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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die VL. Laſter-Predigt/
ben/ man ſoll nicht das Weltliche und Zeitliche ſuchen/ mit Hindanſetzung
GOttes/ und deß Goͤttlichen/ Himmliſchen und Ewigen. Demnach ſo
verbietet der Apoſtel allhier nicht die gemeine Liebe der Menſchen/ die wir (ver-
moͤg der andern Tafel deß Geſetzes/) einem jeden in der Welt ſchuldig ſeyn/
ſondern das ſuͤndliche/ aͤrgerliche Welt-Weſen/ und die unordentliche Liebe
deß Zeitlichen verbeut er/ und wil wir ſollen nicht von der Welt ſeyn/ Joh. 15.
ſollen verlaͤugnen das ungoͤttliche Weſen und die Weltliche Luͤſte/ Tit. 2.
und da wir gleich der Welt/ und der zeitlichen Guͤter darinnen gebrauchen/
ſollen wir doch derſelben nicht mißbrauchen/ 1. Cor. 7.

Lehr.

BEy dieſen erklaͤrten Worten/ haben wir wieder von einem andern
Laſter zu reden/ welches eigentlich auf den laſterhafften Menſchen ſel-
ber ſiehet und gehet/ und iſt die Welt-Liebe/ daß nemlich ein Chriſt
die Welt und die zeitlichen Guͤter in der Welt nicht lieben ſolle/ und
das um nachfolgender fuͤnff Urſachen willen. Dann

I. Dieſe Welt- und Geld-Liebe iſt ungoͤttlich. Sie iſt wider GOt-
tes H. Wort und Verbott/ welches heiſſet: Habt nicht lieb die Welt/
noch was in der Welt iſt.
Dahin die Gelehrten ſonderlich ziehen/ das
Verbott/ welches dem Ertz-Vatter Loth im Außzug auß Sodoma gegeben
worden/ da der HErꝛ zu ihm ſagte: Errette deine Seele/ und ſiehe nicht hin-
ter dich/ ſtehe auch nicht ſtill in dieſer gantzen Gegend/ auf dem Berge errette
dich/ daß du nicht umkommeſt/ 1. B. Moſ. 19. Die Geiſtliche Deutung iſt/
wann wir unſere Seele recht verſorgen und erretten wollen/ ſo ſollen wir der
Lehr unſerer Kirchen-Engel folgen/ ſollen uns nicht nach der Welt-Sodo-
ma/ und was darinnen iſt/ umſehen/ und da wir einmal entflohen ſeyn dem
Unflat der Welt/ ſollen wir nimmer ſtill ſtehen im Lauf unſers Chriſten-
thums/ ſondern immer nach dem Himmliſchen trachten/ und unſere Augen
aufheben zu den Bergen von welchen uns Huͤlffe kommt/ Pſ. 121. Ungoͤtt-
lich iſt die Welt-Liebe auch/ weil ſie der Goͤttlichen Liebe zuwider iſt/ wie Jo-
hannes in den naͤchſt-folgenden Worten unſers Texts ſaget: So jemand die
Welt-Lieb hat/ in dem iſt nicht die Liebe deß Vatters. Und Jacobus ſaget:
Wiſſet ihr nicht/ daß der Welt Freundſchafft/ Gottes Feindſchafft iſt/ c. 4.
und Chriſtus ſpricht: Niemand kan zweyen Herꝛen dienen/ entweder er wird
den einen haſſen/ und den andern lieben/ oder wird einem anhangen/ und den
andern verachten/ ihr koͤnnet nicht GOTT dienen und dem Mammon/
Matth. 6. als wolte er ſagen: Es iſt unmuͤglich/ daß ihr GOTT und der
Welt zugleich anhangen/ das Goͤttliche und das Weltliche zugleich lieben
und ſuchen ſoltet. Und der alte Kirchen-Lehrer Cyprianus ſchreibet/ die Liebe
GOttes und die Liebe der Welt koͤnnen nicht zugleich in einem Hertzen woh-

nen/

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/482>, abgerufen am 06.01.2025.