Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].aus natürlicher Erkenntniß etc. Allgüte, oder mit der Unschuld Gottes bestehenkann. 1) Gott ist erste Ursache aller Dinge, folglich auch erste Ursache des Bösen. 2) Gott ist höchst gütig, also war das Böse nicht sein Zweck. 3) Gott ist allmächtig und allwissend, also ist das wirklich geschehene Böse (weder das natürliche noch das in dem Menschen befindliche moralische Uebel) seinem Rathschlusse nicht zuwi- der. 4) Das wirkliche Uebel in der Ordnung, in welcher es folgt, und in der Zeit, so lange es fortdaurt, ist in dem göttlichen Verstande von Ewigkeit als erfolgend und als unvermeidlich zu der zuletzt folgenden Vollkommenheit der Welt erkannt worden. Denn sonst müßte er es, ver- möge seiner Güte, aus seinem Rathschlusse ausge- schlossen haben. 5) Die ganze Welt, ungeachtet des darinnen erfolgenden Uebels, ist ein vorzüglich gutes, ja das beste Werk, welches die Allmacht machen konnte. Denn sonst wäre Gott entweder nicht allgütig, oder nicht allmächtig. 6) Also ist Gott unschuldig am Bösen, weil er alles so gut macht, als es die Allmacht kann. §. 18. Verweile dich oft bey dem Gedanken zum
aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc. Allguͤte, oder mit der Unſchuld Gottes beſtehenkann. 1) Gott iſt erſte Urſache aller Dinge, folglich auch erſte Urſache des Boͤſen. 2) Gott iſt hoͤchſt guͤtig, alſo war das Boͤſe nicht ſein Zweck. 3) Gott iſt allmaͤchtig und allwiſſend, alſo iſt das wirklich geſchehene Boͤſe (weder das natuͤrliche noch das in dem Menſchen befindliche moraliſche Uebel) ſeinem Rathſchluſſe nicht zuwi- der. 4) Das wirkliche Uebel in der Ordnung, in welcher es folgt, und in der Zeit, ſo lange es fortdaurt, iſt in dem goͤttlichen Verſtande von Ewigkeit als erfolgend und als unvermeidlich zu der zuletzt folgenden Vollkommenheit der Welt erkannt worden. Denn ſonſt muͤßte er es, ver- moͤge ſeiner Guͤte, aus ſeinem Rathſchluſſe ausge- ſchloſſen haben. 5) Die ganze Welt, ungeachtet des darinnen erfolgenden Uebels, iſt ein vorzuͤglich gutes, ja das beſte Werk, welches die Allmacht machen konnte. Denn ſonſt waͤre Gott entweder nicht allguͤtig, oder nicht allmaͤchtig. 6) Alſo iſt Gott unſchuldig am Boͤſen, weil er alles ſo gut macht, als es die Allmacht kann. §. 18. Verweile dich oft bey dem Gedanken zum
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aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.
Allguͤte, oder mit der Unſchuld Gottes beſtehen
kann. 1) Gott iſt erſte Urſache aller Dinge,
folglich auch erſte Urſache des Boͤſen. 2) Gott
iſt hoͤchſt guͤtig, alſo war das Boͤſe nicht ſein
Zweck. 3) Gott iſt allmaͤchtig und allwiſſend,
alſo iſt das wirklich geſchehene Boͤſe (weder das
natuͤrliche noch das in dem Menſchen befindliche
moraliſche Uebel) ſeinem Rathſchluſſe nicht zuwi-
der. 4) Das wirkliche Uebel in der Ordnung,
in welcher es folgt, und in der Zeit, ſo lange es
fortdaurt, iſt in dem goͤttlichen Verſtande von
Ewigkeit als erfolgend und als unvermeidlich zu
der zuletzt folgenden Vollkommenheit der Welt
erkannt worden. Denn ſonſt muͤßte er es, ver-
moͤge ſeiner Guͤte, aus ſeinem Rathſchluſſe ausge-
ſchloſſen haben. 5) Die ganze Welt, ungeachtet
des darinnen erfolgenden Uebels, iſt ein vorzuͤglich
gutes, ja das beſte Werk, welches die Allmacht
machen konnte. Denn ſonſt waͤre Gott entweder
nicht allguͤtig, oder nicht allmaͤchtig. 6) Alſo iſt
Gott unſchuldig am Boͤſen, weil er alles ſo gut
macht, als es die Allmacht kann.
§. 18.
Verweile dich oft bey dem Gedanken
des Todes, doch nicht mit Zittern; denn er iſt
entweder kein Uebel, oder in dieſen Umſtaͤnden
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