Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.Die XXII. Laster-Predigt/ Zu unserer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. GOttgebe uns darzu Gnad und Segen. Amen. Erklärung deß Texts. BettenBEttet ohne Unterlaß/ sagt Paulus in unsern vorhabenden Text- Das Gebett nicht zu un- terlassen/denn das ist Lehr. ALlhie haben wir wieder von einem andern Laster/ das eigentlich auf lassen
Die XXII. Laſter-Predigt/ Zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. GOttgebe uns darzu Gnad und Segen. Amen. Erklaͤrung deß Texts. BettenBEttet ohne Unterlaß/ ſagt Paulus in unſern vorhabenden Text- Das Gebett nicht zu un- terlaſſen/denn das iſt Lehr. ALlhie haben wir wieder von einem andern Laſter/ das eigentlich auf laſſen
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Die XXII. Laſter-Predigt/
Zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. GOtt
gebe uns darzu Gnad und Segen. Amen.
Erklaͤrung deß Texts.
BEttet ohne Unterlaß/ ſagt Paulus in unſern vorhabenden Text-
worten. Betten/ iſt ein ernſtlich Geſpraͤch/ das ein glaubiger bußfer-
tiger Chriſt mit GOtt dem HErꝛn haͤlt/ nicht mit dem Mund allein/
ſondern im Geiſt und in der Warheit/ mit Andacht und hertzlichem
Seuffzen/ darinnen er im Namen und auf das Verdienſt und Fuͤrbitt JEſu
Chriſti/ leibliche oder geiſtliche Guͤter/ fuͤr ſich oder fuͤr andere demuͤthig begeh-
ret/ oder fuͤr empfangene Wolthaten Lob und Danck ſaget. Wie auch die
Kinder außdem dritten Hauptſtuck ihres Catechiſmi ſprechen; Betten iſt/
GOtt unſern himmliſchen Vatter durch Chriſtum hertzlich anruffen/ von ihm
all unſer Notturfft begehren/ und um empfangene Gutthat Danck ſagen.
Solches betten erfordert allhie S. Paulus von uns allen/ gebeuts uns ernſt-
lich/ und will/ daß wir ohne Unterlaß betten ſollen. Diß haben die Eu-
chitæ und Meſſaliani alſo verſtanden/ man ſoll alle andere Geſchaͤfft unterwe-
gen laſſen/ und im gantzen Leben nie nichts anders thun/ dann betten: Aber es
hat ſolche Meinung nicht/ dann das waͤre wider das außgetruckte Wort Got-
tes/ darinn uns befohlen wird/ es ſoll ein jeglicher bleiben in dem Beruff/ dar-
ein er von GOtt geſetzt iſt. 1. Cor. 7. Und was einem jeden in ſeinem Amt be-
fohlen iſt/ deſſen ſoll er ſich ſtets annemmen. Syr. 3. Sondern wann der Apo-
ſtel Paulus allhie/ durch deß H. Geiſtes Eingebung uns befihlet/ wir ſollen
betten ohn unterlaß/ ſo will er/ wir ſollen all unſere Sinnen und Gedan-
cken/ unſer Affecten und Begierden beharꝛlich zu GOTT und unſerm Hey-
land JEſu Chriſto richten und erheben/ und ihm unſer Hertz gantz zu eigen er-
geben und aufopffern: Er wil/ wir ſollen in unſerem andaͤchtigen Gebett zu
GOtt nicht muͤd und laß werden/ viel weniger gar davon außſetzen und ablaſ-
ſen: Er will/ wir ſollen ohne Aberglauben uns taͤglich gewiſe Zeiten ſetzen/ da-
rinnen wir uns in dem Gebett uͤben/ GOtt unſer Noth klagen/ und alles guts
von ihme begehren: Ja er will hiemit/ wir ſollen alle unſere Werck/ und was
wir vornehmen und verrichten/ GOtt dem HErꝛn befehlen/ und zu ſeinen hei-
ligen Ehren richten/ wie er auch ſagt Col. 3. Alles was ihr thut/ mit Worten
oder Wercken/ das thut alles in dem Namen deß HErꝛn JEſu/ und dancket
GOtt und dem Vatter durch ihn.
ſollen wir
ohn unter-
laß.
Wie nicht?
Wie dann?
Lehr.
ALlhie haben wir wieder von einem andern Laſter/ das eigentlich auf
GOTT den HERRN ſihet/ zu reden/ das heiſſt Neglectus precum,
die Unterlaſſung deß Gebetts/ daß ja kein Chriſt das Gebett unter-
laſſen
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