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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Einleitung.
der Hauptstimme zuweilen vorkommen, wie jung klingen sie, wenn
sie nicht ein tiefer Baß unterstützt? Alle Schönheiten, die durch
die Harmonie herausgebracht werden, gehen verlohren; ein gros-
ser Verlust bey affectuösen Stücken.

§. 9.

Das vollkommenste Accompagnement beym Solo,
dawider niemand etwas einwenden kann, ist ein Clavierinstrument
nebst dem Violoncell.

§. 10.

Wir sehen also, daß wir heut zu Tage wegen der
Generalbaßspieler eckler sind, als vor dem. Nichts, als die Fei-
nigkeiten der jetzigen Musik, sind hieran Schuld. Man ist nicht
mehr zufrieden, einen Accompagnisten zu haben, der als ein wah-
rer musicalischer Pedant weiter nichts als Ziffern gesehen und
gespielet hat; der die dazu gehörigen Regeln auswendig weiß und
sie bloß mechanisch ausübt. Man verlangt etwas mehreres.

§. 11.

Dieses mehrere hat mich zur Fortsetzung mei-
nes Versuches veranlasset, und soll der vornehmste Gegenstand
meiner Anleitung seyn. Ich werde solche Begleiter zu bilden su-
chen, welche nebst der Regel dem guten Geschmack aufs genau-
este folgen.

§. 12.

Damit man sich zur Erlernung des Generalbasses hin-
länglich geschickt mache: so ist nöthig, daß man vorher eine ge-
raume Zeit gute Handsachen spielt.

§. 13.

Gute Handsachen nenne ich die, worinnen eine
gute Melodie und reine Harmonie steckt, und wobey jede Hand
hinlänglich geübt wird.

§. 14.

Das Gehör gewöhnt sich durch diese Beschäftigung
bey Zeiten an einen guten Gesang, auf welchen, wie wir in der
Folge bemerken werden, beym Accompagnement hauptsächlich mit ge-
sehen wird.

§. 15.
A 2

Einleitung.
der Hauptſtimme zuweilen vorkommen, wie jung klingen ſie, wenn
ſie nicht ein tiefer Baß unterſtützt? Alle Schönheiten, die durch
die Harmonie herausgebracht werden, gehen verlohren; ein groſ-
ſer Verluſt bey affectuöſen Stücken.

§. 9.

Das vollkommenſte Accompagnement beym Solo,
dawider niemand etwas einwenden kann, iſt ein Clavierinſtrument
nebſt dem Violoncell.

§. 10.

Wir ſehen alſo, daß wir heut zu Tage wegen der
Generalbaßſpieler eckler ſind, als vor dem. Nichts, als die Fei-
nigkeiten der jetzigen Muſik, ſind hieran Schuld. Man iſt nicht
mehr zufrieden, einen Accompagniſten zu haben, der als ein wah-
rer muſicaliſcher Pedant weiter nichts als Ziffern geſehen und
geſpielet hat; der die dazu gehörigen Regeln auswendig weiß und
ſie bloß mechaniſch ausübt. Man verlangt etwas mehreres.

§. 11.

Dieſes mehrere hat mich zur Fortſetzung mei-
nes Verſuches veranlaſſet, und ſoll der vornehmſte Gegenſtand
meiner Anleitung ſeyn. Ich werde ſolche Begleiter zu bilden ſu-
chen, welche nebſt der Regel dem guten Geſchmack aufs genau-
eſte folgen.

§. 12.

Damit man ſich zur Erlernung des Generalbaſſes hin-
länglich geſchickt mache: ſo iſt nöthig, daß man vorher eine ge-
raume Zeit gute Handſachen ſpielt.

§. 13.

Gute Handſachen nenne ich die, worinnen eine
gute Melodie und reine Harmonie ſteckt, und wobey jede Hand
hinlänglich geübt wird.

§. 14.

Das Gehör gewöhnt ſich durch dieſe Beſchäftigung
bey Zeiten an einen guten Geſang, auf welchen, wie wir in der
Folge bemerken werden, beym Accompagnement hauptſächlich mit ge-
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§. 15.
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[3/0013] Einleitung. der Hauptſtimme zuweilen vorkommen, wie jung klingen ſie, wenn ſie nicht ein tiefer Baß unterſtützt? Alle Schönheiten, die durch die Harmonie herausgebracht werden, gehen verlohren; ein groſ- ſer Verluſt bey affectuöſen Stücken. §. 9. Das vollkommenſte Accompagnement beym Solo, dawider niemand etwas einwenden kann, iſt ein Clavierinſtrument nebſt dem Violoncell. §. 10. Wir ſehen alſo, daß wir heut zu Tage wegen der Generalbaßſpieler eckler ſind, als vor dem. Nichts, als die Fei- nigkeiten der jetzigen Muſik, ſind hieran Schuld. Man iſt nicht mehr zufrieden, einen Accompagniſten zu haben, der als ein wah- rer muſicaliſcher Pedant weiter nichts als Ziffern geſehen und geſpielet hat; der die dazu gehörigen Regeln auswendig weiß und ſie bloß mechaniſch ausübt. Man verlangt etwas mehreres. §. 11. Dieſes mehrere hat mich zur Fortſetzung mei- nes Verſuches veranlaſſet, und ſoll der vornehmſte Gegenſtand meiner Anleitung ſeyn. Ich werde ſolche Begleiter zu bilden ſu- chen, welche nebſt der Regel dem guten Geſchmack aufs genau- eſte folgen. §. 12. Damit man ſich zur Erlernung des Generalbaſſes hin- länglich geſchickt mache: ſo iſt nöthig, daß man vorher eine ge- raume Zeit gute Handſachen ſpielt. §. 13. Gute Handſachen nenne ich die, worinnen eine gute Melodie und reine Harmonie ſteckt, und wobey jede Hand hinlänglich geübt wird. §. 14. Das Gehör gewöhnt ſich durch dieſe Beſchäftigung bey Zeiten an einen guten Geſang, auf welchen, wie wir in der Folge bemerken werden, beym Accompagnement hauptſächlich mit ge- ſehen wird. §. 15. A 2

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Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/13>, abgerufen am 21.12.2024.