Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite
Vom Septimenaccord.
§. 12.

Bey (g) kann man alle drey Arten des Septi-
menaccordes brauchen. Die falsche Quinte wird hier deswegen
allenfalls erlaubet, weil sie bey der folgenden grossen Sexte in
die Quarte gehen kann. Bey (h) muß die Quinte übermäßig
seyn, wenn man sie nehmen will, und muß hernach mit der
Sexte in den Einklang zusammen gehen. Diese Quinte wird
oft so wenig, als die falsche angedeutet, und wer weiß denn alle-
zeit, ob sie der Componist hier haben wolte? Man pflegt ja
sonst nicht leicht ohne Vorschrift ein dissonirend Intervall zu
nehmen, welches den ohnedem dissonirenden Accord noch widri-
ger macht. Ein anders ist es, wenn diese Quinten ausdrücklich
da stehen. Die Art der Begleitung, wobey man beständig auf
vier klingende Tasten gedrungen hat, ist Ursache, daß diese un-
gebetene Quinten sich eingeschlichen haben. Bey dem Gebrauch
der Verdoppelung mit dem Einklange hat man sie nicht nöthig.
Die übrigen zwo Arten des Septimenaccordes sind also hier,
bey (h), sicherer. Das Exempel bey (i) ist merkwürdig: die
doppelte Terz findet hier nach dem achten Paragrapho nicht statt;
die Octave verträgt sich mit der darauf folgenden Grundnote
gis nicht wohl: folglich ist die Quinte nothwendig. Bey (k)
ist die bequemste Begleitung die Octave, und allenfalls die Quinte.
Die doppelte Terz gehet hier nicht an. Die Verdoppelung mit
dem Einklange thut hier gute Dienste:

[Abbildung]
Vom Septimenaccord.
§. 12.

Bey (g) kann man alle drey Arten des Septi-
menaccordes brauchen. Die falſche Quinte wird hier deswegen
allenfalls erlaubet, weil ſie bey der folgenden groſſen Sexte in
die Quarte gehen kann. Bey (h) muß die Quinte übermäßig
ſeyn, wenn man ſie nehmen will, und muß hernach mit der
Sexte in den Einklang zuſammen gehen. Dieſe Quinte wird
oft ſo wenig, als die falſche angedeutet, und wer weiß denn alle-
zeit, ob ſie der Componiſt hier haben wolte? Man pflegt ja
ſonſt nicht leicht ohne Vorſchrift ein diſſonirend Intervall zu
nehmen, welches den ohnedem diſſonirenden Accord noch widri-
ger macht. Ein anders iſt es, wenn dieſe Quinten ausdrücklich
da ſtehen. Die Art der Begleitung, wobey man beſtändig auf
vier klingende Taſten gedrungen hat, iſt Urſache, daß dieſe un-
gebetene Quinten ſich eingeſchlichen haben. Bey dem Gebrauch
der Verdoppelung mit dem Einklange hat man ſie nicht nöthig.
Die übrigen zwo Arten des Septimenaccordes ſind alſo hier,
bey (h), ſicherer. Das Exempel bey (i) iſt merkwürdig: die
doppelte Terz findet hier nach dem achten Paragrapho nicht ſtatt;
die Octave verträgt ſich mit der darauf folgenden Grundnote
gis nicht wohl: folglich iſt die Quinte nothwendig. Bey (k)
iſt die bequemſte Begleitung die Octave, und allenfalls die Quinte.
Die doppelte Terz gehet hier nicht an. Die Verdoppelung mit
dem Einklange thut hier gute Dienſte:

[Abbildung]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0127" n="117"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vom Septimenaccord.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 12.</head>
            <p>Bey <hi rendition="#aq">(g)</hi> kann man alle drey Arten des Septi-<lb/>
menaccordes brauchen. Die fal&#x017F;che Quinte wird hier deswegen<lb/>
allenfalls erlaubet, weil &#x017F;ie bey der folgenden gro&#x017F;&#x017F;en Sexte in<lb/>
die Quarte gehen kann. Bey <hi rendition="#aq">(h)</hi> muß die Quinte übermäßig<lb/>
&#x017F;eyn, wenn man &#x017F;ie nehmen will, und muß hernach mit der<lb/>
Sexte in den Einklang zu&#x017F;ammen gehen. Die&#x017F;e Quinte wird<lb/>
oft &#x017F;o wenig, als die fal&#x017F;che angedeutet, und wer weiß denn alle-<lb/>
zeit, ob &#x017F;ie der Componi&#x017F;t hier haben wolte? Man pflegt ja<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t nicht leicht <hi rendition="#fr">ohne Vor&#x017F;chrift</hi> ein di&#x017F;&#x017F;onirend Intervall zu<lb/>
nehmen, welches den ohnedem di&#x017F;&#x017F;onirenden Accord noch widri-<lb/>
ger macht. Ein anders i&#x017F;t es, wenn die&#x017F;e Quinten ausdrücklich<lb/>
da &#x017F;tehen. Die Art der Begleitung, wobey man be&#x017F;tändig auf<lb/>
vier klingende Ta&#x017F;ten gedrungen hat, i&#x017F;t Ur&#x017F;ache, daß die&#x017F;e un-<lb/>
gebetene Quinten &#x017F;ich einge&#x017F;chlichen haben. Bey dem Gebrauch<lb/>
der Verdoppelung mit dem Einklange hat man &#x017F;ie nicht nöthig.<lb/>
Die übrigen zwo Arten des Septimenaccordes &#x017F;ind al&#x017F;o hier,<lb/>
bey <hi rendition="#aq">(h)</hi>, &#x017F;icherer. Das Exempel bey <hi rendition="#aq">(i)</hi> i&#x017F;t merkwürdig: die<lb/>
doppelte Terz findet hier nach dem achten Paragrapho nicht &#x017F;tatt;<lb/>
die Octave verträgt &#x017F;ich mit der darauf folgenden Grundnote<lb/>
gis nicht wohl: folglich i&#x017F;t die Quinte nothwendig. Bey <hi rendition="#aq">(k)</hi><lb/>
i&#x017F;t die bequem&#x017F;te Begleitung die Octave, und allenfalls die Quinte.<lb/>
Die doppelte Terz gehet hier nicht an. Die Verdoppelung mit<lb/>
dem Einklange thut hier gute Dien&#x017F;te:</p><lb/>
            <figure/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0127] Vom Septimenaccord. §. 12. Bey (g) kann man alle drey Arten des Septi- menaccordes brauchen. Die falſche Quinte wird hier deswegen allenfalls erlaubet, weil ſie bey der folgenden groſſen Sexte in die Quarte gehen kann. Bey (h) muß die Quinte übermäßig ſeyn, wenn man ſie nehmen will, und muß hernach mit der Sexte in den Einklang zuſammen gehen. Dieſe Quinte wird oft ſo wenig, als die falſche angedeutet, und wer weiß denn alle- zeit, ob ſie der Componiſt hier haben wolte? Man pflegt ja ſonſt nicht leicht ohne Vorſchrift ein diſſonirend Intervall zu nehmen, welches den ohnedem diſſonirenden Accord noch widri- ger macht. Ein anders iſt es, wenn dieſe Quinten ausdrücklich da ſtehen. Die Art der Begleitung, wobey man beſtändig auf vier klingende Taſten gedrungen hat, iſt Urſache, daß dieſe un- gebetene Quinten ſich eingeſchlichen haben. Bey dem Gebrauch der Verdoppelung mit dem Einklange hat man ſie nicht nöthig. Die übrigen zwo Arten des Septimenaccordes ſind alſo hier, bey (h), ſicherer. Das Exempel bey (i) iſt merkwürdig: die doppelte Terz findet hier nach dem achten Paragrapho nicht ſtatt; die Octave verträgt ſich mit der darauf folgenden Grundnote gis nicht wohl: folglich iſt die Quinte nothwendig. Bey (k) iſt die bequemſte Begleitung die Octave, und allenfalls die Quinte. Die doppelte Terz gehet hier nicht an. Die Verdoppelung mit dem Einklange thut hier gute Dienſte: [Abbildung]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/127
Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/127>, abgerufen am 21.11.2024.