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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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XI.
Beim alten Dramaturgen.

Ludwig Tieck erbot sich bei meinem Engagement in
Dresden im Frühjahr 1835 freundlich, jede Rolle als
Dramaturg mit mir durchzugehen, und erlaubte mir,
nach jedem ersten Auftreten in einer neuen Rolle, sein
kritisches Urtheil darüber einzuholen. "Auch sonst werden
Sie mir immer herzlich willkommen sein, und meine alte
Komödiantenerfahrung und mein väterlicher Rath stehen
Ihnen jede Stunde offen. Ihr glückliches Gesicht, Ihr
frohes Lachen erquicken mich. Also auf baldiges und
oftmaliges Wiedersehen und gute Freundschaft!" -- sagte
er mit seinem bezaubernden Lächeln und hielt mir seine
schöne, alabasterweiße Hand hin.

Und ob ich einschlug? O, von Herzen gern, und
mein ganzes volles, jubelndes Herz legte ich zugleich in
diese liebenswürdige Hand. Ich war bezaubert von
Ludwig Tieck. Ich liebte, ich bewunderte ihn, ich schwärmte
für ihn. Und wie oft, wie unzählige Male bin ich über
den Dresdener Altmarkt geeilt und in das liebe, alte

XI.
Beim alten Dramaturgen.

Ludwig Tieck erbot ſich bei meinem Engagement in
Dresden im Frühjahr 1835 freundlich, jede Rolle als
Dramaturg mit mir durchzugehen, und erlaubte mir,
nach jedem erſten Auftreten in einer neuen Rolle, ſein
kritiſches Urtheil darüber einzuholen. »Auch ſonſt werden
Sie mir immer herzlich willkommen ſein, und meine alte
Komödiantenerfahrung und mein väterlicher Rath ſtehen
Ihnen jede Stunde offen. Ihr glückliches Geſicht, Ihr
frohes Lachen erquicken mich. Alſo auf baldiges und
oftmaliges Wiederſehen und gute Freundſchaft!« — ſagte
er mit ſeinem bezaubernden Lächeln und hielt mir ſeine
ſchöne, alabaſterweiße Hand hin.

Und ob ich einſchlug? O, von Herzen gern, und
mein ganzes volles, jubelndes Herz legte ich zugleich in
dieſe liebenswürdige Hand. Ich war bezaubert von
Ludwig Tieck. Ich liebte, ich bewunderte ihn, ich ſchwärmte
für ihn. Und wie oft, wie unzählige Male bin ich über
den Dresdener Altmarkt geeilt und in das liebe, alte

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[[382]/0410] XI. Beim alten Dramaturgen. Ludwig Tieck erbot ſich bei meinem Engagement in Dresden im Frühjahr 1835 freundlich, jede Rolle als Dramaturg mit mir durchzugehen, und erlaubte mir, nach jedem erſten Auftreten in einer neuen Rolle, ſein kritiſches Urtheil darüber einzuholen. »Auch ſonſt werden Sie mir immer herzlich willkommen ſein, und meine alte Komödiantenerfahrung und mein väterlicher Rath ſtehen Ihnen jede Stunde offen. Ihr glückliches Geſicht, Ihr frohes Lachen erquicken mich. Alſo auf baldiges und oftmaliges Wiederſehen und gute Freundſchaft!« — ſagte er mit ſeinem bezaubernden Lächeln und hielt mir ſeine ſchöne, alabaſterweiße Hand hin. Und ob ich einſchlug? O, von Herzen gern, und mein ganzes volles, jubelndes Herz legte ich zugleich in dieſe liebenswürdige Hand. Ich war bezaubert von Ludwig Tieck. Ich liebte, ich bewunderte ihn, ich ſchwärmte für ihn. Und wie oft, wie unzählige Male bin ich über den Dresdener Altmarkt geeilt und in das liebe, alte

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. [382]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/410>, abgerufen am 22.12.2024.