Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].besonders in moralischen etc. 13) Wenn wahrscheinliche und unbestrittene Zeugnisse über eine Hauptsache da sind; und wenn die Wahrheit derselben die gewöhnlichste Wir- kung der vorhergehenden Begebenheiten und die gewöhnlichste Ursache der hernach gewiß er- folgten Umstände ist; so muß die Hauptsache für wahr erkannt werden. §. 60. Die Bedeutungen der Redensarten eines Men- 1) Diejenige Bedeutung, welche einzig in einer vernünftigen Rede mit dem offenbaren Zwecke derselben überein kömmt, ist wahr, wenn sie auch sonst ungewöhnlich wäre. 2) Ein Jeder braucht wahrscheinlicher Weise eine Redensart in derjenigen Bedeutung, in welcher es in seinem Stande, in seiner Religion, und in denen Materien, von welchen er redet, ge- wöhnlich ist. 3) Wenn Jemand seine eigene Worte redet, so ist unter zweyen möglichen Bedeutungen diejenige die wahrscheinliche, welche mit dem Tone und mit den Gebehrden übereinstimmet. 4) Wer die Gemüther für Etwas, oder wider Etwas einnehmen will, sagt oft durch übertrie- bene K
beſonders in moraliſchen ꝛc. 13) Wenn wahrſcheinliche und unbeſtrittene Zeugniſſe uͤber eine Hauptſache da ſind; und wenn die Wahrheit derſelben die gewöhnlichſte Wir- kung der vorhergehenden Begebenheiten und die gewöhnlichſte Urſache der hernach gewiß er- folgten Umſtaͤnde iſt; ſo muß die Hauptſache fuͤr wahr erkannt werden. §. 60. Die Bedeutungen der Redensarten eines Men- 1) Diejenige Bedeutung, welche einzig in einer vernuͤnftigen Rede mit dem offenbaren Zwecke derſelben uͤberein koͤmmt, iſt wahr, wenn ſie auch ſonſt ungewoͤhnlich waͤre. 2) Ein Jeder braucht wahrſcheinlicher Weiſe eine Redensart in derjenigen Bedeutung, in welcher es in ſeinem Stande, in ſeiner Religion, und in denen Materien, von welchen er redet, ge- wöhnlich iſt. 3) Wenn Jemand ſeine eigene Worte redet, ſo iſt unter zweyen moͤglichen Bedeutungen diejenige die wahrſcheinliche, welche mit dem Tone und mit den Gebehrden uͤbereinſtimmet. 4) Wer die Gemuͤther fuͤr Etwas, oder wider Etwas einnehmen will, ſagt oft durch übertrie- bene K
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beſonders in moraliſchen ꝛc.
13) Wenn wahrſcheinliche und unbeſtrittene
Zeugniſſe uͤber eine Hauptſache da ſind; und wenn
die Wahrheit derſelben die gewöhnlichſte Wir-
kung der vorhergehenden Begebenheiten und die
gewöhnlichſte Urſache der hernach gewiß er-
folgten Umſtaͤnde iſt; ſo muß die Hauptſache fuͤr
wahr erkannt werden.
§. 60.
Die Bedeutungen der Redensarten eines Men-
ſchen oder eines Buches iſt oft gewiß, oft nur wahr-
ſcheinlich, oft ganz zweifelhaft.
1) Diejenige Bedeutung, welche einzig in
einer vernuͤnftigen Rede mit dem offenbaren
Zwecke derſelben uͤberein koͤmmt, iſt wahr, wenn
ſie auch ſonſt ungewoͤhnlich waͤre.
2) Ein Jeder braucht wahrſcheinlicher Weiſe
eine Redensart in derjenigen Bedeutung, in
welcher es in ſeinem Stande, in ſeiner Religion,
und in denen Materien, von welchen er redet, ge-
wöhnlich iſt.
3) Wenn Jemand ſeine eigene Worte redet, ſo
iſt unter zweyen moͤglichen Bedeutungen diejenige
die wahrſcheinliche, welche mit dem Tone und mit
den Gebehrden uͤbereinſtimmet.
4) Wer die Gemuͤther fuͤr Etwas, oder wider
Etwas einnehmen will, ſagt oft durch übertrie-
bene
K
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