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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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von der Unzucht.
Eingang.
Geliebte in Christo dem HErren!

GOTT der HErr ist ein heiliger GOtt/ Heilig/ Heilig/Der H. rei-
ne GOTT/
will/

Heilig ist der HErr Zebaoth/ ruffen die H. Seraphim, Esa. 6.
So seyn auch seine Augen rein/ daß er das Ubel nicht sehen mag.
Habac. 1. Deßwegen berufft er seine Christen nicht zur Unrei-
nigkeit/ sondern zur Heiligung. 1. Thessal. 4. Und wie er/ der unsDaß wir
auch heilig
und rein
seyen.

beruffen hat heilig ist/ also will er/ sollen wir auch heilig seyn in allem unserem
Wandel/ 1. Petr. 1. Wie seine Augen rein seyn/ also will er/ sollen wir auch
unser Seel rein behalten von aller böser Lust/ wie Sara/ Tob. 3. Und uns da-
gegen hüten vor aller Unreinigkeit und Unzucht/ wie neben andern der Apostel
Paulus davor warnet in denen vorgelesenen Worten/ da er spricht: Lasset
uns ehrbarlich wandlen/ als am Tage/ nicht in Kammern und
Unzucht.
Nun haben wir in den nechsten Laster-Predigten geredet von dem
Ehebruch und Hurerey/ damit aber die jenige/ die niemalen weder im offentli-
chen Ehebruch noch Hurerey begriffen worden/ nicht sprechen: Jch bin rein
in meinem Hertzen und lauter von meiner Sünde. Spr. 20. So wollen wir
hierauf für dieses mahl ins gemein von der Unzucht/ und absonderlich von allen
andern Lastern die im 6. Gebott verbotten werden/ etwas weiters reden/ erstlich
die verlesene Wort mit wenigem erklären/ und zugleich anzeigen/ was wir
von der Unzucht/
zu unserer Lehr und Nutzen werden zu behalten haben. Darzu uns der Heilige
GOtt/ die Gnad seines H. Geistes verleihen wolle. Amen.

Erklärung deß Texts.

SPaulus als ein hocherleuchter Apostel/ der so wol zu Tarsen in sei-Lasset uns
nem Vatterland/ als auch zu Jerusalem auf der Hohenschul zu den
Füssen Gamalielis fleissig gestudirt/ gebraucht sich in unsern vorha-
benden Textworten eines besonderen Rhetorischen Griffs/ so von den
Gelehrten Anakoinosis genennet wird/ denn damit er seine Zuhörer desto ehe be-
wege und auf seine Seiten bringe/ spricht er: Lasset uns wandlen. Nennt und
nimmt sich selbs und seine andere Collegen auch mit/ auf daß die Römer ihm
desto ehe folgen/ und nicht Ursach haben über ihn zu zürnen/ als der sie allein al-
les zeihe/ sich aber und die seinigen mit still schweigen übergehe/ darum spricht
er: Lasset uns.

Er zeiget aber zweyerley an/ nemlich was man thun/ und was man las-erbarlich
wandlen

sen solle: Von dem ersten/ was man thun solle/ spricht er also: Lasset uns er-

barlich/
von der Unzucht.
Eingang.
Geliebte in Chriſto dem HErren!

GOTT der HErꝛ iſt ein heiliger GOtt/ Heilig/ Heilig/Der H. rei-
ne GOTT/
will/

Heilig iſt der HErꝛ Zebaoth/ ruffen die H. Seraphim, Eſa. 6.
So ſeyn auch ſeine Augen rein/ daß er das Ubel nicht ſehen mag.
Habac. 1. Deßwegen berufft er ſeine Chriſten nicht zur Unrei-
nigkeit/ ſondern zur Heiligung. 1. Theſſal. 4. Und wie er/ der unsDaß wir
auch heilig
und rein
ſeyen.

beruffen hat heilig iſt/ alſo will er/ ſollen wir auch heilig ſeyn in allem unſerem
Wandel/ 1. Petr. 1. Wie ſeine Augen rein ſeyn/ alſo will er/ ſollen wir auch
unſer Seel rein behalten von aller boͤſer Luſt/ wie Sara/ Tob. 3. Und uns da-
gegen huͤten vor aller Unreinigkeit und Unzucht/ wie neben andern der Apoſtel
Paulus davor warnet in denen vorgeleſenen Worten/ da er ſpricht: Laſſet
uns ehrbarlich wandlen/ als am Tage/ nicht in Kammern und
Unzucht.
Nun haben wir in den nechſten Laſter-Predigten geredet von dem
Ehebruch und Hurerey/ damit aber die jenige/ die niemalen weder im offentli-
chen Ehebruch noch Hurerey begriffen worden/ nicht ſprechen: Jch bin rein
in meinem Hertzen und lauter von meiner Suͤnde. Spr. 20. So wollen wir
hierauf fuͤr dieſes mahl ins gemein von der Unzucht/ und abſonderlich von allen
andern Laſtern die im 6. Gebott verbotten werden/ etwas weiters reden/ erſtlich
die verleſene Wort mit wenigem erklaͤren/ und zugleich anzeigen/ was wir
von der Unzucht/
zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu behalten haben. Darzu uns der Heilige
GOtt/ die Gnad ſeines H. Geiſtes verleihen wolle. Amen.

Erklaͤrung deß Texts.

SPaulus als ein hocherleuchter Apoſtel/ der ſo wol zu Tarſen in ſei-Laſſet uns
nem Vatterland/ als auch zu Jeruſalem auf der Hohenſchul zu den
Fuͤſſen Gamalielis fleiſſig geſtudirt/ gebraucht ſich in unſern vorha-
benden Textworten eines beſonderen Rhetoriſchen Griffs/ ſo von den
Gelehrten Ἀνακόινωσις genennet wird/ denn damit er ſeine Zuhoͤrer deſto ehe be-
wege und auf ſeine Seiten bringe/ ſpricht er: Laſſet uns wandlen. Nennt und
nimmt ſich ſelbs und ſeine andere Collegen auch mit/ auf daß die Roͤmer ihm
deſto ehe folgen/ und nicht Urſach haben uͤber ihn zu zuͤrnen/ als der ſie allein al-
les zeihe/ ſich aber und die ſeinigen mit ſtill ſchweigen uͤbergehe/ darum ſpricht
er: Laſſet uns.

Er zeiget aber zweyerley an/ nemlich was man thun/ und was man laſ-erbarlich
wandlen

ſen ſolle: Von dem erſten/ was man thun ſolle/ ſpricht er alſo: Laſſet uns er-

barlich/
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[575/0645] von der Unzucht. Eingang. Geliebte in Chriſto dem HErren! GOTT der HErꝛ iſt ein heiliger GOtt/ Heilig/ Heilig/ Heilig iſt der HErꝛ Zebaoth/ ruffen die H. Seraphim, Eſa. 6. So ſeyn auch ſeine Augen rein/ daß er das Ubel nicht ſehen mag. Habac. 1. Deßwegen berufft er ſeine Chriſten nicht zur Unrei- nigkeit/ ſondern zur Heiligung. 1. Theſſal. 4. Und wie er/ der uns beruffen hat heilig iſt/ alſo will er/ ſollen wir auch heilig ſeyn in allem unſerem Wandel/ 1. Petr. 1. Wie ſeine Augen rein ſeyn/ alſo will er/ ſollen wir auch unſer Seel rein behalten von aller boͤſer Luſt/ wie Sara/ Tob. 3. Und uns da- gegen huͤten vor aller Unreinigkeit und Unzucht/ wie neben andern der Apoſtel Paulus davor warnet in denen vorgeleſenen Worten/ da er ſpricht: Laſſet uns ehrbarlich wandlen/ als am Tage/ nicht in Kammern und Unzucht. Nun haben wir in den nechſten Laſter-Predigten geredet von dem Ehebruch und Hurerey/ damit aber die jenige/ die niemalen weder im offentli- chen Ehebruch noch Hurerey begriffen worden/ nicht ſprechen: Jch bin rein in meinem Hertzen und lauter von meiner Suͤnde. Spr. 20. So wollen wir hierauf fuͤr dieſes mahl ins gemein von der Unzucht/ und abſonderlich von allen andern Laſtern die im 6. Gebott verbotten werden/ etwas weiters reden/ erſtlich die verleſene Wort mit wenigem erklaͤren/ und zugleich anzeigen/ was wir von der Unzucht/ zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu behalten haben. Darzu uns der Heilige GOtt/ die Gnad ſeines H. Geiſtes verleihen wolle. Amen. Der H. rei- ne GOTT/ will/ Daß wir auch heilig und rein ſeyen. Erklaͤrung deß Texts. SPaulus als ein hocherleuchter Apoſtel/ der ſo wol zu Tarſen in ſei- nem Vatterland/ als auch zu Jeruſalem auf der Hohenſchul zu den Fuͤſſen Gamalielis fleiſſig geſtudirt/ gebraucht ſich in unſern vorha- benden Textworten eines beſonderen Rhetoriſchen Griffs/ ſo von den Gelehrten Ἀνακόινωσις genennet wird/ denn damit er ſeine Zuhoͤrer deſto ehe be- wege und auf ſeine Seiten bringe/ ſpricht er: Laſſet uns wandlen. Nennt und nimmt ſich ſelbs und ſeine andere Collegen auch mit/ auf daß die Roͤmer ihm deſto ehe folgen/ und nicht Urſach haben uͤber ihn zu zuͤrnen/ als der ſie allein al- les zeihe/ ſich aber und die ſeinigen mit ſtill ſchweigen uͤbergehe/ darum ſpricht er: Laſſet uns. Laſſet uns Er zeiget aber zweyerley an/ nemlich was man thun/ und was man laſ- ſen ſolle: Von dem erſten/ was man thun ſolle/ ſpricht er alſo: Laſſet uns er- barlich/ erbarlich wandlen

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/645>, abgerufen am 21.12.2024.