Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

Bild:
<< vorherige Seite

über Gott und seine Eigenschaften.
nur ein einziger Gott sey, immer so fest zu glauben,
als wir können, mehr Gewißheit dieses Satzes
zu wünschen, und diesen Glauben bey denen, welche
wir lieben, zu befördern. Oder im Kurzem, es
ist gut zu glauben, es hat keine Gegengründe
wider sich, es ist glaubwürdig, es ist für
uns wahr, daß ein einziger Gott sey.

§. 9.

Die nachdenkende Seele glaubt nicht nur einen
wahren Gott, so gewiß, als sie kann; sondern sie
verweilt sich auch gern bey diesem Gedanken an
ihn, um zu erforschen, was sie ferner von ihm
denken müsse.

Gott war von Ewigkeit und hatte Macht, zu
wirken, was nicht von Ewigkeit war. Also haben
wir aus der Betrachtung der Welt keinen Anlaß,
zu glauben, daß ausser Gott irgend etwas von
Ewigkeit gewesen sey. Wenn wir uns bemühen,
zu denken, daß mehr ewige Ursachen der Welt, oder
mehr Dinge von Ewigkeit waren, so verwickeln
wir unser Nachdenken in Geheimnisse, die so schwer
zu denken sind, als das von Ewigkeit gewesene
Daseyn Gottes, und dennoch erleichtern wir da-
durch keinen einzigen Gedanken von den Wirkungen
Gottes, welche allesammt unbegreiflich sind. Also
ist es unserm Besten gemäß, glaubenswürdig, und

für

uͤber Gott und ſeine Eigenſchaften.
nur ein einziger Gott ſey, immer ſo feſt zu glauben,
als wir koͤnnen, mehr Gewißheit dieſes Satzes
zu wuͤnſchen, und dieſen Glauben bey denen, welche
wir lieben, zu befoͤrdern. Oder im Kurzem, es
iſt gut zu glauben, es hat keine Gegengründe
wider ſich, es iſt glaubwürdig, es iſt für
uns wahr, daß ein einziger Gott ſey.

§. 9.

Die nachdenkende Seele glaubt nicht nur einen
wahren Gott, ſo gewiß, als ſie kann; ſondern ſie
verweilt ſich auch gern bey dieſem Gedanken an
ihn, um zu erforſchen, was ſie ferner von ihm
denken muͤſſe.

Gott war von Ewigkeit und hatte Macht, zu
wirken, was nicht von Ewigkeit war. Alſo haben
wir aus der Betrachtung der Welt keinen Anlaß,
zu glauben, daß auſſer Gott irgend etwas von
Ewigkeit geweſen ſey. Wenn wir uns bemuͤhen,
zu denken, daß mehr ewige Urſachen der Welt, oder
mehr Dinge von Ewigkeit waren, ſo verwickeln
wir unſer Nachdenken in Geheimniſſe, die ſo ſchwer
zu denken ſind, als das von Ewigkeit geweſene
Daſeyn Gottes, und dennoch erleichtern wir da-
durch keinen einzigen Gedanken von den Wirkungen
Gottes, welche alleſammt unbegreiflich ſind. Alſo
iſt es unſerm Beſten gemaͤß, glaubenswuͤrdig, und

fuͤr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0035" n="11"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u&#x0364;ber Gott und &#x017F;eine Eigen&#x017F;chaften.</hi></fw><lb/>
nur ein einziger Gott &#x017F;ey, immer &#x017F;o fe&#x017F;t zu glauben,<lb/>
als wir ko&#x0364;nnen, mehr Gewißheit die&#x017F;es Satzes<lb/>
zu wu&#x0364;n&#x017F;chen, und die&#x017F;en Glauben bey denen, welche<lb/>
wir lieben, zu befo&#x0364;rdern. Oder im Kurzem, es<lb/>
i&#x017F;t gut zu glauben, <hi rendition="#fr">es hat keine Gegengründe<lb/>
wider &#x017F;ich, es i&#x017F;t glaubwürdig, es i&#x017F;t für<lb/>
uns wahr, daß ein einziger Gott &#x017F;ey.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 9.</head><lb/>
          <p>Die nachdenkende Seele glaubt nicht nur einen<lb/>
wahren Gott, &#x017F;o gewiß, als &#x017F;ie kann; &#x017F;ondern &#x017F;ie<lb/>
verweilt &#x017F;ich auch gern bey die&#x017F;em Gedanken an<lb/>
ihn, um zu erfor&#x017F;chen, was &#x017F;ie ferner von ihm<lb/>
denken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>Gott war von Ewigkeit und hatte Macht, zu<lb/>
wirken, was nicht von Ewigkeit war. Al&#x017F;o haben<lb/>
wir aus der Betrachtung der Welt keinen Anlaß,<lb/>
zu glauben, daß au&#x017F;&#x017F;er Gott irgend etwas von<lb/>
Ewigkeit gewe&#x017F;en &#x017F;ey. Wenn wir uns bemu&#x0364;hen,<lb/>
zu denken, daß mehr ewige Ur&#x017F;achen der Welt, oder<lb/>
mehr Dinge von Ewigkeit waren, &#x017F;o verwickeln<lb/>
wir un&#x017F;er Nachdenken in Geheimni&#x017F;&#x017F;e, die &#x017F;o &#x017F;chwer<lb/>
zu denken &#x017F;ind, als das von Ewigkeit gewe&#x017F;ene<lb/>
Da&#x017F;eyn Gottes, und dennoch erleichtern wir da-<lb/>
durch keinen einzigen Gedanken von den Wirkungen<lb/>
Gottes, welche alle&#x017F;ammt unbegreiflich &#x017F;ind. Al&#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t es un&#x017F;erm Be&#x017F;ten gema&#x0364;ß, glaubenswu&#x0364;rdig, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fu&#x0364;r</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0035] uͤber Gott und ſeine Eigenſchaften. nur ein einziger Gott ſey, immer ſo feſt zu glauben, als wir koͤnnen, mehr Gewißheit dieſes Satzes zu wuͤnſchen, und dieſen Glauben bey denen, welche wir lieben, zu befoͤrdern. Oder im Kurzem, es iſt gut zu glauben, es hat keine Gegengründe wider ſich, es iſt glaubwürdig, es iſt für uns wahr, daß ein einziger Gott ſey. §. 9. Die nachdenkende Seele glaubt nicht nur einen wahren Gott, ſo gewiß, als ſie kann; ſondern ſie verweilt ſich auch gern bey dieſem Gedanken an ihn, um zu erforſchen, was ſie ferner von ihm denken muͤſſe. Gott war von Ewigkeit und hatte Macht, zu wirken, was nicht von Ewigkeit war. Alſo haben wir aus der Betrachtung der Welt keinen Anlaß, zu glauben, daß auſſer Gott irgend etwas von Ewigkeit geweſen ſey. Wenn wir uns bemuͤhen, zu denken, daß mehr ewige Urſachen der Welt, oder mehr Dinge von Ewigkeit waren, ſo verwickeln wir unſer Nachdenken in Geheimniſſe, die ſo ſchwer zu denken ſind, als das von Ewigkeit geweſene Daſeyn Gottes, und dennoch erleichtern wir da- durch keinen einzigen Gedanken von den Wirkungen Gottes, welche alleſammt unbegreiflich ſind. Alſo iſt es unſerm Beſten gemaͤß, glaubenswuͤrdig, und fuͤr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/35
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/35>, abgerufen am 20.11.2024.