Sieben und zwanzigstes Capitel. Vom punctirten Anschlage.
§. 1.
Dieses Capitel kann nicht mit dem gehörigen Nutzen gelesen werden, wenn man sich nicht vorher das, was im ersten Theile dieses Versuches von dieser Manier abgehandelt wor- den ist, bekannt gemacht hat. Man wird vieles gar nicht, und das meiste unrecht verstehen: sobald man aber unsere Manier recht kennet, so siehet man gar leicht ein, daß sie in der Har- monie von Wichtigkeit seyn müsse.
§. 2.
Der punctirte Anschlag kommt nur in Stücken vor, wo der Geschmack und der Affect den meisten Antheil haben, und wo also die Begleitung besonders fein seyn muß. Die der Grundnote eigentlich zukommende Harmonie wird durch diese Ma- nier noch länger aufgehalten, als wir bey den Vorschlägen gesehen haben, weil in der Ausführung die Hauptnote der Hauptstimme erst nach dem letzten kurzen Nötgen dieses Anschlages eintritt. Die Stärke und Schwäche des Vortrages ist bey unserer Manier und den Vorschlägen einerley, folglich höret man die aufgehal- tene Hauptnote schwach, und die Vorhaltung stark. Alle diese
Um-
Sechs und zwanzigſtes Capitel.
[Abbildung]
Sieben und zwanzigſtes Capitel. Vom punctirten Anſchlage.
§. 1.
Dieſes Capitel kann nicht mit dem gehörigen Nutzen geleſen werden, wenn man ſich nicht vorher das, was im erſten Theile dieſes Verſuches von dieſer Manier abgehandelt wor- den iſt, bekannt gemacht hat. Man wird vieles gar nicht, und das meiſte unrecht verſtehen: ſobald man aber unſere Manier recht kennet, ſo ſiehet man gar leicht ein, daß ſie in der Har- monie von Wichtigkeit ſeyn müſſe.
§. 2.
Der punctirte Anſchlag kommt nur in Stücken vor, wo der Geſchmack und der Affect den meiſten Antheil haben, und wo alſo die Begleitung beſonders fein ſeyn muß. Die der Grundnote eigentlich zukommende Harmonie wird durch dieſe Ma- nier noch länger aufgehalten, als wir bey den Vorſchlägen geſehen haben, weil in der Ausführung die Hauptnote der Hauptſtimme erſt nach dem letzten kurzen Nötgen dieſes Anſchlages eintritt. Die Stärke und Schwäche des Vortrages iſt bey unſerer Manier und den Vorſchlägen einerley, folglich höret man die aufgehal- tene Hauptnote ſchwach, und die Vorhaltung ſtark. Alle dieſe
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Sechs und zwanzigſtes Capitel.
[Abbildung]
Sieben und zwanzigſtes Capitel.
Vom punctirten Anſchlage.
§. 1.
Dieſes Capitel kann nicht mit dem gehörigen Nutzen geleſen
werden, wenn man ſich nicht vorher das, was im erſten
Theile dieſes Verſuches von dieſer Manier abgehandelt wor-
den iſt, bekannt gemacht hat. Man wird vieles gar nicht, und
das meiſte unrecht verſtehen: ſobald man aber unſere Manier
recht kennet, ſo ſiehet man gar leicht ein, daß ſie in der Har-
monie von Wichtigkeit ſeyn müſſe.
§. 2.Der punctirte Anſchlag kommt nur in Stücken
vor, wo der Geſchmack und der Affect den meiſten Antheil haben,
und wo alſo die Begleitung beſonders fein ſeyn muß. Die der
Grundnote eigentlich zukommende Harmonie wird durch dieſe Ma-
nier noch länger aufgehalten, als wir bey den Vorſchlägen geſehen
haben, weil in der Ausführung die Hauptnote der Hauptſtimme
erſt nach dem letzten kurzen Nötgen dieſes Anſchlages eintritt.
Die Stärke und Schwäche des Vortrages iſt bey unſerer Manier
und den Vorſchlägen einerley, folglich höret man die aufgehal-
tene Hauptnote ſchwach, und die Vorhaltung ſtark. Alle dieſe
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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/232>, abgerufen am 22.02.2025.
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