Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.von der Schmeicheley. Genieß und Beförderung erhaschen/ oder andere bey ihm verschwätzen/ inUnglimpff und Gefahr bringen/ oder auch den selbsten/ demer schmeichelt/ hinterschleichen/ und ihm an Ehr oder Gut/ auch wol gar an Leib und Leben eine Falle und Schaden zurichten möge. Solcher Haar waren die Jünger der Phariseer/ darum schilt sie der HErr/ und sagt zu ihnen: Jhr Heuch- ler/ was versucht ihr mich? Lehr. HJerbey haben wir jetzo Gelegenheit zu reden/ von einem Laster/ dasLehr. I. Schmeichler und Heuchler seyn die jenige/ die mit hohen und präch- II. Schmeichler und Heuchler seyn die jenige/ die zu allem was derII. Sach A a a a a 3
von der Schmeicheley. Genieß und Befoͤrderung erhaſchen/ oder andere bey ihm verſchwaͤtzen/ inUnglimpff und Gefahr bringen/ oder auch den ſelbſten/ demer ſchmeichelt/ hinterſchleichen/ und ihm an Ehr oder Gut/ auch wol gar an Leib und Leben eine Falle und Schaden zurichten moͤge. Solcher Haar waren die Juͤnger der Phariſeer/ darum ſchilt ſie der HErꝛ/ und ſagt zu ihnen: Jhr Heuch- ler/ was verſucht ihr mich? Lehr. HJerbey haben wir jetzo Gelegenheit zu reden/ von einem Laſter/ dasLehr. I. Schmeichler und Heuchler ſeyn die jenige/ die mit hohen und praͤch- II. Schmeichler und Heuchler ſeyn die jenige/ die zu allem was derII. Sach A a a a a 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0811" n="741"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von der Schmeicheley.</hi></fw><lb/> Genieß und Befoͤrderung erhaſchen/ oder andere bey ihm verſchwaͤtzen/ in<lb/> Unglimpff und Gefahr bringen/ oder auch den ſelbſten/ demer ſchmeichelt/<lb/> hinterſchleichen/ und ihm an Ehr oder Gut/ auch wol gar an Leib und Leben<lb/> eine Falle und Schaden zurichten moͤge. Solcher Haar waren die Juͤnger<lb/> der Phariſeer/ darum ſchilt ſie der HErꝛ/ und ſagt zu ihnen: <hi rendition="#fr">Jhr Heuch-<lb/> ler/ was verſucht ihr mich?</hi></p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Lehr.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">H</hi>Jerbey haben wir jetzo Gelegenheit zu reden/ von einem Laſter/ das<note place="right">Lehr.<lb/> Schmeiche-<lb/> ley geſchie-<lb/> bet von de-<lb/> nen/ die<lb/><hi rendition="#aq">I.</hi><lb/> Hohe Titul<lb/> geben.</note><lb/> wider den Naͤchſten gehet/ das heiſſet <hi rendition="#aq">Adulatio,</hi> die Schmeicheley/<lb/> welche in viel Weg/ beſonders aber und vornemlich in nachfolgenden<lb/> Stuͤcken begangen wird:</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">I.</hi> Schmeichler und Heuchler ſeyn die jenige/ die mit hohen und praͤch-<lb/> tigen <hi rendition="#fr">Tituln</hi> andern die Ohren krauen. Wie allhier die Juͤnger der Pha-<lb/> riſeer/ den HErꝛn Chriſtum gleich im Anfang/ einen <hi rendition="#aq">Rabbi, Magiſter</hi> oder<lb/> Meiſter tituliren. Nun iſt es zwar recht und billich/ daß man einem jeden<lb/> ſeinen gebuͤhrenden Ehren-Titul goͤnne und gebe/ wie Paulus ſagt: Gebet<lb/> Ehre/ dem die Ehre gebuͤhret/ Rom. 13. Aber da giebet man offt einem einen<lb/> Titul/ deſſen er nicht werth und wuͤrdig iſt/ da heiſſet man einen Veſt/ der doch<lb/> gar luck ſtehet/ man gruͤſſet einen Edel/ wann man ihn aber unter den Bauren<lb/> verloͤhre/ ſolte einer Muͤhe haben/ biß er ihn wieder faͤnde. Oder/ da einer<lb/> eines ehrlichen Tituls zwar werth iſt/ ſpannet man es gar zu hoch/ die <hi rendition="#aq">Super-<lb/> lativi</hi> ſeyn gar gemein/ <hi rendition="#aq">Doctiſſimus,</hi> der Allergelehrteſte muß einer heiſſen/ der<lb/> kaum unter die <hi rendition="#aq">Doctos</hi> oder Gelehrten gehoͤrte/ man tituliret einen <hi rendition="#aq">Clariſſi-<lb/> mum,</hi> den Allerberuͤhmteſten/ von dem man uͤber den naͤchſten Fluß noch nie<lb/> nichts gehoͤret hat/ da ſeyn die <hi rendition="#aq">Compoſita,</hi> und <hi rendition="#aq">Di-</hi> oder <hi rendition="#aq">Tri Compoſita,</hi><lb/> Wol-Edel/ Hochweiß/ Hoch-Wol-Edelgeborn/ die <hi rendition="#aq">Conereta</hi> ſeyn zu<lb/> ſchlecht/ man nennet die <hi rendition="#aq">Abſtracta,</hi> nicht Weiß/ nicht Tugendſam/ ſondern<lb/> die Weißheit/ die Zucht und Tugend ſelbſten. Nun wil ich niemanden an<lb/> ſeinem gebuͤhrenden Ehren-Titul nichts abſprechen/ aber die Heucheley und<lb/> Schmeicheley die dar bey vielfaͤltig mit unterlauffet/ die wird billich getadelt/<lb/> und geſtraffet. Daher auch fromme/ ehrliche Hertzen ſelbſten keinen Gefal-<lb/> len daran haben/ wie Kaͤyſer <hi rendition="#aq">Alexander Severus</hi> nicht leiden wollen/ daß man<lb/> ihn anders empfangen ſolte/ als: <hi rendition="#aq">Salve Imperator,</hi> Sey gegruͤſſet/ Kaͤy-<lb/> ſer: Hat ihn einer milder oder hoͤher tituliret/ ſo iſt iſt er von den Hof-Leuten<lb/> außgerauſchet und verlachet worden/ wie <hi rendition="#aq">Ælius Lampridius</hi> in ſeinem Leben<lb/> von ihm ſchreibet.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">II.</hi> Schmeichler und Heuchler ſeyn die jenige/ die zu allem was der<note place="right"><hi rendition="#aq">II.</hi><lb/> Zu allem<lb/> Ja ſagen.</note><lb/> Naͤchſte vorhat/ vorgiebet/ anfaͤnget und thut/ <hi rendition="#fr">Ja ſagen/</hi> und ob ſie wol die<lb/> <fw place="bottom" type="sig">A a a a a 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Sach</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [741/0811]
von der Schmeicheley.
Genieß und Befoͤrderung erhaſchen/ oder andere bey ihm verſchwaͤtzen/ in
Unglimpff und Gefahr bringen/ oder auch den ſelbſten/ demer ſchmeichelt/
hinterſchleichen/ und ihm an Ehr oder Gut/ auch wol gar an Leib und Leben
eine Falle und Schaden zurichten moͤge. Solcher Haar waren die Juͤnger
der Phariſeer/ darum ſchilt ſie der HErꝛ/ und ſagt zu ihnen: Jhr Heuch-
ler/ was verſucht ihr mich?
Lehr.
HJerbey haben wir jetzo Gelegenheit zu reden/ von einem Laſter/ das
wider den Naͤchſten gehet/ das heiſſet Adulatio, die Schmeicheley/
welche in viel Weg/ beſonders aber und vornemlich in nachfolgenden
Stuͤcken begangen wird:
Lehr.
Schmeiche-
ley geſchie-
bet von de-
nen/ die
I.
Hohe Titul
geben.
I. Schmeichler und Heuchler ſeyn die jenige/ die mit hohen und praͤch-
tigen Tituln andern die Ohren krauen. Wie allhier die Juͤnger der Pha-
riſeer/ den HErꝛn Chriſtum gleich im Anfang/ einen Rabbi, Magiſter oder
Meiſter tituliren. Nun iſt es zwar recht und billich/ daß man einem jeden
ſeinen gebuͤhrenden Ehren-Titul goͤnne und gebe/ wie Paulus ſagt: Gebet
Ehre/ dem die Ehre gebuͤhret/ Rom. 13. Aber da giebet man offt einem einen
Titul/ deſſen er nicht werth und wuͤrdig iſt/ da heiſſet man einen Veſt/ der doch
gar luck ſtehet/ man gruͤſſet einen Edel/ wann man ihn aber unter den Bauren
verloͤhre/ ſolte einer Muͤhe haben/ biß er ihn wieder faͤnde. Oder/ da einer
eines ehrlichen Tituls zwar werth iſt/ ſpannet man es gar zu hoch/ die Super-
lativi ſeyn gar gemein/ Doctiſſimus, der Allergelehrteſte muß einer heiſſen/ der
kaum unter die Doctos oder Gelehrten gehoͤrte/ man tituliret einen Clariſſi-
mum, den Allerberuͤhmteſten/ von dem man uͤber den naͤchſten Fluß noch nie
nichts gehoͤret hat/ da ſeyn die Compoſita, und Di- oder Tri Compoſita,
Wol-Edel/ Hochweiß/ Hoch-Wol-Edelgeborn/ die Conereta ſeyn zu
ſchlecht/ man nennet die Abſtracta, nicht Weiß/ nicht Tugendſam/ ſondern
die Weißheit/ die Zucht und Tugend ſelbſten. Nun wil ich niemanden an
ſeinem gebuͤhrenden Ehren-Titul nichts abſprechen/ aber die Heucheley und
Schmeicheley die dar bey vielfaͤltig mit unterlauffet/ die wird billich getadelt/
und geſtraffet. Daher auch fromme/ ehrliche Hertzen ſelbſten keinen Gefal-
len daran haben/ wie Kaͤyſer Alexander Severus nicht leiden wollen/ daß man
ihn anders empfangen ſolte/ als: Salve Imperator, Sey gegruͤſſet/ Kaͤy-
ſer: Hat ihn einer milder oder hoͤher tituliret/ ſo iſt iſt er von den Hof-Leuten
außgerauſchet und verlachet worden/ wie Ælius Lampridius in ſeinem Leben
von ihm ſchreibet.
II. Schmeichler und Heuchler ſeyn die jenige/ die zu allem was der
Naͤchſte vorhat/ vorgiebet/ anfaͤnget und thut/ Ja ſagen/ und ob ſie wol die
Sach
II.
Zu allem
Ja ſagen.
A a a a a 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |