Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].besonders in moralischen etc. einer natürlichen Neigung des Verstandes allernachdenkenden Menschen, wahrscheinlich ist, und immer bleibt; wenn derselbe Lehrsatz die gemein- nützigsten Wünsche der Menschen befriedigt; wenn der Zweifel an demselben allen insgemein und jedem insbesondere immer gefährlich und schädlich ist; so muß dieser Lehrsatz mit dem höchst möglichen Beyfall geglaubt, oder für wahr gehalten werden. Auf solche Weise ist es durch eignes Nachdenken wahr, daß eine einzige, allmächtige, allweise, allgütige Gottheit sey, daß die mensch- lichen Seelen unsterblich seyn, und daß der Tugend und dem Laster auch nach dem Tode Vergeltung bevorstehe. 7) Alle unstreitige Folgen des Wahren sind selbst wahr. Unstreitige Folgen sind diejenigen, welche man bey einem geübten Nachdenken weder läugnen, noch an ihnen zweifeln kann, wenn man dasjenige, woraus gefolgert wird, als wahr vor- aussetzt. §. 62. Die vornehmsten Arten der richtigen Schluß- 1) Man schließt aus der Wahrheit des ganzen Satzes die Wahrheit jedes Theiles desselben, und aus der Wahrheit aller Theile die Wahrheit des ganzen Satzes zusammen genommen. z. E. Gott ist K 3
beſonders in moraliſchen ꝛc. einer natuͤrlichen Neigung des Verſtandes allernachdenkenden Menſchen, wahrſcheinlich iſt, und immer bleibt; wenn derſelbe Lehrſatz die gemein- nuͤtzigſten Wuͤnſche der Menſchen befriedigt; wenn der Zweifel an demſelben allen insgemein und jedem insbeſondere immer gefaͤhrlich und ſchaͤdlich iſt; ſo muß dieſer Lehrſatz mit dem höchſt möglichen Beyfall geglaubt, oder für wahr gehalten werden. Auf ſolche Weiſe iſt es durch eignes Nachdenken wahr, daß eine einzige, allmaͤchtige, allweiſe, allguͤtige Gottheit ſey, daß die menſch- lichen Seelen unſterblich ſeyn, und daß der Tugend und dem Laſter auch nach dem Tode Vergeltung bevorſtehe. 7) Alle unſtreitige Folgen des Wahren ſind ſelbſt wahr. Unſtreitige Folgen ſind diejenigen, welche man bey einem geuͤbten Nachdenken weder laͤugnen, noch an ihnen zweifeln kann, wenn man dasjenige, woraus gefolgert wird, als wahr vor- ausſetzt. §. 62. Die vornehmſten Arten der richtigen Schluß- 1) Man ſchließt aus der Wahrheit des ganzen Satzes die Wahrheit jedes Theiles deſſelben, und aus der Wahrheit aller Theile die Wahrheit des ganzen Satzes zuſammen genommen. z. E. Gott iſt K 3
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beſonders in moraliſchen ꝛc.
einer natuͤrlichen Neigung des Verſtandes aller
nachdenkenden Menſchen, wahrſcheinlich iſt, und
immer bleibt; wenn derſelbe Lehrſatz die gemein-
nuͤtzigſten Wuͤnſche der Menſchen befriedigt; wenn
der Zweifel an demſelben allen insgemein und jedem
insbeſondere immer gefaͤhrlich und ſchaͤdlich iſt; ſo
muß dieſer Lehrſatz mit dem höchſt möglichen
Beyfall geglaubt, oder für wahr gehalten
werden. Auf ſolche Weiſe iſt es durch eignes
Nachdenken wahr, daß eine einzige, allmaͤchtige,
allweiſe, allguͤtige Gottheit ſey, daß die menſch-
lichen Seelen unſterblich ſeyn, und daß der Tugend
und dem Laſter auch nach dem Tode Vergeltung
bevorſtehe.
7) Alle unſtreitige Folgen des Wahren ſind
ſelbſt wahr. Unſtreitige Folgen ſind diejenigen,
welche man bey einem geuͤbten Nachdenken weder
laͤugnen, noch an ihnen zweifeln kann, wenn man
dasjenige, woraus gefolgert wird, als wahr vor-
ausſetzt.
§. 62.
Die vornehmſten Arten der richtigen Schluß-
folgen will ich anzeigen:
1) Man ſchließt aus der Wahrheit des ganzen
Satzes die Wahrheit jedes Theiles deſſelben, und
aus der Wahrheit aller Theile die Wahrheit des
ganzen Satzes zuſammen genommen. z. E. Gott
iſt
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