im Diluvium und in ungeschichteten Felsarten; liegende Stöcke, wenn sie sich weniger in die Länge als in die Teufe erstrecken; Stückgebirge, wenn sie im Verhältnisse zur Länge und Breite von außerordentlicher Teufe sind. Sie keilen sich aus, wenn sie am Ende einen Keil bilden. Sie verdrücken sich, wenn sie sich ver- dünnen. Sie bilden Mulden oder Becken (concave Biegungen), wenn sie sich nach dem Verdrückten wieder allmälig erweitern, aber Bückel oder Sättel (convexe Biegungen), wenn sie sich sattel- förmig bilden. Flötze verwerfen sich, wenn mehrere Flötze, die übereinander liegen, in combinatorischer Ordnung andere Stellen einnehmen.2).
2) Gänge, d. h. schmale Lagerstätten von Mineralien, welche die Schichten eines Gebirgs durchschneiden und von denselben ver- schiedene Mineralmassen führen. Sie heißen Stockwerke, wenn viele kleine Gänge sich auf einem Hauptpunkte durchkreutzen, und stehende Stöcke, bei geringer Erstreckung und Auskeilung. Schlechten sind leergebliebene Gangspaltungen; taube oder faule Gänge sind mit allerlei Bruchstücken grober Materie aus-
1) z. B. Kohlenſandſtein und Schieferthon vom Vorhandenſein von Steinkoh- len, denn ſie ſind nur Charakteriſtiſches der Steinkohlenformation; der Schwefel und Gips vom Vorhandenſein des Salzes und der Salzquellen; Granite von Zinn. Allein von der Möglichkeit zur Wirklichkeit gilt kein Schluß.
2) z. B. Schiefer mit Pflanzenabdrücken, ſchwarzer Thon, kohlenſaures Eiſen, bituminöſer Schiefer vom Daſein von Steinkohlen; Wolfram vom Daſein des Zin- nes; ſalzhaltiger Thon vom Daſein von Salz; Gips vom Daſein ſalzhaltigen Thones; Quarz, Schwerſpath, Kalkſpath, Flußſpath, vom Vorhandenſein von Blei, Kupfer, Silber, Zink. Allein von dem gewöhnlichen Verbande darf man nicht auf den beſtändigen ſchließen, denn dieſe Mineralien kommen auch allein vor.
3) z. B. in Schluchten, Bergwaſſern, ſteilen Felſen u. dgl. Der Anekdoten über Entdeckungen hiervon gibt es eine Menge. Hier gilt aber öfters das Aeſopiſche Partruriunt montes, et nascetur ridiculus mus. Man ſ. jedoch hierüber Brard, Grundriß der Bergbaukunde, v. Hartmann S. 4–6. und v. Leonhard's (vortreffliche) Agenda geognostica, Hülfsbuch für reiſende Gebirgsforscher. Heidel- berg 1829.
II. Von der Geſtaltung, Lage und dem Maaßgehalte der Formationen1).
§. 87. 1) Geſtaltung der Lagerſtätten.
Es gibt verſchiedene Verbindungsformen (Lagerſtätten) nutz- barer Mineralien, nämlich:
1) Lager, d. h. Schichten von verhältnißmäßig geringer Dicke, von gleichem Alter mit dem ſie umgebenden (Neben-) Ge- ſteine, und von geringer Neigung gegen den Horizont. Sie heißen Flötze in den Flötzgebilden, z. B. Steinkohlenflötze; Bänke im Diluvium und in ungeſchichteten Felsarten; liegende Stöcke, wenn ſie ſich weniger in die Länge als in die Teufe erſtrecken; Stückgebirge, wenn ſie im Verhältniſſe zur Länge und Breite von außerordentlicher Teufe ſind. Sie keilen ſich aus, wenn ſie am Ende einen Keil bilden. Sie verdrücken ſich, wenn ſie ſich ver- dünnen. Sie bilden Mulden oder Becken (concave Biegungen), wenn ſie ſich nach dem Verdrückten wieder allmälig erweitern, aber Bückel oder Sättel (convexe Biegungen), wenn ſie ſich ſattel- förmig bilden. Flötze verwerfen ſich, wenn mehrere Flötze, die übereinander liegen, in combinatoriſcher Ordnung andere Stellen einnehmen.2).
2) Gänge, d. h. ſchmale Lagerſtätten von Mineralien, welche die Schichten eines Gebirgs durchſchneiden und von denſelben ver- ſchiedene Mineralmaſſen führen. Sie heißen Stockwerke, wenn viele kleine Gänge ſich auf einem Hauptpunkte durchkreutzen, und ſtehende Stöcke, bei geringer Erſtreckung und Auskeilung. Schlechten ſind leergebliebene Gangſpaltungen; taube oder faule Gänge ſind mit allerlei Bruchſtücken grober Materie aus-
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¹⁾ z. B. Kohlenſandſtein und Schieferthon vom Vorhandenſein von Steinkoh-
len, denn ſie ſind nur Charakteriſtiſches der Steinkohlenformation; der Schwefel
und Gips vom Vorhandenſein des Salzes und der Salzquellen; Granite von Zinn.
Allein von der Möglichkeit zur Wirklichkeit gilt kein Schluß.
²⁾ z. B. Schiefer mit Pflanzenabdrücken, ſchwarzer Thon, kohlenſaures Eiſen,
bituminöſer Schiefer vom Daſein von Steinkohlen; Wolfram vom Daſein des Zin-
nes; ſalzhaltiger Thon vom Daſein von Salz; Gips vom Daſein ſalzhaltigen
Thones; Quarz, Schwerſpath, Kalkſpath, Flußſpath, vom Vorhandenſein von Blei,
Kupfer, Silber, Zink. Allein von dem gewöhnlichen Verbande darf man nicht auf
den beſtändigen ſchließen, denn dieſe Mineralien kommen auch allein vor.
³⁾ z. B. in Schluchten, Bergwaſſern, ſteilen Felſen u. dgl. Der Anekdoten
über Entdeckungen hiervon gibt es eine Menge. Hier gilt aber öfters das Aeſopiſche
Partruriunt montes, et nascetur ridiculus mus. Man ſ. jedoch hierüber Brard,
Grundriß der Bergbaukunde, v. Hartmann S. 4–6. und v. Leonhard's
(vortreffliche) Agenda geognostica, Hülfsbuch für reiſende Gebirgsforscher. Heidel-
berg 1829.
II. Von der Geſtaltung, Lage und dem Maaßgehalte
der Formationen1).
§. 87.
1) Geſtaltung der Lagerſtätten.
Es gibt verſchiedene Verbindungsformen (Lagerſtätten) nutz-
barer Mineralien, nämlich:
1) Lager, d. h. Schichten von verhältnißmäßig geringer
Dicke, von gleichem Alter mit dem ſie umgebenden (Neben-) Ge-
ſteine, und von geringer Neigung gegen den Horizont. Sie heißen
Flötze in den Flötzgebilden, z. B. Steinkohlenflötze; Bänke im
Diluvium und in ungeſchichteten Felsarten; liegende Stöcke,
wenn ſie ſich weniger in die Länge als in die Teufe erſtrecken;
Stückgebirge, wenn ſie im Verhältniſſe zur Länge und Breite von
außerordentlicher Teufe ſind. Sie keilen ſich aus, wenn ſie am
Ende einen Keil bilden. Sie verdrücken ſich, wenn ſie ſich ver-
dünnen. Sie bilden Mulden oder Becken (concave Biegungen),
wenn ſie ſich nach dem Verdrückten wieder allmälig erweitern, aber
Bückel oder Sättel (convexe Biegungen), wenn ſie ſich ſattel-
förmig bilden. Flötze verwerfen ſich, wenn mehrere Flötze, die
übereinander liegen, in combinatoriſcher Ordnung andere Stellen
einnehmen.2).
2) Gänge, d. h. ſchmale Lagerſtätten von Mineralien, welche
die Schichten eines Gebirgs durchſchneiden und von denſelben ver-
ſchiedene Mineralmaſſen führen. Sie heißen Stockwerke, wenn
viele kleine Gänge ſich auf einem Hauptpunkte durchkreutzen, und
ſtehende Stöcke, bei geringer Erſtreckung und Auskeilung.
Schlechten ſind leergebliebene Gangſpaltungen; taube oder
faule Gänge ſind mit allerlei Bruchſtücken grober Materie aus-
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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/133>, abgerufen am 03.03.2025.
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