Bey folgenden Exempeln werden die Ziffern zu zween gleichen Theilen in die Noten eingetheilt:
[Abbildung]
§. 50.
Weil also auf den Stand der Ziffern viel ankommt: so muß sowohl der Componist als Copist beym Schreiben auf genugsamen Platz bedacht seyn, zumahl wenn viele Bogen und andre Zeichen des Vortrags über die Noten gesetzt werden, damit die Ziffern da stehen können, wo sie sollen.
§. 51.
Alle Intervallen sind entweder consonirend oder dissonirend.
§. 52.
Ein Intervall, welches man ohne Vorbereitung, d. i. ohne, daß es in dem vorigen Griffe schon da ist, anschla- gen, verdoppeln, und in der Folge damit herauf oder hin- unter gehen oder springen kann, heißt consonirend.
§. 53.
Mit der kleinen und grossen Terz, mit der rei- nen Quinte, mit der kleinen und grossen Sexte und mit der reinen Octave kann man so verfahren; folglich sind diese Intervallen consonirend.
§. 54.
Wir merken beylänsig mit an, daß die Octave und Quinte vollkommene Consonanzen heissen, weil sie (1) keine Verändrung als Consonanzen mit sich vornehmen lassen, sondern sogleich dissoniren, sobald sie grösser oder kleiner gemacht werden; (2) weil ein einziger Anschlag von ihnen das Ohr so vergnügt, daß man niemals mit zwoen fortschreiten darf. Es entspringt daher die bekannte und erste Hauptregel der Harmonie: Man muß niemals mit zwo Octaven oder reinen Quin- ten hinter einander in zwo Stimmen in gleicher Bewe-
gung
Erſtes Capitel.
§. 49.
Bey folgenden Exempeln werden die Ziffern zu zween gleichen Theilen in die Noten eingetheilt:
[Abbildung]
§. 50.
Weil alſo auf den Stand der Ziffern viel ankommt: ſo muß ſowohl der Componiſt als Copiſt beym Schreiben auf genugſamen Platz bedacht ſeyn, zumahl wenn viele Bogen und andre Zeichen des Vortrags über die Noten geſetzt werden, damit die Ziffern da ſtehen können, wo ſie ſollen.
§. 51.
Alle Intervallen ſind entweder conſonirend oder diſſonirend.
§. 52.
Ein Intervall, welches man ohne Vorbereitung, d. i. ohne, daß es in dem vorigen Griffe ſchon da iſt, anſchla- gen, verdoppeln, und in der Folge damit herauf oder hin- unter gehen oder ſpringen kann, heißt conſonirend.
§. 53.
Mit der kleinen und groſſen Terz, mit der rei- nen Quinte, mit der kleinen und groſſen Sexte und mit der reinen Octave kann man ſo verfahren; folglich ſind dieſe Intervallen conſonirend.
§. 54.
Wir merken beylänſig mit an, daß die Octave und Quinte vollkommene Conſonanzen heiſſen, weil ſie (1) keine Verändrung als Conſonanzen mit ſich vornehmen laſſen, ſondern ſogleich diſſoniren, ſobald ſie gröſſer oder kleiner gemacht werden; (2) weil ein einziger Anſchlag von ihnen das Ohr ſo vergnügt, daß man niemals mit zwoen fortſchreiten darf. Es entſpringt daher die bekannte und erſte Hauptregel der Harmonie: Man muß niemals mit zwo Octaven oder reinen Quin- ten hinter einander in zwo Stimmen in gleicher Bewe-
gung
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Erſtes Capitel.
§. 49. Bey folgenden Exempeln werden die Ziffern zu
zween gleichen Theilen in die Noten eingetheilt:
[Abbildung]
§. 50. Weil alſo auf den Stand der Ziffern viel ankommt:
ſo muß ſowohl der Componiſt als Copiſt beym Schreiben auf
genugſamen Platz bedacht ſeyn, zumahl wenn viele Bogen und
andre Zeichen des Vortrags über die Noten geſetzt werden, damit
die Ziffern da ſtehen können, wo ſie ſollen.
§. 51. Alle Intervallen ſind entweder conſonirend oder
diſſonirend.
§. 52. Ein Intervall, welches man ohne Vorbereitung,
d. i. ohne, daß es in dem vorigen Griffe ſchon da iſt, anſchla-
gen, verdoppeln, und in der Folge damit herauf oder hin-
unter gehen oder ſpringen kann, heißt conſonirend.
§. 53. Mit der kleinen und groſſen Terz, mit der rei-
nen Quinte, mit der kleinen und groſſen Sexte und mit
der reinen Octave kann man ſo verfahren; folglich ſind dieſe
Intervallen conſonirend.
§. 54. Wir merken beylänſig mit an, daß die Octave
und Quinte vollkommene Conſonanzen heiſſen, weil ſie
(1) keine Verändrung als Conſonanzen mit ſich vornehmen laſſen,
ſondern ſogleich diſſoniren, ſobald ſie gröſſer oder kleiner gemacht
werden; (2) weil ein einziger Anſchlag von ihnen das Ohr ſo
vergnügt, daß man niemals mit zwoen fortſchreiten darf. Es
entſpringt daher die bekannte und erſte Hauptregel der Harmonie:
Man muß niemals mit zwo Octaven oder reinen Quin-
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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/34>, abgerufen am 22.02.2025.
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