Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.Von der Religion §. 6. Von der Religion in dem Philan- thropinum. Wir haben gegründete Hoffnung und Zusage, sendung von mir verlangte, war kein gänzlicher Grundbau
zur Verbesserung des Unterrichtes und des Schul- wesens, sondern nur eine Vervielfachung solcher Dinge, die schon da sind, und nach meinem Urtheile grosse Fehler in ihrer Grundverfassung haben, welche nebst dem gewöhnlichen Namen sollte beybehalten werden. Zweytens, damals war meine schriftstelle- rische dringende Arbeit am Elementarwerke nicht voll- endet, und die Verlegung des Wohnsitzes meiner Fa- milie an entfernte Orte, hätte mich auf eine lange Zeit in aller Arbeit gestöret. Endlich, ob ich gleich bereit bin, wenn das Publicum der Edlen mir nicht Theilweise diese Last abnimmt, das erworbne kleine Vermögen nach meinem längst gefaßten Vorsatze der Familie zu entziehen: so ist es doch nicht wahrschein- lich, daß es geschehe, insonderheit weil das Publi- cum der Kenner und Freunde, ehe diese Schrift zu Ende gelesen ist, erfahren wird, daß ich diese Ge- fahr übernehme, bloß der Sache wegen, und nicht um der Möglichkeit willen, durch ihr äusserliches wahr- scheinliche Glück meine Umstände (die gut genug für die Wünsche eines zufriednen Herzens sind) zu ver- bessern. Von der Religion §. 6. Von der Religion in dem Philan- thropinum. Wir haben gegruͤndete Hoffnung und Zuſage, ſendung von mir verlangte, war kein gaͤnzlicher Grundbau
zur Verbeſſerung des Unterrichtes und des Schul- weſens, ſondern nur eine Vervielfachung ſolcher Dinge, die ſchon da ſind, und nach meinem Urtheile groſſe Fehler in ihrer Grundverfaſſung haben, welche nebſt dem gewoͤhnlichen Namen ſollte beybehalten werden. Zweytens, damals war meine ſchriftſtelle- riſche dringende Arbeit am Elementarwerke nicht voll- endet, und die Verlegung des Wohnſitzes meiner Fa- milie an entfernte Orte, haͤtte mich auf eine lange Zeit in aller Arbeit geſtoͤret. Endlich, ob ich gleich bereit bin, wenn das Publicum der Edlen mir nicht Theilweiſe dieſe Laſt abnimmt, das erworbne kleine Vermoͤgen nach meinem laͤngſt gefaßten Vorſatze der Familie zu entziehen: ſo iſt es doch nicht wahrſchein- lich, daß es geſchehe, inſonderheit weil das Publi- cum der Kenner und Freunde, ehe dieſe Schrift zu Ende geleſen iſt, erfahren wird, daß ich dieſe Ge- fahr uͤbernehme, bloß der Sache wegen, und nicht um der Moͤglichkeit willen, durch ihr aͤuſſerliches wahr- ſcheinliche Gluͤck meine Umſtaͤnde (die gut genug fuͤr die Wuͤnſche eines zufriednen Herzens ſind) zu ver- beſſern. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0070" n="34"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von der Religion</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">§. 6.<lb/> Von der Religion in dem Philan-<lb/> thropinum.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>ir haben gegruͤndete Hoffnung und Zuſage,<lb/> daß Penſioniſten und Famulanten kommen<lb/> werden, von Eltern der reformirten, lutheriſchen<lb/> und katholiſchen Kirche. Wir muͤſſen alſo unſre<lb/> Anlage ſo einrichten, daß die Geiſtlichen, weder<lb/> dieſer noch der griechiſchen oder ruſſiſchen Kirche,<lb/> nach ihrer Meynung ein Recht haben, die Hin-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſendung</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_2_2" prev="#seg2pn_2_1" place="foot" n="(*)">von mir verlangte, war kein gaͤnzlicher Grundbau<lb/> zur Verbeſſerung des Unterrichtes und des Schul-<lb/> weſens, ſondern nur eine Vervielfachung ſolcher<lb/> Dinge, die ſchon da ſind, und nach meinem Urtheile<lb/> groſſe Fehler in ihrer Grundverfaſſung haben, welche<lb/> nebſt dem gewoͤhnlichen Namen ſollte beybehalten<lb/> werden. Zweytens, damals war meine ſchriftſtelle-<lb/> riſche dringende Arbeit am Elementarwerke nicht voll-<lb/> endet, und die Verlegung des Wohnſitzes meiner Fa-<lb/> milie an entfernte Orte, haͤtte mich auf eine lange<lb/> Zeit in aller Arbeit geſtoͤret. Endlich, ob ich gleich<lb/> bereit bin, wenn das Publicum der Edlen mir nicht<lb/> Theilweiſe dieſe Laſt abnimmt, das erworbne kleine<lb/> Vermoͤgen nach meinem laͤngſt gefaßten Vorſatze der<lb/> Familie zu entziehen: ſo iſt es doch nicht wahrſchein-<lb/> lich, daß es geſchehe, inſonderheit weil das Publi-<lb/> cum der Kenner und Freunde, ehe dieſe Schrift zu<lb/> Ende geleſen iſt, erfahren wird, daß ich dieſe Ge-<lb/> fahr uͤbernehme, bloß der Sache wegen, und nicht<lb/> um der Moͤglichkeit willen, durch ihr aͤuſſerliches wahr-<lb/> ſcheinliche Gluͤck meine Umſtaͤnde (die gut genug fuͤr<lb/> die Wuͤnſche eines zufriednen Herzens ſind) zu ver-<lb/> beſſern.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0070]
Von der Religion
§. 6.
Von der Religion in dem Philan-
thropinum.
Wir haben gegruͤndete Hoffnung und Zuſage,
daß Penſioniſten und Famulanten kommen
werden, von Eltern der reformirten, lutheriſchen
und katholiſchen Kirche. Wir muͤſſen alſo unſre
Anlage ſo einrichten, daß die Geiſtlichen, weder
dieſer noch der griechiſchen oder ruſſiſchen Kirche,
nach ihrer Meynung ein Recht haben, die Hin-
ſendung
(*)
(*) von mir verlangte, war kein gaͤnzlicher Grundbau
zur Verbeſſerung des Unterrichtes und des Schul-
weſens, ſondern nur eine Vervielfachung ſolcher
Dinge, die ſchon da ſind, und nach meinem Urtheile
groſſe Fehler in ihrer Grundverfaſſung haben, welche
nebſt dem gewoͤhnlichen Namen ſollte beybehalten
werden. Zweytens, damals war meine ſchriftſtelle-
riſche dringende Arbeit am Elementarwerke nicht voll-
endet, und die Verlegung des Wohnſitzes meiner Fa-
milie an entfernte Orte, haͤtte mich auf eine lange
Zeit in aller Arbeit geſtoͤret. Endlich, ob ich gleich
bereit bin, wenn das Publicum der Edlen mir nicht
Theilweiſe dieſe Laſt abnimmt, das erworbne kleine
Vermoͤgen nach meinem laͤngſt gefaßten Vorſatze der
Familie zu entziehen: ſo iſt es doch nicht wahrſchein-
lich, daß es geſchehe, inſonderheit weil das Publi-
cum der Kenner und Freunde, ehe dieſe Schrift zu
Ende geleſen iſt, erfahren wird, daß ich dieſe Ge-
fahr uͤbernehme, bloß der Sache wegen, und nicht
um der Moͤglichkeit willen, durch ihr aͤuſſerliches wahr-
ſcheinliche Gluͤck meine Umſtaͤnde (die gut genug fuͤr
die Wuͤnſche eines zufriednen Herzens ſind) zu ver-
beſſern.
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