Bey (a) ist es einem Anfänger, um den Tact gewiß zu nehmen, erlaubet, zu der Pause den Dreyklang c anzuschla- gen: ein geübter Accompagnist fällt erst bey dem e mit dem Sex- tenaccord in der rechten Hand ein, und läßt sowohl die Pause, als auch das c durchgehen. Bey (b) bleibet nichts übrig, als die Nothwendigkeit zur Pause vorzuschlagen, wenn man nicht die ganze Hälfte des Tactes ohne Begleitung vorbeygehen lassen will. Die Hauptstimme sowohl als der Begleiter haben diese Tacthülfe bey hurtiger Zeitmaasse sehr nöthig. Dieses Exempel darf nicht geschwinder als Andante seyn, wenn man mit der rechten Hand erst nach den Pausen anschlagen will, weil sonst dieser An- schlag eine widrige Bewegung im Tacte veranlassen würde. Bey (c) mag das Tempo beschaffen seyn, wie es will, so kann man den Dreyklang c nicht eher, als bey dem Eintritt der ersten Grundnote, anschlagen, weil dieser Dreyklang nicht mit dem f in der Hauptstimme harmoniret. Bey (d) ist es wegen der Unbeweg- lichkeit der Hauptstimme, und wegen der rückenden Noten im Basse nöthig, daß die Harmonie, auch bey einer langsamen Zeitmaasse, in Achttheilen angeschlagen werde. Das erste Achttheil kann allenfalls ohne Begleitung vorbey gehen, um das Piano, womit gemeinig- lich eine Aushaltung angefangen wird, nicht zu verdunkeln. Bey (e) ist das Vorschlagen zur Pause unentbehrlich, zumal wenn dieses Exempel bey einem weitläuftigen und stark besetzten Orche- ster, wo alle Stimmen mit solchen kurzen Noten zugleich eintre- ten, vorkommt. Dieser Umstand ereignet sich besonders oft in Opern bey affectuösen Recitativen mit accompagnirenden Instru- menten, welche von den Sängern, wegen der vielen und heftigen Actionen, bald ganz hinten, bald vorne, bald auf der Seite, und
Bey (a) iſt es einem Anfänger, um den Tact gewiß zu nehmen, erlaubet, zu der Pauſe den Dreyklang c anzuſchla- gen: ein geübter Accompagniſt fällt erſt bey dem e mit dem Sex- tenaccord in der rechten Hand ein, und läßt ſowohl die Pauſe, als auch das c durchgehen. Bey (b) bleibet nichts übrig, als die Nothwendigkeit zur Pauſe vorzuſchlagen, wenn man nicht die ganze Hälfte des Tactes ohne Begleitung vorbeygehen laſſen will. Die Hauptſtimme ſowohl als der Begleiter haben dieſe Tacthülfe bey hurtiger Zeitmaaſſe ſehr nöthig. Dieſes Exempel darf nicht geſchwinder als Andante ſeyn, wenn man mit der rechten Hand erſt nach den Pauſen anſchlagen will, weil ſonſt dieſer An- ſchlag eine widrige Bewegung im Tacte veranlaſſen würde. Bey (c) mag das Tempo beſchaffen ſeyn, wie es will, ſo kann man den Dreyklang c nicht eher, als bey dem Eintritt der erſten Grundnote, anſchlagen, weil dieſer Dreyklang nicht mit dem f in der Hauptſtimme harmoniret. Bey (d) iſt es wegen der Unbeweg- lichkeit der Hauptſtimme, und wegen der rückenden Noten im Baſſe nöthig, daß die Harmonie, auch bey einer langſamen Zeitmaaſſe, in Achttheilen angeſchlagen werde. Das erſte Achttheil kann allenfalls ohne Begleitung vorbey gehen, um das Piano, womit gemeinig- lich eine Aushaltung angefangen wird, nicht zu verdunkeln. Bey (e) iſt das Vorſchlagen zur Pauſe unentbehrlich, zumal wenn dieſes Exempel bey einem weitläuftigen und ſtark beſetzten Orche- ſter, wo alle Stimmen mit ſolchen kurzen Noten zugleich eintre- ten, vorkommt. Dieſer Umſtand ereignet ſich beſonders oft in Opern bey affectuöſen Recitativen mit accompagnirenden Inſtru- menten, welche von den Sängern, wegen der vielen und heftigen Actionen, bald ganz hinten, bald vorne, bald auf der Seite, und
bald
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[310/0320]
Sieben und dreyßigſtes Capitel.
vorausgenommenen Harmonie vertragen müſſen. Folgende Ex-
empel werden meine Meynung deutlicher erklären.
§. 4. Bey (a) iſt es einem Anfänger, um den Tact gewiß
zu nehmen, erlaubet, zu der Pauſe den Dreyklang c anzuſchla-
gen: ein geübter Accompagniſt fällt erſt bey dem e mit dem Sex-
tenaccord in der rechten Hand ein, und läßt ſowohl die Pauſe,
als auch das c durchgehen. Bey (b) bleibet nichts übrig, als
die Nothwendigkeit zur Pauſe vorzuſchlagen, wenn man nicht
die ganze Hälfte des Tactes ohne Begleitung vorbeygehen laſſen
will. Die Hauptſtimme ſowohl als der Begleiter haben dieſe
Tacthülfe bey hurtiger Zeitmaaſſe ſehr nöthig. Dieſes Exempel
darf nicht geſchwinder als Andante ſeyn, wenn man mit der rechten
Hand erſt nach den Pauſen anſchlagen will, weil ſonſt dieſer An-
ſchlag eine widrige Bewegung im Tacte veranlaſſen würde. Bey
(c) mag das Tempo beſchaffen ſeyn, wie es will, ſo kann man
den Dreyklang c nicht eher, als bey dem Eintritt der erſten
Grundnote, anſchlagen, weil dieſer Dreyklang nicht mit dem f
in der Hauptſtimme harmoniret. Bey (d) iſt es wegen der Unbeweg-
lichkeit der Hauptſtimme, und wegen der rückenden Noten im Baſſe
nöthig, daß die Harmonie, auch bey einer langſamen Zeitmaaſſe, in
Achttheilen angeſchlagen werde. Das erſte Achttheil kann allenfalls
ohne Begleitung vorbey gehen, um das Piano, womit gemeinig-
lich eine Aushaltung angefangen wird, nicht zu verdunkeln. Bey
(e) iſt das Vorſchlagen zur Pauſe unentbehrlich, zumal wenn
dieſes Exempel bey einem weitläuftigen und ſtark beſetzten Orche-
ſter, wo alle Stimmen mit ſolchen kurzen Noten zugleich eintre-
ten, vorkommt. Dieſer Umſtand ereignet ſich beſonders oft in
Opern bey affectuöſen Recitativen mit accompagnirenden Inſtru-
menten, welche von den Sängern, wegen der vielen und heftigen
Actionen, bald ganz hinten, bald vorne, bald auf der Seite, und
bald
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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/320>, abgerufen am 22.02.2025.
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