Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Doppelschlage.
desten Anschlag mit einem steifen Finger heraus gebracht undTab. V.
sogleich mit der geschnellten Anfangs-Note des Doppelschlags ver-
bunden wird. Auf diese Art entstehet eine neue Art vom pral-
lenden Doppelschlage, welchen man zum Unterscheide wegen des
nöthigen Schnellens gar wohl den geschnellten Doppelschlag
nennen kan. Bey hurtigen Noten ist diese Manier bequemer als
ein Triller, weil ich überhaupt glaube, daß der letztere am besten
thut, wenn die Geltung der Note erlaubet, solchen wenigstens
eine ziemliche Weile zu schlagen, indem man widrigenfalls eine
andere Manier an diese Stelle setzen kan. Der Doppelschlag er-
hält durch dieses Nötgen eben den Glantz, welchen er durch den
vereinbarten Prall-Triller erhält, nur bey gantz widrigen Fällen.

§. 34.

Denn, indem der prallende Doppelschlag allein nach
einer fallenden Secunde und anders nicht gebraucht werden kan,
wobey allezeit eine Schleifung ist: so sind just dieses Jntervall
in derselben Bewegung und die geschleiften Noten überhaupt die
eintzigen möglichen Hindernisse, diesen geschnellten Doppelschlag
anzubringen. Bey Fig. LXIX. finden wir sein Zeichen (a), seine
Gestalt in der Ausführung (b), und einige Fälle wobey er statt
hat (c). Er kommt also im Anfange und in der Mitten, vor
einem Gange und Sprunge, aber nicht über einer Schluß-Note
vor, wenn sie auch kurtz abgefertiget werden sollte. Man kan
hierbey mit anmercken, daß bey diesen Exempeln ausser dem
Claviere das Zeichen des Trillers und bey den Clavier-Sachen
das einfache Zeichen des Doppelschlags zu stehen pflegt.

§. 35.

Diese Manier kan entweder gar nicht gemacht wer-
den, oder sie wird wenigstens nicht leichte ihre nöthige Lebhaf-
tigkeit erhalten, wenn sie bey einer Note vorkommt, welche mit
dem Daumen, dem vierten oder kleinen Finger gegriffen werden
soll. Die übrigen Finger sind hierzu geschickter.

§. 36.
L 3

Von dem Doppelſchlage.
deſten Anſchlag mit einem ſteifen Finger heraus gebracht undTab. V.
ſogleich mit der geſchnellten Anfangs-Note des Doppelſchlags ver-
bunden wird. Auf dieſe Art entſtehet eine neue Art vom pral-
lenden Doppelſchlage, welchen man zum Unterſcheide wegen des
noͤthigen Schnellens gar wohl den geſchnellten Doppelſchlag
nennen kan. Bey hurtigen Noten iſt dieſe Manier bequemer als
ein Triller, weil ich uͤberhaupt glaube, daß der letztere am beſten
thut, wenn die Geltung der Note erlaubet, ſolchen wenigſtens
eine ziemliche Weile zu ſchlagen, indem man widrigenfalls eine
andere Manier an dieſe Stelle ſetzen kan. Der Doppelſchlag er-
haͤlt durch dieſes Noͤtgen eben den Glantz, welchen er durch den
vereinbarten Prall-Triller erhaͤlt, nur bey gantz widrigen Faͤllen.

§. 34.

Denn, indem der prallende Doppelſchlag allein nach
einer fallenden Secunde und anders nicht gebraucht werden kan,
wobey allezeit eine Schleifung iſt: ſo ſind juſt dieſes Jntervall
in derſelben Bewegung und die geſchleiften Noten uͤberhaupt die
eintzigen moͤglichen Hinderniſſe, dieſen geſchnellten Doppelſchlag
anzubringen. Bey Fig. LXIX. finden wir ſein Zeichen (a), ſeine
Geſtalt in der Ausfuͤhrung (b), und einige Faͤlle wobey er ſtatt
hat (c). Er kommt alſo im Anfange und in der Mitten, vor
einem Gange und Sprunge, aber nicht uͤber einer Schluß-Note
vor, wenn ſie auch kurtz abgefertiget werden ſollte. Man kan
hierbey mit anmercken, daß bey dieſen Exempeln auſſer dem
Claviere das Zeichen des Trillers und bey den Clavier-Sachen
das einfache Zeichen des Doppelſchlags zu ſtehen pflegt.

§. 35.

Dieſe Manier kan entweder gar nicht gemacht wer-
den, oder ſie wird wenigſtens nicht leichte ihre noͤthige Lebhaf-
tigkeit erhalten, wenn ſie bey einer Note vorkommt, welche mit
dem Daumen, dem vierten oder kleinen Finger gegriffen werden
ſoll. Die uͤbrigen Finger ſind hierzu geſchickter.

§. 36.
L 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0093" n="85"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Doppel&#x017F;chlage.</hi></fw><lb/>
de&#x017F;ten An&#x017F;chlag mit einem &#x017F;teifen Finger heraus gebracht und<note place="right">Tab. <hi rendition="#aq">V.</hi></note><lb/>
&#x017F;ogleich mit der ge&#x017F;chnellten Anfangs-Note des Doppel&#x017F;chlags ver-<lb/>
bunden wird. Auf die&#x017F;e Art ent&#x017F;tehet eine neue Art vom pral-<lb/>
lenden Doppel&#x017F;chlage, welchen man zum Unter&#x017F;cheide wegen des<lb/>
no&#x0364;thigen Schnellens gar wohl den <hi rendition="#fr">ge&#x017F;chnellten Doppel&#x017F;chlag</hi><lb/>
nennen kan. Bey hurtigen Noten i&#x017F;t die&#x017F;e Manier bequemer als<lb/>
ein Triller, weil ich u&#x0364;berhaupt glaube, daß der letztere am be&#x017F;ten<lb/>
thut, wenn die Geltung der Note erlaubet, &#x017F;olchen wenig&#x017F;tens<lb/>
eine ziemliche Weile zu &#x017F;chlagen, indem man widrigenfalls eine<lb/>
andere Manier an die&#x017F;e Stelle &#x017F;etzen kan. Der Doppel&#x017F;chlag er-<lb/>
ha&#x0364;lt durch die&#x017F;es No&#x0364;tgen eben den Glantz, welchen er durch den<lb/>
vereinbarten Prall-Triller erha&#x0364;lt, nur bey gantz widrigen Fa&#x0364;llen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 34.</head>
            <p>Denn, indem der prallende Doppel&#x017F;chlag allein nach<lb/>
einer fallenden Secunde und anders nicht gebraucht werden kan,<lb/>
wobey allezeit eine Schleifung i&#x017F;t: &#x017F;o &#x017F;ind ju&#x017F;t die&#x017F;es Jntervall<lb/>
in der&#x017F;elben Bewegung und die ge&#x017F;chleiften Noten u&#x0364;berhaupt die<lb/>
eintzigen mo&#x0364;glichen Hinderni&#x017F;&#x017F;e, die&#x017F;en ge&#x017F;chnellten Doppel&#x017F;chlag<lb/>
anzubringen. Bey Fig. <hi rendition="#aq">LXIX.</hi> finden wir &#x017F;ein Zeichen <hi rendition="#aq">(a)</hi>, &#x017F;eine<lb/>
Ge&#x017F;talt in der Ausfu&#x0364;hrung <hi rendition="#aq">(b)</hi>, und einige Fa&#x0364;lle wobey er &#x017F;tatt<lb/>
hat <hi rendition="#aq">(c)</hi>. Er kommt al&#x017F;o im Anfange und in der Mitten, vor<lb/>
einem Gange und Sprunge, aber nicht u&#x0364;ber einer Schluß-Note<lb/>
vor, wenn &#x017F;ie auch kurtz abgefertiget werden &#x017F;ollte. Man kan<lb/>
hierbey mit anmercken, daß bey die&#x017F;en Exempeln au&#x017F;&#x017F;er dem<lb/>
Claviere das Zeichen des Trillers und bey den Clavier-Sachen<lb/>
das einfache Zeichen des Doppel&#x017F;chlags zu &#x017F;tehen pflegt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 35.</head>
            <p>Die&#x017F;e Manier kan entweder gar nicht gemacht wer-<lb/>
den, oder &#x017F;ie wird wenig&#x017F;tens nicht leichte ihre no&#x0364;thige Lebhaf-<lb/>
tigkeit erhalten, wenn &#x017F;ie bey einer Note vorkommt, welche mit<lb/>
dem Daumen, dem vierten oder kleinen Finger gegriffen werden<lb/>
&#x017F;oll. Die u&#x0364;brigen Finger &#x017F;ind hierzu ge&#x017F;chickter.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">L 3</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 36.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0093] Von dem Doppelſchlage. deſten Anſchlag mit einem ſteifen Finger heraus gebracht und ſogleich mit der geſchnellten Anfangs-Note des Doppelſchlags ver- bunden wird. Auf dieſe Art entſtehet eine neue Art vom pral- lenden Doppelſchlage, welchen man zum Unterſcheide wegen des noͤthigen Schnellens gar wohl den geſchnellten Doppelſchlag nennen kan. Bey hurtigen Noten iſt dieſe Manier bequemer als ein Triller, weil ich uͤberhaupt glaube, daß der letztere am beſten thut, wenn die Geltung der Note erlaubet, ſolchen wenigſtens eine ziemliche Weile zu ſchlagen, indem man widrigenfalls eine andere Manier an dieſe Stelle ſetzen kan. Der Doppelſchlag er- haͤlt durch dieſes Noͤtgen eben den Glantz, welchen er durch den vereinbarten Prall-Triller erhaͤlt, nur bey gantz widrigen Faͤllen. Tab. V. §. 34. Denn, indem der prallende Doppelſchlag allein nach einer fallenden Secunde und anders nicht gebraucht werden kan, wobey allezeit eine Schleifung iſt: ſo ſind juſt dieſes Jntervall in derſelben Bewegung und die geſchleiften Noten uͤberhaupt die eintzigen moͤglichen Hinderniſſe, dieſen geſchnellten Doppelſchlag anzubringen. Bey Fig. LXIX. finden wir ſein Zeichen (a), ſeine Geſtalt in der Ausfuͤhrung (b), und einige Faͤlle wobey er ſtatt hat (c). Er kommt alſo im Anfange und in der Mitten, vor einem Gange und Sprunge, aber nicht uͤber einer Schluß-Note vor, wenn ſie auch kurtz abgefertiget werden ſollte. Man kan hierbey mit anmercken, daß bey dieſen Exempeln auſſer dem Claviere das Zeichen des Trillers und bey den Clavier-Sachen das einfache Zeichen des Doppelſchlags zu ſtehen pflegt. §. 35. Dieſe Manier kan entweder gar nicht gemacht wer- den, oder ſie wird wenigſtens nicht leichte ihre noͤthige Lebhaf- tigkeit erhalten, wenn ſie bey einer Note vorkommt, welche mit dem Daumen, dem vierten oder kleinen Finger gegriffen werden ſoll. Die uͤbrigen Finger ſind hierzu geſchickter. §. 36. L 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Teils erschien als selbstä… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/93
Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/93>, abgerufen am 22.12.2024.