Bey (g) kann man alle drey Arten des Septi- menaccordes brauchen. Die falsche Quinte wird hier deswegen allenfalls erlaubet, weil sie bey der folgenden grossen Sexte in die Quarte gehen kann. Bey (h) muß die Quinte übermäßig seyn, wenn man sie nehmen will, und muß hernach mit der Sexte in den Einklang zusammen gehen. Diese Quinte wird oft so wenig, als die falsche angedeutet, und wer weiß denn alle- zeit, ob sie der Componist hier haben wolte? Man pflegt ja sonst nicht leicht ohne Vorschrift ein dissonirend Intervall zu nehmen, welches den ohnedem dissonirenden Accord noch widri- ger macht. Ein anders ist es, wenn diese Quinten ausdrücklich da stehen. Die Art der Begleitung, wobey man beständig auf vier klingende Tasten gedrungen hat, ist Ursache, daß diese un- gebetene Quinten sich eingeschlichen haben. Bey dem Gebrauch der Verdoppelung mit dem Einklange hat man sie nicht nöthig. Die übrigen zwo Arten des Septimenaccordes sind also hier, bey (h), sicherer. Das Exempel bey (i) ist merkwürdig: die doppelte Terz findet hier nach dem achten Paragrapho nicht statt; die Octave verträgt sich mit der darauf folgenden Grundnote gis nicht wohl: folglich ist die Quinte nothwendig. Bey (k) ist die bequemste Begleitung die Octave, und allenfalls die Quinte. Die doppelte Terz gehet hier nicht an. Die Verdoppelung mit dem Einklange thut hier gute Dienste:
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Vom Septimenaccord.
§. 12.
Bey (g) kann man alle drey Arten des Septi- menaccordes brauchen. Die falſche Quinte wird hier deswegen allenfalls erlaubet, weil ſie bey der folgenden groſſen Sexte in die Quarte gehen kann. Bey (h) muß die Quinte übermäßig ſeyn, wenn man ſie nehmen will, und muß hernach mit der Sexte in den Einklang zuſammen gehen. Dieſe Quinte wird oft ſo wenig, als die falſche angedeutet, und wer weiß denn alle- zeit, ob ſie der Componiſt hier haben wolte? Man pflegt ja ſonſt nicht leicht ohne Vorſchrift ein diſſonirend Intervall zu nehmen, welches den ohnedem diſſonirenden Accord noch widri- ger macht. Ein anders iſt es, wenn dieſe Quinten ausdrücklich da ſtehen. Die Art der Begleitung, wobey man beſtändig auf vier klingende Taſten gedrungen hat, iſt Urſache, daß dieſe un- gebetene Quinten ſich eingeſchlichen haben. Bey dem Gebrauch der Verdoppelung mit dem Einklange hat man ſie nicht nöthig. Die übrigen zwo Arten des Septimenaccordes ſind alſo hier, bey (h), ſicherer. Das Exempel bey (i) iſt merkwürdig: die doppelte Terz findet hier nach dem achten Paragrapho nicht ſtatt; die Octave verträgt ſich mit der darauf folgenden Grundnote gis nicht wohl: folglich iſt die Quinte nothwendig. Bey (k) iſt die bequemſte Begleitung die Octave, und allenfalls die Quinte. Die doppelte Terz gehet hier nicht an. Die Verdoppelung mit dem Einklange thut hier gute Dienſte:
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Vom Septimenaccord.
§. 12. Bey (g) kann man alle drey Arten des Septi-
menaccordes brauchen. Die falſche Quinte wird hier deswegen
allenfalls erlaubet, weil ſie bey der folgenden groſſen Sexte in
die Quarte gehen kann. Bey (h) muß die Quinte übermäßig
ſeyn, wenn man ſie nehmen will, und muß hernach mit der
Sexte in den Einklang zuſammen gehen. Dieſe Quinte wird
oft ſo wenig, als die falſche angedeutet, und wer weiß denn alle-
zeit, ob ſie der Componiſt hier haben wolte? Man pflegt ja
ſonſt nicht leicht ohne Vorſchrift ein diſſonirend Intervall zu
nehmen, welches den ohnedem diſſonirenden Accord noch widri-
ger macht. Ein anders iſt es, wenn dieſe Quinten ausdrücklich
da ſtehen. Die Art der Begleitung, wobey man beſtändig auf
vier klingende Taſten gedrungen hat, iſt Urſache, daß dieſe un-
gebetene Quinten ſich eingeſchlichen haben. Bey dem Gebrauch
der Verdoppelung mit dem Einklange hat man ſie nicht nöthig.
Die übrigen zwo Arten des Septimenaccordes ſind alſo hier,
bey (h), ſicherer. Das Exempel bey (i) iſt merkwürdig: die
doppelte Terz findet hier nach dem achten Paragrapho nicht ſtatt;
die Octave verträgt ſich mit der darauf folgenden Grundnote
gis nicht wohl: folglich iſt die Quinte nothwendig. Bey (k)
iſt die bequemſte Begleitung die Octave, und allenfalls die Quinte.
Die doppelte Terz gehet hier nicht an. Die Verdoppelung mit
dem Einklange thut hier gute Dienſte:
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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/127>, abgerufen am 21.11.2024.
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