Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].Die Sittenlehre fragt niemanden, und allezeit mit Zweifel und ingelinden Ausdrücken. Die Gesellschaft, welche wir andern vor- Dringe dich nicht auf, in gefährlichen und §. 44. Verbirg deine längst begangne Fehler, wenn Versäume kein gewöhnliches Zeichen der Rede niemals gern von deinen Strei- gesell-
Die Sittenlehre fragt niemanden, und allezeit mit Zweifel und ingelinden Ausdruͤcken. Die Geſellſchaft, welche wir andern vor- Dringe dich nicht auf, in gefaͤhrlichen und §. 44. Verbirg deine längſt begangne Fehler, wenn Verſaͤume kein gewoͤhnliches Zeichen der Rede niemals gern von deinen Strei- geſell-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0120" n="96"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Sittenlehre</hi></fw><lb/> fragt niemanden, und allezeit mit Zweifel und in<lb/> gelinden Ausdruͤcken.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Die Geſellſchaft, welche wir andern vor-<lb/> ziehn,</hi> theilt uns einigermaſſen ihre Ehre und<lb/> Schande mit. Mancher wird geliebt oder gehaßt,<lb/> wegen ſeiner gewoͤhnlichen Geſellſchaft. Sey alſo<lb/> vorſichtig in dieſer Wahl.</p><lb/> <p>Dringe dich nicht auf, in gefaͤhrlichen und<lb/> mißfaͤlligen Dingen, und vielleicht vergeblich, <hi rendition="#fr">ein<lb/> Rathgeber zu ſeyn,</hi> oder rede ſo, daß der andre<lb/> deinen Rath ſelbſt erfindet, ohne ihn dir zuſchreiben<lb/> zu koͤnnen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 44.</head><lb/> <p>Verbirg deine <hi rendition="#fr">längſt begangne Fehler,</hi> wenn<lb/> niemand nachfragt, und wenn ſowohl die Erſetzung<lb/> des Schadens, als deine Beſſerung, ohne Geſtaͤnd-<lb/> niß geſchehen kann.</p><lb/> <p>Verſaͤume kein gewoͤhnliches <hi rendition="#fr">Zeichen der<lb/> Achtung</hi> gegen ſolche, von denen du wuͤnſcheſt,<lb/> daß ſie deine Achtung glauben. Condolire und<lb/> gratulire nach Gewohnheit, und mit ſo gewaͤhlten<lb/> Redensarten, daß ſie Wahrheit anzeigen koͤnnen,<lb/> ohne mißfaͤllig zu ſeyn. Bleibe keinen noͤthigen<lb/> Brief ſchuldig. Opfre lieber zuweilen eine Stunde<lb/> der Schlafzeit.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Rede niemals gern von deinen Strei-<lb/> tigkeiten mit andern.</hi> Verdirb dadurch kein<lb/> <fw place="bottom" type="catch">geſell-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0120]
Die Sittenlehre
fragt niemanden, und allezeit mit Zweifel und in
gelinden Ausdruͤcken.
Die Geſellſchaft, welche wir andern vor-
ziehn, theilt uns einigermaſſen ihre Ehre und
Schande mit. Mancher wird geliebt oder gehaßt,
wegen ſeiner gewoͤhnlichen Geſellſchaft. Sey alſo
vorſichtig in dieſer Wahl.
Dringe dich nicht auf, in gefaͤhrlichen und
mißfaͤlligen Dingen, und vielleicht vergeblich, ein
Rathgeber zu ſeyn, oder rede ſo, daß der andre
deinen Rath ſelbſt erfindet, ohne ihn dir zuſchreiben
zu koͤnnen.
§. 44.
Verbirg deine längſt begangne Fehler, wenn
niemand nachfragt, und wenn ſowohl die Erſetzung
des Schadens, als deine Beſſerung, ohne Geſtaͤnd-
niß geſchehen kann.
Verſaͤume kein gewoͤhnliches Zeichen der
Achtung gegen ſolche, von denen du wuͤnſcheſt,
daß ſie deine Achtung glauben. Condolire und
gratulire nach Gewohnheit, und mit ſo gewaͤhlten
Redensarten, daß ſie Wahrheit anzeigen koͤnnen,
ohne mißfaͤllig zu ſeyn. Bleibe keinen noͤthigen
Brief ſchuldig. Opfre lieber zuweilen eine Stunde
der Schlafzeit.
Rede niemals gern von deinen Strei-
tigkeiten mit andern. Verdirb dadurch kein
geſell-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |