Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Das zweyte Hauptstück, dritte Abtheilung.
Tab. IV.Stelle eines Nachschlags vertreten könnte: so siehet man hieraus,
daß blos eine fallende Secunde diesem Nachschlage am meisten
zuwider ist. Die Ausführung dieses Exempels (d) mit Nach-
schlägen werden wir im folgenden §. bey Gelegenheit der pun-
ctirten Noten deutlich ersehen. Es ist indessen keine nothwendige
Schuldigkeit, bey diesem letztern Exempel Nachschläge zu machen,
wenn man nur den Triller gehörig aushält.

§. 14.

Punctirte Noten, worauf eine kurtze im Hinaufge-
hen folgt, leiden auch Triller mit dem Nachschlage (e). An statt,
daß sonst die letzte Note von dem Nachschlage allezeit in der grö-
sten Geschwindigkeit mit der folgenden verbunden wird (f): so
geschiehet dieses bey punctirten Noten nicht, weil ein gantz klei-
ner Raum zwischen der letzten Note des Nachschlags und der
folgenden bleiben muß (g). Dieser Raum muß nur so viel be-
tragen, daß man kaum hören kan, daß der Nachschlag und die
folgende Note zwey abgesonderte Dinge sind. Da dieser Raum
mit der Zeit-Maasse ein Verhältniß hat, so ist die bey (g) be-
findliche Ausführung, allwo die Schwäntzung der letzten Note
des Nachschlags diesen Raum andeutet, nur so ohngefehr abge-
bildet. Es rührt dieses von dem Vortrage der punctirten Noten,
wovon in dem letzten Haupt-Stücke gehandelt werden wird, her,
vermöge dessen die auf die Puncte folgenden kurtzen allezeit kür-
tzer, als die Schreib-Art erfordert, abgefertiget werden. Die bey
(h) befindliche Verbindungen des Nachschlags mit der folgenden
Note ist also falsch. Es muß ein Componist, wenn er diese Art
von Ausführung verlangt, solches ausdrücklich andeuten.

§. 15.

Weil der Nachschlag so geschwind wie der Triller
seyn muß, so läßt es sich in der rechten Hand mit dem Daumen
und dem zweyten Finger nicht gut mit dem Nachschlage trillern,
indem zu diesem letztern ein Finger fehlt, und durch das Ueber-

schla-

Das zweyte Hauptſtuͤck, dritte Abtheilung.
Tab. IV.Stelle eines Nachſchlags vertreten koͤnnte: ſo ſiehet man hieraus,
daß blos eine fallende Secunde dieſem Nachſchlage am meiſten
zuwider iſt. Die Ausfuͤhrung dieſes Exempels (d) mit Nach-
ſchlaͤgen werden wir im folgenden §. bey Gelegenheit der pun-
ctirten Noten deutlich erſehen. Es iſt indeſſen keine nothwendige
Schuldigkeit, bey dieſem letztern Exempel Nachſchlaͤge zu machen,
wenn man nur den Triller gehoͤrig aushaͤlt.

§. 14.

Punctirte Noten, worauf eine kurtze im Hinaufge-
hen folgt, leiden auch Triller mit dem Nachſchlage (e). An ſtatt,
daß ſonſt die letzte Note von dem Nachſchlage allezeit in der groͤ-
ſten Geſchwindigkeit mit der folgenden verbunden wird (f): ſo
geſchiehet dieſes bey punctirten Noten nicht, weil ein gantz klei-
ner Raum zwiſchen der letzten Note des Nachſchlags und der
folgenden bleiben muß (g). Dieſer Raum muß nur ſo viel be-
tragen, daß man kaum hoͤren kan, daß der Nachſchlag und die
folgende Note zwey abgeſonderte Dinge ſind. Da dieſer Raum
mit der Zeit-Maaſſe ein Verhaͤltniß hat, ſo iſt die bey (g) be-
findliche Ausfuͤhrung, allwo die Schwaͤntzung der letzten Note
des Nachſchlags dieſen Raum andeutet, nur ſo ohngefehr abge-
bildet. Es ruͤhrt dieſes von dem Vortrage der punctirten Noten,
wovon in dem letzten Haupt-Stuͤcke gehandelt werden wird, her,
vermoͤge deſſen die auf die Puncte folgenden kurtzen allezeit kuͤr-
tzer, als die Schreib-Art erfordert, abgefertiget werden. Die bey
(h) befindliche Verbindungen des Nachſchlags mit der folgenden
Note iſt alſo falſch. Es muß ein Componiſt, wenn er dieſe Art
von Ausfuͤhrung verlangt, ſolches ausdruͤcklich andeuten.

§. 15.

Weil der Nachſchlag ſo geſchwind wie der Triller
ſeyn muß, ſo laͤßt es ſich in der rechten Hand mit dem Daumen
und dem zweyten Finger nicht gut mit dem Nachſchlage trillern,
indem zu dieſem letztern ein Finger fehlt, und durch das Ueber-

ſchla-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0074" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das zweyte Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck, dritte Abtheilung.</hi></fw><lb/><note place="left">Tab. <hi rendition="#aq">IV.</hi></note>Stelle eines Nach&#x017F;chlags vertreten ko&#x0364;nnte: &#x017F;o &#x017F;iehet man hieraus,<lb/>
daß blos eine fallende Secunde die&#x017F;em Nach&#x017F;chlage am mei&#x017F;ten<lb/>
zuwider i&#x017F;t. Die Ausfu&#x0364;hrung die&#x017F;es Exempels <hi rendition="#aq">(d)</hi> mit Nach-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gen werden wir im folgenden §. bey Gelegenheit der pun-<lb/>
ctirten Noten deutlich er&#x017F;ehen. Es i&#x017F;t inde&#x017F;&#x017F;en keine nothwendige<lb/>
Schuldigkeit, bey die&#x017F;em letztern Exempel Nach&#x017F;chla&#x0364;ge zu machen,<lb/>
wenn man nur den Triller geho&#x0364;rig ausha&#x0364;lt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 14.</head>
            <p>Punctirte Noten, worauf eine kurtze im Hinaufge-<lb/>
hen folgt, leiden auch Triller mit dem Nach&#x017F;chlage <hi rendition="#aq">(e).</hi> An &#x017F;tatt,<lb/>
daß &#x017F;on&#x017F;t die letzte Note von dem Nach&#x017F;chlage allezeit in der gro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten Ge&#x017F;chwindigkeit mit der folgenden verbunden wird <hi rendition="#aq">(f):</hi> &#x017F;o<lb/>
ge&#x017F;chiehet die&#x017F;es bey punctirten Noten nicht, weil ein gantz klei-<lb/>
ner Raum zwi&#x017F;chen der letzten Note des Nach&#x017F;chlags und der<lb/>
folgenden bleiben muß <hi rendition="#aq">(g).</hi> Die&#x017F;er Raum muß nur &#x017F;o viel be-<lb/>
tragen, daß man kaum ho&#x0364;ren kan, daß der Nach&#x017F;chlag und die<lb/>
folgende Note zwey abge&#x017F;onderte Dinge &#x017F;ind. Da die&#x017F;er Raum<lb/>
mit der Zeit-Maa&#x017F;&#x017F;e ein Verha&#x0364;ltniß hat, &#x017F;o i&#x017F;t die bey <hi rendition="#aq">(g)</hi> be-<lb/>
findliche Ausfu&#x0364;hrung, allwo die Schwa&#x0364;ntzung der letzten Note<lb/>
des Nach&#x017F;chlags die&#x017F;en Raum andeutet, nur &#x017F;o ohngefehr abge-<lb/>
bildet. Es ru&#x0364;hrt die&#x017F;es von dem Vortrage der punctirten Noten,<lb/>
wovon in dem letzten Haupt-Stu&#x0364;cke gehandelt werden wird, her,<lb/>
vermo&#x0364;ge de&#x017F;&#x017F;en die auf die Puncte folgenden kurtzen allezeit ku&#x0364;r-<lb/>
tzer, als die Schreib-Art erfordert, abgefertiget werden. Die bey<lb/><hi rendition="#aq">(h)</hi> befindliche Verbindungen des Nach&#x017F;chlags mit der folgenden<lb/>
Note i&#x017F;t al&#x017F;o fal&#x017F;ch. Es muß ein Componi&#x017F;t, wenn er die&#x017F;e Art<lb/>
von Ausfu&#x0364;hrung verlangt, &#x017F;olches ausdru&#x0364;cklich andeuten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 15.</head>
            <p>Weil der Nach&#x017F;chlag &#x017F;o ge&#x017F;chwind wie der Triller<lb/>
&#x017F;eyn muß, &#x017F;o la&#x0364;ßt es &#x017F;ich in der rechten Hand mit dem Daumen<lb/>
und dem zweyten Finger nicht gut mit dem Nach&#x017F;chlage trillern,<lb/>
indem zu die&#x017F;em letztern ein Finger fehlt, und durch das Ueber-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chla-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0074] Das zweyte Hauptſtuͤck, dritte Abtheilung. Stelle eines Nachſchlags vertreten koͤnnte: ſo ſiehet man hieraus, daß blos eine fallende Secunde dieſem Nachſchlage am meiſten zuwider iſt. Die Ausfuͤhrung dieſes Exempels (d) mit Nach- ſchlaͤgen werden wir im folgenden §. bey Gelegenheit der pun- ctirten Noten deutlich erſehen. Es iſt indeſſen keine nothwendige Schuldigkeit, bey dieſem letztern Exempel Nachſchlaͤge zu machen, wenn man nur den Triller gehoͤrig aushaͤlt. Tab. IV. §. 14. Punctirte Noten, worauf eine kurtze im Hinaufge- hen folgt, leiden auch Triller mit dem Nachſchlage (e). An ſtatt, daß ſonſt die letzte Note von dem Nachſchlage allezeit in der groͤ- ſten Geſchwindigkeit mit der folgenden verbunden wird (f): ſo geſchiehet dieſes bey punctirten Noten nicht, weil ein gantz klei- ner Raum zwiſchen der letzten Note des Nachſchlags und der folgenden bleiben muß (g). Dieſer Raum muß nur ſo viel be- tragen, daß man kaum hoͤren kan, daß der Nachſchlag und die folgende Note zwey abgeſonderte Dinge ſind. Da dieſer Raum mit der Zeit-Maaſſe ein Verhaͤltniß hat, ſo iſt die bey (g) be- findliche Ausfuͤhrung, allwo die Schwaͤntzung der letzten Note des Nachſchlags dieſen Raum andeutet, nur ſo ohngefehr abge- bildet. Es ruͤhrt dieſes von dem Vortrage der punctirten Noten, wovon in dem letzten Haupt-Stuͤcke gehandelt werden wird, her, vermoͤge deſſen die auf die Puncte folgenden kurtzen allezeit kuͤr- tzer, als die Schreib-Art erfordert, abgefertiget werden. Die bey (h) befindliche Verbindungen des Nachſchlags mit der folgenden Note iſt alſo falſch. Es muß ein Componiſt, wenn er dieſe Art von Ausfuͤhrung verlangt, ſolches ausdruͤcklich andeuten. §. 15. Weil der Nachſchlag ſo geſchwind wie der Triller ſeyn muß, ſo laͤßt es ſich in der rechten Hand mit dem Daumen und dem zweyten Finger nicht gut mit dem Nachſchlage trillern, indem zu dieſem letztern ein Finger fehlt, und durch das Ueber- ſchla-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Teils erschien als selbstä… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/74
Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/74>, abgerufen am 21.11.2024.