Ueber mein erstes Debüt auf der königlichen Bühne, Mitte Dezember 1824, war in der Spener'schen Zeitung folgendes zu lesen, von Hofrath Schulz unterzeichnet, dem nach Goethe's Ausspruch "befähigtsten Kritiker Deutsch¬ lands:"
Als vor einigen Monaten verlautete, daß dieses junge Mädchen das Königstädter Theater, dessen Stütze es war, verlassen wolle, um bei der königlichen Bühne, deren Hoffnung es ist, Engagement anzunehmen, -- wurde überall heftig diskutirt! Eine Weltbegebenheit konnte nicht mehr besprochen werden! Die Gemüther erhitzten sich, und hätte das Auftreten damals gleich stattgefunden, -- ein Sturm würde ausgebrochen sein.
Die dazwischen liegende Pause führte glücklicher¬ weise zu der Ansicht: daß es bei solcher Jugend von lobenswerther Selbstkenntniß, von wahrer Liebe zur Kunst zeuge, eine erste Stellung aufzugeben, um eine zweite
VI. Wieder in Reih und Glied.
Ueber mein erſtes Debüt auf der königlichen Bühne, Mitte Dezember 1824, war in der Spener'ſchen Zeitung folgendes zu leſen, von Hofrath Schulz unterzeichnet, dem nach Goethe's Ausſpruch »befähigtſten Kritiker Deutſch¬ lands:«
Als vor einigen Monaten verlautete, daß dieſes junge Mädchen das Königſtädter Theater, deſſen Stütze es war, verlaſſen wolle, um bei der königlichen Bühne, deren Hoffnung es iſt, Engagement anzunehmen, — wurde überall heftig diskutirt! Eine Weltbegebenheit konnte nicht mehr beſprochen werden! Die Gemüther erhitzten ſich, und hätte das Auftreten damals gleich ſtattgefunden, — ein Sturm würde ausgebrochen ſein.
Die dazwiſchen liegende Pauſe führte glücklicher¬ weiſe zu der Anſicht: daß es bei ſolcher Jugend von lobenswerther Selbſtkenntniß, von wahrer Liebe zur Kunſt zeuge, eine erſte Stellung aufzugeben, um eine zweite
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VI.
Wieder in Reih und Glied.
Ueber mein erſtes Debüt auf der königlichen Bühne,
Mitte Dezember 1824, war in der Spener'ſchen Zeitung
folgendes zu leſen, von Hofrath Schulz unterzeichnet, dem
nach Goethe's Ausſpruch »befähigtſten Kritiker Deutſch¬
lands:«
Als vor einigen Monaten verlautete, daß dieſes
junge Mädchen das Königſtädter Theater, deſſen Stütze
es war, verlaſſen wolle, um bei der königlichen Bühne,
deren Hoffnung es iſt, Engagement anzunehmen, —
wurde überall heftig diskutirt! Eine Weltbegebenheit
konnte nicht mehr beſprochen werden! Die Gemüther
erhitzten ſich, und hätte das Auftreten damals gleich
ſtattgefunden, — ein Sturm würde ausgebrochen ſein.
Die dazwiſchen liegende Pauſe führte glücklicher¬
weiſe zu der Anſicht: daß es bei ſolcher Jugend von
lobenswerther Selbſtkenntniß, von wahrer Liebe zur Kunſt
zeuge, eine erſte Stellung aufzugeben, um eine zweite
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. [106]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/134>, abgerufen am 03.12.2024.
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