Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.vom Diebstal. das Gottes Ordnung und seinem Stand gemäß ist/ etwas ehrlichs und red-der Hände[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]lichs/ was es sey/ dann daß Paulus der Händ gedenckt/ ist (wie die Gelehrten wissen) a potiori, weil die meiste Geschäfft mit den Händen verrichtet werden/ verstehet aber ins gemein alle Verrichtungen unsers ordentlichen Beruffs/ sie werden gleich mit der Hand oder mit dem Kopff und Gemüth voll bracht. Zu was End aber soll er also arbeiten und schaffen? S. Paulus sagt/ darum/auf daß man habe auf daß erhabe/ nicht allein das Gestolne wieder zu erstatten/ und so viel/ durch Gottes Segen erwerbe/ daß er habe/ für sich und die seinige zu zehren und zu leben/ sondern auch/ daß er habe zu geben dem Dürfftigen/ daßdem Dürff- tigen etwas zu geden. er könne Allmosen geben/ und verhülfflich seyn den Armen und Nothleiden- den/ den Wittwen und Waisen/ und denen/ die etwan Alters- oder Schwach- und Kranckheit halben für sich nichts mehr gewinnen und erringen können. Das will der Apostel Paulus/ wann er allhie sagt: Wer gestohlen hat/ etc. Lehr. BEy welchen Worten wir jetzo wieder von einem andern Laster/ das ei-Lehr. I. Soll sich ein Christ vor dem Diebstal hüten/ dieweil das Stehlen II. Soll sich ein Christ vor dem Diebstal hüten/ dieweil das StehlenII. unbe-
vom Diebſtal. das Gottes Ordnung und ſeinem Stand gemaͤß iſt/ etwas ehrlichs und red-der Haͤnde[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]lichs/ was es ſey/ dann daß Paulus der Haͤnd gedenckt/ iſt (wie die Gelehrten wiſſen) à potiori, weil die meiſte Geſchaͤfft mit den Haͤnden verrichtet werden/ verſtehet aber ins gemein alle Verrichtungen unſers ordentlichen Beruffs/ ſie werden gleich mit der Hand oder mit dem Kopff und Gemuͤth voll bracht. Zu was End aber ſoll er alſo arbeiten und ſchaffen? S. Paulus ſagt/ darum/auf daß man habe auf daß erhabe/ nicht allein das Geſtolne wieder zu erſtatten/ und ſo viel/ durch Gottes Segen erwerbe/ daß er habe/ fuͤr ſich und die ſeinige zu zehren und zu leben/ ſondern auch/ daß er habe zu geben dem Duͤrfftigen/ daßdem Duͤrff- tigen etwas zu geden. er koͤnne Allmoſen geben/ und verhuͤlfflich ſeyn den Armen und Nothleiden- den/ den Wittwen und Waiſen/ und denen/ die etwan Alters- oder Schwach- und Kranckheit halben fuͤr ſich nichts mehr gewinnen und erringen koͤnnen. Das will der Apoſtel Paulus/ wann er allhie ſagt: Wer geſtohlen hat/ ꝛc. Lehr. BEy welchen Worten wir jetzo wieder von einem andern Laſter/ das ei-Lehr. I. Soll ſich ein Chriſt vor dem Diebſtal huͤten/ dieweil das Stehlen II. Soll ſich ein Chriſt vor dem Diebſtal huͤten/ dieweil das StehlenII. unbe-
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vom Diebſtal.
das Gottes Ordnung und ſeinem Stand gemaͤß iſt/ etwas ehrlichs und red-
lichs/ was es ſey/ dann daß Paulus der Haͤnd gedenckt/ iſt (wie die Gelehrten
wiſſen) à potiori, weil die meiſte Geſchaͤfft mit den Haͤnden verrichtet werden/
verſtehet aber ins gemein alle Verrichtungen unſers ordentlichen Beruffs/ ſie
werden gleich mit der Hand oder mit dem Kopff und Gemuͤth voll bracht. Zu
was End aber ſoll er alſo arbeiten und ſchaffen? S. Paulus ſagt/ darum/
auf daß erhabe/ nicht allein das Geſtolne wieder zu erſtatten/ und ſo viel/
durch Gottes Segen erwerbe/ daß er habe/ fuͤr ſich und die ſeinige zu zehren
und zu leben/ ſondern auch/ daß er habe zu geben dem Duͤrfftigen/ daß
er koͤnne Allmoſen geben/ und verhuͤlfflich ſeyn den Armen und Nothleiden-
den/ den Wittwen und Waiſen/ und denen/ die etwan Alters- oder Schwach-
und Kranckheit halben fuͤr ſich nichts mehr gewinnen und erringen koͤnnen.
Das will der Apoſtel Paulus/ wann er allhie ſagt: Wer geſtohlen
hat/ ꝛc.
der Haͤnde_
auf daß man
habe
dem Duͤrff-
tigen etwas
zu geden.
Lehr.
BEy welchen Worten wir jetzo wieder von einem andern Laſter/ das ei-
gentlich wider den Naͤchſten iſt/ zu reden und davor zu warnen haben/
das heiſſt Furtum, der Diebſtal/ daß ein jeder Chriſt ſich davor huͤten/
und ſeinen Naͤchſten nicht beſtehlen ſolle. Und das ſoll geſchehen
vornemlich um nachfolgender 6. Urſachen willen.
Lehr.
Ein Chriſt
ſoll ſeinen
Naͤchſten
nicht beſteh-
len/ weil der
Diebſtal iſt
wider:
I.
GOtt und
ſein Wort.
I. Soll ſich ein Chriſt vor dem Diebſtal huͤten/ dieweil das Stehlen
wider GOTT und ſein H. Wort und Verbott iſt. Jm 9 und 10. Gebott
verbeut der HErꝛ/ es ſoll keiner nichts unordentlicher Weiſe begehren was deß
Naͤchſten iſt/ und im 7 Gebott ſagt der HErꝛ: Du ſolt nicht ſtehlen. 2. Moſ.
20. Und im 5. Moſ. 5. Welches der HErꝛ Chriſtus widerholet Matth. 19.
Und Paulus Rom. 13. Jhr ſolt nicht ſtehlen/ noch liegen/ noch faͤlſchlich
handlen einer mit dem andern. 3. Moſ 19. Jn unſerm Text ſagt S. Paulus:
Wergeſtohlen hat/ der ſtehle nicht mehr. 1. Theſſ. 4. ſagt er: Das iſt
der Will Gottes/ daß niemand zu weit greiffe/ noch vervortheile ſeinen Bru-
der. Und Petrus ſagt: Niemand unter euͤch leide/ als ein Dieb. 1. Epiſt. 4.
Jſt es nun GOTT und ſeinem H. Wort zu wider/ ſo ſolls uns auch zu wi-
der ſeyn.
II. Soll ſich ein Chriſt vor dem Diebſtal huͤten/ dieweil das Stehlen
wider die Natur und Weltliche Geſetz und Rechten iſt. Die Natur hat ei-
nem jeden Menſchen dieſe Regu! angebohren und ins Hertz geſchrieben: Was
du wilt/ daß man dir thue oder nicht thue/ das ſoltu deinem Naͤchſten auch thun
oder nicht thun/ davon der HErꝛ Chriſtus auch redt Matth. 7. Nun will ja
ein jeder/ daß man ihm das ſeinige unangefochten/ unbetaſtet/ unberupfft und
unbeſtolen laſſe: Darum ſoll er dem Naͤchſten das ſeine auch unangefochten/
unbe-
II.
Natur und
Weltliche
Rechten.
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Zitationshilfe: | Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 1039. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/1109>, abgerufen am 23.02.2025. |