Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.Die LXXXIIX. Laster-Predigt/ halten werden. Weil wir dann bißhero unterschiedlich geredet von dem Zorn/Vortrag.Uneinigkeit/ Unfreundligkeit/ auch Haß und Feindschafft/ so wollen wir für dißmal von dem Neid etwas reden und handlen/ erstlich die Wort mit weni- gem erklären/ darnach auch anzeigen/ was wir vom Neid und Mißgunst/ Wunsch.zu unserer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Darzu uns GOtt sein Gnad und Segen geben wolle. Amen. Erklärung deß Texts. Unser Texthält in sich DJe Parabel vom Haußvatter und Weinberg und denen darein be- Miß-
Die LXXXIIX. Laſter-Predigt/ halten werden. Weil wir dann bißhero unterſchiedlich geredet von dem Zorn/Vortrag.Uneinigkeit/ Unfreundligkeit/ auch Haß und Feindſchafft/ ſo wollen wir fuͤr dißmal von dem Neid etwas reden und handlen/ erſtlich die Wort mit weni- gem erklaͤren/ darnach auch anzeigen/ was wir vom Neid und Mißgunſt/ Wunſch.zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Darzu uns GOtt ſein Gnad und Segen geben wolle. Amen. Erklaͤrung deß Texts. Unſer Texthaͤlt in ſich DJe Parabel vom Haußvatter und Weinberg und denen darein be- Miß-
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Die LXXXIIX. Laſter-Predigt/
halten werden. Weil wir dann bißhero unterſchiedlich geredet von dem Zorn/
Uneinigkeit/ Unfreundligkeit/ auch Haß und Feindſchafft/ ſo wollen wir fuͤr
dißmal von dem Neid etwas reden und handlen/ erſtlich die Wort mit weni-
gem erklaͤren/ darnach auch anzeigen/ was wir
vom Neid und Mißgunſt/
zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Darzu
uns GOtt ſein Gnad und Segen geben wolle. Amen.
Vortrag.
Wunſch.
Erklaͤrung deß Texts.
DJe Parabel vom Haußvatter und Weinberg und denen darein be-
ruffenen Arbeitern/ iſt ſehr ſchoͤn und Lehrreich/ an einem ſo viel den
innerlichen Kern betrifft/ und den Goͤttlichen Gnaden-Ruff und
ewige Gnadenwahl der Außerwehlten/ darnach auch ſo viel die aͤuſ-
ſere Rind und Schalen belangt/ dabey die Haußvaͤtter/ Schaffner/ Verwal-
ter/ Arbeiter/ Tagloͤhner und andere ihre nutzliche Lehren nemmen koͤnnen.
Dißmal wollen wir allein der erſten Arbeiter Neid und Mißgunſt betrachten/
davon unſere verleſene Textwort reden. Dann es hatte der Haußvatter zu
unterſchiedlichen mahlen Arbeiter gemietet/ etliche deß Morgens/ die andere
um die 3. 6. 9. etliche erſt in der 11ten und letzten Stund deß Tages/ mit den er-
ſten hat er gedinget/ deß Tages einem einen Groſchen zu geben/ den andern hat
er verſprochen/ was recht ſeyn werd/ ſoll ihnen werden. Als es nun Abend
worden/ wolte der Haußherꝛ der Arbeiter Lohn nicht biß an den andern
Morgen bey ſich behalten/ ſondern noch deſſelben Tags geben/ daß die Sonn
nicht daruͤber untergehe/ wie das Geſetz erfordert/ 3. Moſ. 19. 5. Moſ. 24. Dar-
um ſagt er zu ſeinem Schaffner oder Haußvogt: Ruffe den Arbeitern
und gib ihnen den Lohn/ doch auf ſolche Weiſe/ daß du anhebeſt bey den
letztern/ die am letzten gedinget worden/ biß zu den erſten/ welches auch
geſchehen/ und haben die/ ſo um die 11. Stund gedinget worden/ und auf gut
Vertrauen gearbeitet/ der HERR werd ihnen ſelber geben was recht iſt/
ein jeder einen Groſchen empfangen. Welches die erſten fleiſſig in acht ge-
nommen/ und daher vermeint/ ſie werden mehr zu empfangen haben/ Aber der
Schaffner/ wie er im Befehl hatte/ reicht einem jeden auch einen Groſchen dar-
uͤber fiengen ſie an wider den Haußvatter zu murren/ ſie gonneten den letzten
nicht/ daß ſie ſolten ſo viel haben als die erſten/ darum werden ſie ungedultig/
fahren den Haußvatter an/ und ſagen: Dieſe letzte haben nur ein Stund ge-
arbeitet/ und du haſt ſie uns/ die wir deß gantzen Tages Laſt und Hitz getragen/
gleich gemacht/ wir haben mehr gearbeitet/ darum haben wir auch mehr verdie-
net/ als dieſe Faulentzer/ die den gantzen Tag muͤſſig geſtanden/ und nur ein ei-
nige Stund gearbeitet haben. Aber das war bey ihnen ein lauterer Neid und
Miß-
der Arbeiter
Bezahlung/
und Murꝛen
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