Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].Die Sittenlehre thume; mache den Umgang schwerer und seltener;versage nach und nach mehr Dienste unter einem glaubwürdigen Scheine der Unmöglichkeit; gieb nach und nach weniger Gelegenheit zu Gegendien- sten. Kurz, mache den, der dein Freund scheinen wollte und dich sehr kennt, auch von dir sehr gekannt wird, nicht zum giftvollen Feinde. §. 49. Der Zustand des Vergnügens ist Glückselig- Wähle dir zu einem der vorzüglichsten Denk- Traurigkeit und Furcht sind der Glückselig- Erstlich, gewöhne dich nicht zu öftern Betrach- durch
Die Sittenlehre thume; mache den Umgang ſchwerer und ſeltener;verſage nach und nach mehr Dienſte unter einem glaubwuͤrdigen Scheine der Unmoͤglichkeit; gieb nach und nach weniger Gelegenheit zu Gegendien- ſten. Kurz, mache den, der dein Freund ſcheinen wollte und dich ſehr kennt, auch von dir ſehr gekannt wird, nicht zum giftvollen Feinde. §. 49. Der Zuſtand des Vergnügens iſt Gluͤckſelig- Waͤhle dir zu einem der vorzuͤglichſten Denk- Traurigkeit und Furcht ſind der Gluͤckſelig- Erſtlich, gewoͤhne dich nicht zu oͤftern Betrach- durch
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Die Sittenlehre
thume; mache den Umgang ſchwerer und ſeltener;
verſage nach und nach mehr Dienſte unter einem
glaubwuͤrdigen Scheine der Unmoͤglichkeit; gieb
nach und nach weniger Gelegenheit zu Gegendien-
ſten. Kurz, mache den, der dein Freund ſcheinen
wollte und dich ſehr kennt, auch von dir ſehr gekannt
wird, nicht zum giftvollen Feinde.
§. 49.
Der Zuſtand des Vergnügens iſt Gluͤckſelig-
keit. Gluͤckſeligkeit der lebendigen Weſen iſt der
Zweck des Schoͤpfers. Alſo iſt das Vergnuͤgen an
ſich keine Suͤnde, obgleich viele Handlungen, die
man des Vergnuͤgens wegen vornimt, Suͤnde ſind.
Waͤhle dir zu einem der vorzuͤglichſten Denk-
ſpruͤche: Vergnügen ohne Reue, und handle
nach demſelben in Gedanken, Worten und Werken,
ſowol bey Erinnerung des Vergangenen, als bey
dem Genuſſe des Gegenwaͤrtigen und bey der Aus-
ſicht in das Zukuͤnftige. Alsdann wirſt du ſo gluͤck-
lich ſeyn, wie es dir die Tugend und das unver-
meidliche Schickſal erlaubt.
Traurigkeit und Furcht ſind der Gluͤckſelig-
keit zuwider. Bezwinge dieſe Affecte nach den
Lehren des geduldigen Muthes.
Erſtlich, gewoͤhne dich nicht zu oͤftern Betrach-
tungen derjenigen Uebel der Menſchen, welche aus
dem unvermeidlichen Schickſale kommen, und denen
durch
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