Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.Die LIIX. Laster-Predigt/ fart nicht sollen herrschen lassen weder in unserm Hertzen/ noch in unsern Wor-ten/ wie Tobias sagt c. 4. So wollen wir (unserm Versprechen gemäß) für dißmal auch etwas von der Hoffart in Kleydern reden/ erstlich die verlesene Wort mit wenigem erklären/ und darauf anzeigen/ was wir von dem Kleyder-Pracht/ Wunsch.zu unserer Lehr und Nutzen werden zu behalten haben. Darzu uns GOTT Gnad und Geist verleihen wolle. Amen. Erklärung deß Texts. Es warOB es eine warhaffte Geschicht oder allein eine Parabel und Gleich- melden
Die LIIX. Laſter-Predigt/ fart nicht ſollen herꝛſchen laſſen weder in unſerm Hertzen/ noch in unſern Wor-ten/ wie Tobias ſagt c. 4. So wollen wir (unſerm Verſprechen gemaͤß) fuͤr dißmal auch etwas von der Hoffart in Kleydern reden/ erſtlich die verleſene Wort mit wenigem erklaͤren/ und darauf anzeigen/ was wir von dem Kleyder-Pracht/ Wunſch.zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu behalten haben. Darzu uns GOTT Gnad und Geiſt verleihen wolle. Amen. Erklaͤrung deß Texts. Es warOB es eine warhaffte Geſchicht oder allein eine Parabel und Gleich- melden
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Die LIIX. Laſter-Predigt/
fart nicht ſollen herꝛſchen laſſen weder in unſerm Hertzen/ noch in unſern Wor-
ten/ wie Tobias ſagt c. 4. So wollen wir (unſerm Verſprechen gemaͤß) fuͤr
dißmal auch etwas von der Hoffart in Kleydern reden/ erſtlich die verleſene
Wort mit wenigem erklaͤren/ und darauf anzeigen/ was wir
von dem Kleyder-Pracht/
zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu behalten haben. Darzu uns GOTT
Gnad und Geiſt verleihen wolle. Amen.
Wunſch.
Erklaͤrung deß Texts.
OB es eine warhaffte Geſchicht oder allein eine Parabel und Gleich-
nuͤß ſey/ was Lucas am 16. Cap. vom Reichen Mann und Armen
Lazaro beſchrieben/ darvon findet man ungleiche Meinungen/ et-
liche verſtehen es von dem reichen Nabal und Mangel-leidenden
David/ etliche vom Koͤnig Herode und dem gefangenen Johanne dem Taͤu-
fer/ andere halten den Reichen Mann fuͤr einen Geiſtlichen Prælaten/ Pha-
riſeer oder gar fuͤr einen Hohen-Prieſter zu Jeruſalem. D. Sal. Glaſſius
lib 2. Philolog. Sacr. p. 484. zeiget gar fein/ daß der erſte Theil ſolcher Be-
ſchreibung/ nemlich vom Anfang biß auf die Begraͤbnuͤß deß Reichen/ eine
warhaffte Geſchicht ſeye/ ſo ſich zur Zeit der HErꝛn Chriſti begeben/ da man-
niglich die Armuth Lazari und das Gottloſe Leben deß Reichen bekandt gewe-
ſen/ auch jederman wol gewußt/ wie der Reiche ſich gegen Lazaro ſo unbarm-
hertzig erzeiget/ und daß ſie beyde gleich nach einander geſtorben. Der andere
Theil ſolcher Beſchreibung ſeye eine Erklaͤrung deß HErꝛn Chriſti/ da er ſei-
nen Zuhoͤrern geoffenbaret/ in was fuͤr einem Stand ſich beydes der Arme und
der Reiche/ nach dieſem Leben befinden/ nemlich Lazarus werde in der Schooß
Abrahæ getroͤſtet/ und der Reiche werde in der Hoͤllen gepeiniget. Belan-
gend nun abſonderlich unſere verleſene Worte/ wird darinn gedacht deß Rei-
chen Manus/ dieſer Mann war ein geborner Jſraelit/ dann er nennet den
Abraham ſeinen Vatter/ und Abraham heiſſet ihn ſeinen Sohn/ ſo mag er
auch eines vornehmen Geſchlechts zu Jeruſalem und von angeſehenen Leuten
her geweſen ſeyn/ wie darauß abzunehmen/ daß er ſeines Vatters Hauß und
ſeiner fuͤnff Bruͤder gedencket/ wiewol er aber ſeinen eigenen Namen gehabt/
und von etlichen Nemeſius genennet wird/ ſo achtet ihn doch der HErꝛ JE-
ſus nicht wuͤrdig/ daß er ſeinen Namen im Mund fuͤhre/ wie den Namen deß
frommen Lazari/ ſein Name iſt auß dem Buch deß Lebens außgetilget/ darum
wil er ihn in Gnaden nicht kennen/ ſagt aber/ es war ein reicher Mann/
der allen Reichthum/ Kuͤche und Keller/ Kuͤſten und Kaͤſten voll hatte/ wo er
hinſahe/ war alles gnug und vollauf/ hatte von zeitlichen Guͤtern was ſein
Hertz wuͤnſchete und begehrte. Darneben war er ſehr Gottloß/ ſonderlich
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Mann/
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