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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die IC. Laster-Predigt/


Jm Namen Jesu!
d. 2. Sept.
1661.
Die IC. Laster-Predigt/
Jn der III. Abtheilung/ von den Lastern wider
den Nächsten.
Das XXII. Laster: Verachtung.
Text:
Malachiae c. 2. v. 10.
Haben wir nicht alle einen Vatter? Hat uns nicht ein
GOTT geschaffen? Warum verachten wir denn
einer den andern.
Eingang.
Geliebte in Christo dem HErren!
Chams
Spötterey/

EJn Exempel eines sonderbaren Spötters und Veräch-
ters finden wir/ 1. Mos. 9. an dem Cham/ dem ungerathenen
Sohn deß Ertz-Vattern Noah: Dann als Noah auß Mensch-
licher Schwachheit und Unfürsichtigkeit/ deß Weins/ den er
gepflantzet hatte/ zu viel getruncken/ und daher in seiner Hütten
aufgedeckt gelegen/ fand ihn am ersten sein Sohn der Cham/ also entblösset li-
gen/ der kützelte sich selber darmit/ und wie auß allen Umständen erscheinet/ hat
er sein junges Söhnlein den Canaan/ solchen Spectacul zu schauen/ an- und
mitgeführet/ die haben beyde den guten alten Greisen/ den Noah/ Bübischer
Weise verspottet und verlachet/ und da sie nun nach Gnüge ihre Augen ge-
weidet/ zeigete solches Cham auch seinen zween Brüdern/ dem Sem und Ja-
phet/ draussen an/ verhöhnete und verachtete den frommen Alt-Vatter gegen
ihnen/ und wann noch mehr Leute in der Welt gewesen wären/ hätten sie
auch müssen wissen/ was der alte Sechshundert-jährige Noah in voller Weise
gethan habe. Solche Spötterey aber hat seinen Brüdern nicht gefallen/
darum sie deß Vatters Blösse/ rücklings/ mit einem Kleid zugedecket. Und
der Vatter selbsten/ da er erwacht und erfahren/ was Cham und Canaan ge-
than/ hat er sie beyde verflucht/ und samt ihren Nachkommen ihren Brüdern
wird appli-
ci
rt.
zu Knechten unterworffen. Wie nun allhier Cham als ein Gottloser
Spötter seinen Vatter verachtet/ und darüber verflucht worden: Also gibt

es
Die IC. Laſter-Predigt/


Jm Namen Jeſu!
d. 2. Sept.
1661.
Die IC. Laſter-Predigt/
Jn der III. Abtheilung/ von den Laſtern wider
den Naͤchſten.
Das XXII. Laſter: Verachtung.
Text:
Malachiæ c. 2. v. 10.
Haben wir nicht alle einen Vatter? Hat uns nicht ein
GOTT geſchaffen? Warum verachten wir denn
einer den andern.
Eingang.
Geliebte in Chriſto dem HErren!
Chams
Spoͤtterey/

EJn Exempel eines ſonderbaren Spoͤtters und Veraͤch-
ters finden wir/ 1. Moſ. 9. an dem Cham/ dem ungerathenen
Sohn deß Ertz-Vattern Noah: Dann als Noah auß Menſch-
licher Schwachheit und Unfuͤrſichtigkeit/ deß Weins/ den er
gepflantzet hatte/ zu viel getruncken/ und daher in ſeiner Huͤtten
aufgedeckt gelegen/ fand ihn am erſten ſein Sohn der Cham/ alſo entbloͤſſet li-
gen/ der kuͤtzelte ſich ſelber darmit/ und wie auß allen Umſtaͤnden erſcheinet/ hat
er ſein junges Soͤhnlein den Canaan/ ſolchen Spectacul zu ſchauen/ an- und
mitgefuͤhret/ die haben beyde den guten alten Greiſen/ den Noah/ Buͤbiſcher
Weiſe verſpottet und verlachet/ und da ſie nun nach Gnuͤge ihre Augen ge-
weidet/ zeigete ſolches Cham auch ſeinen zween Bruͤdern/ dem Sem und Ja-
phet/ drauſſen an/ verhoͤhnete und verachtete den frommen Alt-Vatter gegen
ihnen/ und wann noch mehr Leute in der Welt geweſen waͤren/ haͤtten ſie
auch muͤſſen wiſſen/ was der alte Sechshundert-jaͤhrige Noah in voller Weiſe
gethan habe. Solche Spoͤtterey aber hat ſeinen Bruͤdern nicht gefallen/
darum ſie deß Vatters Bloͤſſe/ ruͤcklings/ mit einem Kleid zugedecket. Und
der Vatter ſelbſten/ da er erwacht und erfahren/ was Cham und Canaan ge-
than/ hat er ſie beyde verflucht/ und ſamt ihren Nachkommen ihren Bruͤdern
wird appli-
ci
rt.
zu Knechten unterworffen. Wie nun allhier Cham als ein Gottloſer
Spoͤtter ſeinen Vatter verachtet/ und daruͤber verflucht worden: Alſo gibt

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[952/1022] Die IC. Laſter-Predigt/ Jm Namen Jeſu! Die IC. Laſter-Predigt/ Jn der III. Abtheilung/ von den Laſtern wider den Naͤchſten. Das XXII. Laſter: Verachtung. Text: Malachiæ c. 2. v. 10. Haben wir nicht alle einen Vatter? Hat uns nicht ein GOTT geſchaffen? Warum verachten wir denn einer den andern. Eingang. Geliebte in Chriſto dem HErren! EJn Exempel eines ſonderbaren Spoͤtters und Veraͤch- ters finden wir/ 1. Moſ. 9. an dem Cham/ dem ungerathenen Sohn deß Ertz-Vattern Noah: Dann als Noah auß Menſch- licher Schwachheit und Unfuͤrſichtigkeit/ deß Weins/ den er gepflantzet hatte/ zu viel getruncken/ und daher in ſeiner Huͤtten aufgedeckt gelegen/ fand ihn am erſten ſein Sohn der Cham/ alſo entbloͤſſet li- gen/ der kuͤtzelte ſich ſelber darmit/ und wie auß allen Umſtaͤnden erſcheinet/ hat er ſein junges Soͤhnlein den Canaan/ ſolchen Spectacul zu ſchauen/ an- und mitgefuͤhret/ die haben beyde den guten alten Greiſen/ den Noah/ Buͤbiſcher Weiſe verſpottet und verlachet/ und da ſie nun nach Gnuͤge ihre Augen ge- weidet/ zeigete ſolches Cham auch ſeinen zween Bruͤdern/ dem Sem und Ja- phet/ drauſſen an/ verhoͤhnete und verachtete den frommen Alt-Vatter gegen ihnen/ und wann noch mehr Leute in der Welt geweſen waͤren/ haͤtten ſie auch muͤſſen wiſſen/ was der alte Sechshundert-jaͤhrige Noah in voller Weiſe gethan habe. Solche Spoͤtterey aber hat ſeinen Bruͤdern nicht gefallen/ darum ſie deß Vatters Bloͤſſe/ ruͤcklings/ mit einem Kleid zugedecket. Und der Vatter ſelbſten/ da er erwacht und erfahren/ was Cham und Canaan ge- than/ hat er ſie beyde verflucht/ und ſamt ihren Nachkommen ihren Bruͤdern zu Knechten unterworffen. Wie nun allhier Cham als ein Gottloſer Spoͤtter ſeinen Vatter verachtet/ und daruͤber verflucht worden: Alſo gibt es wird appli- cirt.

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 952. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/1022>, abgerufen am 21.11.2024.