Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].besonders in moralischen etc. §. 64. Glauben heißt in der gemeinsten Bedeutung Eine Religion ist eine Sammlung von Lehr- Wer gar keinen Begriff von dem unsichtbaren läugnen,
beſonders in moraliſchen ꝛc. §. 64. Glauben heißt in der gemeinſten Bedeutung Eine Religion iſt eine Sammlung von Lehr- Wer gar keinen Begriff von dem unſichtbaren laͤugnen,
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beſonders in moraliſchen ꝛc.
§. 64.
Glauben heißt in der gemeinſten Bedeutung
etwas fuͤr wahr halten. Wird es aber dem Wiſſen
entgegen geſetzt; ſo unterſcheidet man beydes auf
zweyerley Art. Erſtlich, daß der Glaube den
Beyfall bedeutet, welchen man den Zeugniſſen und
fremden Belehrungen giebt, und daß das Wiſſen
nur Statt findet in dem Beyfalle, womit wir unſre
eigne Erfahrungen, unſre eigne Empfindungen,
die an ſich unlaugbaren Grundſaͤtze, und die richti-
gen Folgen dieſer Wahrheiten, annehmen. Oder
zweytens der Unterſchied des Glaubens und
Wiſſens iſt dieſer, daß das erſte mit einigem
Zweifel verbunden ſeyn kann, das letztere aber
nicht. Jn der letzten Bedeutung heißt das Glau-
ben auch Meynen.
Eine Religion iſt eine Sammlung von Lehr-
ſaͤtzen, die das Gewiſſen betreffen, und von vielen
als ein Ganzes fuͤr wahr gehalten werden.
Wer gar keinen Begriff von dem unſichtbaren
Richter hat, oder das Daſeyn deſſelben laͤugnet,
der hat kein Gewiſſen, ſolglich keine Religion,
und wird ein Atheiſt genannt. Von dieſer Art
ſind einige wilde Nationen, und vielleicht ſelbſt in
unſern Gegenden viele ganz einfaͤltige und unbe-
lehrte Menſchen, einige verirrte Gruͤbler, welche
wegen der Unbegreiflichkeit das Daſeyn Gottes
laͤugnen,
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