Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.Die XXXV. Laster-Predigt/ Eingang. 3. AugustiniGeliebte in Christo dem HErren! Wort/ DEr heilige Augustinus, serm. 59. de verbis Domini, sagt Erklärung deß Texts. DreyfachesWehe über die/ so ver- lassen 1. Die Hoff- nung. DEr weise Lehrer Syrach ruffet in unsern vorgenommenen Worten müssen.
Die XXXV. Laſter-Predigt/ Eingang. 3. AuguſtiniGeliebte in Chriſto dem HErren! Wort/ DEr heilige Auguſtinus, ſerm. 59. de verbis Domini, ſagt Erklaͤrung deß Texts. DreyfachesWehe uͤber die/ ſo ver- laſſen 1. Die Hoff- nung. DEr weiſe Lehrer Syrach ruffet in unſern vorgenommenen Worten muͤſſen.
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Die XXXV. Laſter-Predigt/
Eingang.
Geliebte in Chriſto dem HErren!
DEr heilige Auguſtinus, ſerm. 59. de verbis Domini, ſagt
unter anderem alſo: Dieſe zwey Stuck toͤdten die Seele/ und
bringen das gewiſſe Verderben/ nemlich/ die verkehrte Hoffnung/
und die Verzweifflung. Und ferner ſagt er daſelbſt (Serm. 47.)
Die Leut ſtehen mit beyden in Gefahr/ mit vergebener Hoffnung/
und mit der Verzweifflung/ mit vergebener Hoffnung wird der betrogen/ der
da ſagt: O/ GOtt iſt gnaͤdig/ ich mag thun was ich will: Mit der Ver-
zweifflung aber werden die jenigen angefuͤhrt/ welche/ nachdem ſie ſchwere
Suͤnden begangen/ keine Hoffnung haben/ daß ſie moͤchten Gnad erlangen/
wann ſie Buß thaͤten/ und meinen nicht anderſt/ als ſie ſeyen zur Verdamm-
nus verordnet. Deßwegen nun/ ſo muß ein Chriſt wol zuſehen/ daß er zwi-
ſchen dieſen zweyen gefaͤhrlichen Steinklippen und Felſen ſicher hinſchiffe/ da-
mit er nicht an ſeinem Glauben Schiffbruch leide/ und in die ewige Verdam̃-
nuß gerathe. 1. Tim. 1. Weil wir dann in unſern vorhabenden Laſter-Pre-
digten zum nechſten geredet von dem Mißbrauch der Goͤttlichen Gnaden/ daß
wir durch Sicherheit die Gnad Gottes nicht auf Muthwillen ziehen ſollen.
Jud. v. 4. Alſo wollen wir dißmal von dem andern extremo handlen/ daß kein
Chriſt an Gottes Gnad verzweifflen ſolle. Wollen erſtlich die verleſene Wort
mit wenigem widerholen und erklaͤren/ darnach auch anzeigen/ was wir
von der Verzweifflung/
zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Darzu
uns GOtt ſein Gnad und Segen geben wolle. Amen.
Vortrag.
Wunſch.
Erklaͤrung deß Texts.
DEr weiſe Lehrer Syrach ruffet in unſern vorgenommenen Worten
dreymal Ach und Wehe/ uͤber die/ ſo auß Verzweifflung von GOtt
und ſeiner Gnade abfallen. Und zwar erſtens ſchreyt er das Wehe
uͤber ſie darum/ weil ſolche Gottloſe Leut alle Hoffnung hinweg
werffen/ an GOtt und ſeiner Huͤlff verzagen/ in der Noth nicht feſt halten/
und ihr Hertz/ wie das Rohr im Weyher hin und wider wancket/ und alſo auſ-
ſer GOtt/ jetzt da/ dann dort Rath und Huͤlff ſuchet und hoffet. Fuͤrs andere
ſchreyt er das Wehe uͤber ſie darum/ weil kein Glaub/ kein hertzlich Vertrauen
und Zuverſicht zu GOtt bey ihnen gefunden wird/ und ſagt/ es werd und muͤß
ihnen geſchehen nach ihrem Unglauben/ GOtt nemme ſich ihrer nichts an/ be-
ſchirme/ und ſchuͤtze ſie nicht/ alſo daß ſie in ihrem Elend vergehen und verderben
muͤſſen.
2 Den
Glauben.
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