Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.von der Uneinigkeit. den. Weil wir dann/ in unsern vorhabenden Laster-Predigten zum näch-Vortrag.sten gehöret haben/ daß ein Christ nicht mit seinem Bruder zürnen solle/ so wollen wir für gegenwärtige Predigt weiter vernehmen/ daß ein Christ mit seinem Nächsten nicht uneins seyn solle/ wollen erstlich die verlesene Worte mit wenigem erklären/ darnach auch anzeigen/ was wir von der Uneinigkeit/ zu unserer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. DarzuWunsch. uns GOtt seine Gnade und Seegen geben wolle/ Amen. Erklärung deß Texts. ALs Christus der HErr einem besessenen Menschen geholffen/ und denWeil Christi Lehr.
von der Uneinigkeit. den. Weil wir dann/ in unſern vorhabenden Laſter-Predigten zum naͤch-Vortrag.ſten gehoͤret haben/ daß ein Chriſt nicht mit ſeinem Bruder zuͤrnen ſolle/ ſo wollen wir fuͤr gegenwaͤrtige Predigt weiter vernehmen/ daß ein Chriſt mit ſeinem Naͤchſten nicht uneins ſeyn ſolle/ wollen erſtlich die verleſene Worte mit wenigem erklaͤren/ darnach auch anzeigen/ was wir von der Uneinigkeit/ zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. DarzuWunſch. uns GOtt ſeine Gnade und Seegen geben wolle/ Amen. Erklaͤrung deß Texts. ALs Chriſtus der HErꝛ einem beſeſſenen Menſchen geholffen/ und denWeil Chriſti Lehr.
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von der Uneinigkeit.
den. Weil wir dann/ in unſern vorhabenden Laſter-Predigten zum naͤch-
ſten gehoͤret haben/ daß ein Chriſt nicht mit ſeinem Bruder zuͤrnen ſolle/ ſo
wollen wir fuͤr gegenwaͤrtige Predigt weiter vernehmen/ daß ein Chriſt mit
ſeinem Naͤchſten nicht uneins ſeyn ſolle/ wollen erſtlich die verleſene Worte
mit wenigem erklaͤren/ darnach auch anzeigen/ was wir
von der Uneinigkeit/
zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Darzu
uns GOtt ſeine Gnade und Seegen geben wolle/ Amen.
Vortrag.
Wunſch.
Erklaͤrung deß Texts.
ALs Chriſtus der HErꝛ einem beſeſſenen Menſchen geholffen/ und den
Teufel/ der ſtumm war/ von ihm außgetrieben/ vernichteten die Pha-
riſeer und Schrifftgelehrten ſolches Wunder-Werck/ laͤſterten und
gaben vor/ der HErꝛ Chriſtus ſey ein Schwartz-Kuͤnſtler und Teu-
fels-Banner/ der durch Huͤlffe deß Beelzebubs/ deß Oberſten der Teufel/ die
Teufel außtreibe. So gar kan kein Werck/ wie gut es ſeye/ vor der Tadel-
und Laͤſter-Zungen ſicher ſeyn. Weil nun dieſes eine grauſame Gottes-
laͤſterung war/ wolte der HErꝛ Chriſtus darzu nicht ſtillſchweigen/ ſondern
widerlegte ihnen ſolches mit etlichen Argumenten/ unter welchen das erſte ge-
nommen von dem Effect der Uneinigkeit/ und was darauß zu erfolgen pflege/
Sagte: Wann ich die Teufel durch Beelzebub außtreibe/ ſo muͤſſe der Sa-
tanas mit ihm ſelbſt uneins ſeyn/ und wann das waͤre/ ſo koͤnte ſein Reich
nicht beſtehen/ dann/ ſagt der HERR in unſerm Text: Ein jegliches
Reich/ ſo es mit ihm ſelbſt uneins wird/ das wird wuͤſte/ und
ein Hauß faͤllet uͤber das andere. Er wil ſagen: Wann die Reichs-
Glieder in einem Koͤnigreich uneins ſeyn/ und nicht zuſammen halten/ ſo kan
das Reich nicht lang im Wolſtand beſtehen/ es wird leichtlich von dem Feind
eingenommen/ beraubet und verwuͤſtet: Und/ wo in einem Hauß oder Ge-
ſchlecht einer wider den andern iſt/ einer begehret den andern außzutreiben und
zu verjagen/ ſo kan da kein Beſtand nicht ſeyn/ es muß von ſich ſelbſten zer-
fallen/ und zu truͤmmern gehen. Das vermag die Uneinigkeit! Solche
Uneinigkeit heiſſet im Lateiniſchen Diſcordia, da die Hertzen wider einander
ſeyn/ im Teutſchen heiſſet es Uneinigkeit und Zwietracht/ dadie Leute nicht
nach einem/ ſondern nach zweyen wider waͤrtigen Dingen trachten/ und iſt ein
ſolches Laſter/ da die Gemuͤter nicht zuſammen ſtehen/ nicht eines Willens
und Meinung/ ſondern wider einander ſeyn/ in allen Faͤllen einander zu ent-
gegen handlen/ und eben darmit ſich ſelbſten an ihrer Wolfahrt hindern/ ja
gar einander verderben und aufreiben. Welches ſo wol an einzelen Perſo-
nen/ als an gantzen Haͤuſern/ Geſchlechten/ Staͤdten und Koͤnigreichen ſich
befindet/ wie Chriſtus ſagt: Ein jegliches Reich/ ꝛc.
Weil Chriſti
Wunder-
Werck ver-
laͤſtert wor-
den/
vertheidiget
er ſich/ in
unſerm
Text.
Beſchrei-
bung der
Uneinigkeit.
Lehr.
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