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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Dritte Buch.
zusehr sich an euch vergrieffen/ oder seine Bekeh-
rung so lange verschoben habe/ biß er durch die eu-
serste Noht darzu gezwungen worden. Verzeihet
jhm aber also/ daß jhm etwas zur Straffe entzo-
gen werde. Hat er von euch eine Provintz in
Verwaltung/ so nehmet jhm ein Theil darvon/
vnd vbergebet es einem andern. Besitzet er ent-
weder seine/ oder königliche Schlösser/ so nemet ei-
nes zum Pfande seiner künfftigen Trew vnd Ge-
horsambs. Auff diese Art werden sich andere/ den
Königlichen Schatz mit jhrer Beute zubereichern/
fürchten/ welche hergegen euch jetzund den Frieden
vmb Geld/ Empter/ vnd Städte verkauffen dörffen.
Hütet euch aber/ daß jhr solchen auß Fürbitte jhrer
Freunde/ die auff ewrer seiten sind/ vbersehet. Dann
es ist kein Betrug gemeiner als dergleichen fürneh-
mer Leute/ daß sie sich nicht auß Zuneigung/ sondern
gleichsam durchs Loß auff zwey wiederwertige
Theile wenden. Brüder/ Schwäger/ Vettern wer-
den/ dieser bey euch/ der andere bey den Rebellen ste-
hen/ damit sie durch Sieg oder Gnade versichert
seyn mögen/ die Sache erlange einen Außschlag
welchen sie wölle. Diese/ Herr/ müsset jhr gantz für
verdächtig halten/ vnd auch/ wo sie wegen der jhri-
gen zu Vngestüm bitten/ fast für Feinde.

In solchen Gedancken stehe ich wegen der Re-
bellion Häupter. Aber was können sie ohe Solda-
ten verrichten? Sie seindt das Blut vnd die A[dern]
solcher Empörung; vnd müssen auch ohngestra[fft]

nicht
E e

Das Dritte Buch.
zuſehr ſich an euch vergrieffen/ oder ſeine Bekeh-
rung ſo lange verſchoben habe/ biß er durch die eu-
ſerſte Noht darzu gezwungen worden. Verzeihet
jhm aber alſo/ daß jhm etwas zur Straffe entzo-
gen werde. Hat er von euch eine Provintz in
Verwaltung/ ſo nehmet jhm ein Theil darvon/
vnd vbergebet es einem andern. Beſitzet er ent-
weder ſeine/ oder koͤnigliche Schloͤſſer/ ſo nemet ei-
nes zum Pfande ſeiner kuͤnfftigen Trew vnd Ge-
horſambs. Auff dieſe Art werden ſich andere/ den
Koͤniglichen Schatz mit jhrer Beute zubereichern/
fuͤrchten/ welche hergegen euch jetzund den Frieden
vmb Geld/ Empter/ vñ Staͤdte verkauffen doͤrffen.
Huͤtet euch aber/ daß jhr ſolchen auß Fuͤrbitte jhrer
Freunde/ die auff ewrer ſeiten ſind/ vberſehet. Dann
es iſt kein Betrug gemeiner als dergleichen fuͤrneh-
mer Leute/ daß ſie ſich nicht auß Zuneigũg/ ſondern
gleichſam durchs Loß auff zwey wiederwertige
Theile wenden. Bruͤder/ Schwaͤger/ Vettern wer-
den/ dieſer bey euch/ der andere bey den Rebellen ſte-
hen/ damit ſie durch Sieg oder Gnade verſichert
ſeyn moͤgen/ die Sache erlange einen Außſchlag
welchen ſie woͤlle. Dieſe/ Herꝛ/ muͤſſet jhr gantz fuͤr
verdaͤchtig halten/ vnd auch/ wo ſie wegen der jhri-
gen zu Vngeſtuͤm bitten/ faſt fuͤr Feinde.

In ſolchen Gedancken ſtehe ich wegen der Re-
bellion Haͤupter. Aber was koͤnnen ſie ohe Solda-
ten verꝛichten? Sie ſeindt das Blut vnd die A[dern]
ſolcher Empoͤrung; vnd muͤſſen auch ohngeſtra[fft]

nicht
E e
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[433/0477] Das Dritte Buch. zuſehr ſich an euch vergrieffen/ oder ſeine Bekeh- rung ſo lange verſchoben habe/ biß er durch die eu- ſerſte Noht darzu gezwungen worden. Verzeihet jhm aber alſo/ daß jhm etwas zur Straffe entzo- gen werde. Hat er von euch eine Provintz in Verwaltung/ ſo nehmet jhm ein Theil darvon/ vnd vbergebet es einem andern. Beſitzet er ent- weder ſeine/ oder koͤnigliche Schloͤſſer/ ſo nemet ei- nes zum Pfande ſeiner kuͤnfftigen Trew vnd Ge- horſambs. Auff dieſe Art werden ſich andere/ den Koͤniglichen Schatz mit jhrer Beute zubereichern/ fuͤrchten/ welche hergegen euch jetzund den Frieden vmb Geld/ Empter/ vñ Staͤdte verkauffen doͤrffen. Huͤtet euch aber/ daß jhr ſolchen auß Fuͤrbitte jhrer Freunde/ die auff ewrer ſeiten ſind/ vberſehet. Dann es iſt kein Betrug gemeiner als dergleichen fuͤrneh- mer Leute/ daß ſie ſich nicht auß Zuneigũg/ ſondern gleichſam durchs Loß auff zwey wiederwertige Theile wenden. Bruͤder/ Schwaͤger/ Vettern wer- den/ dieſer bey euch/ der andere bey den Rebellen ſte- hen/ damit ſie durch Sieg oder Gnade verſichert ſeyn moͤgen/ die Sache erlange einen Außſchlag welchen ſie woͤlle. Dieſe/ Herꝛ/ muͤſſet jhr gantz fuͤr verdaͤchtig halten/ vnd auch/ wo ſie wegen der jhri- gen zu Vngeſtuͤm bitten/ faſt fuͤr Feinde. In ſolchen Gedancken ſtehe ich wegen der Re- bellion Haͤupter. Aber was koͤnnen ſie ohe Solda- ten verꝛichten? Sie ſeindt das Blut vnd die Adern ſolcher Empoͤrung; vnd muͤſſen auch ohngeſtrafft nicht E e

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/477>, abgerufen am 26.04.2024.