Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753.Vom Vortrage. hält, da das hypochondrische Wesen, das aus den matten Fin-gern bis zum Eckel hervorblicket, wohl wenig oder gar nicht durch das Gegentheil zu heben ist. Beyde übrigens üben ihr Jnstru- ment blos maschienenmäßig aus, da zu dem rührenden Spielen gute Köpfe erfodert werden, die sich gewissen vernünftigen Regeln zu unterwerfen und darnach ihre Stücke vorzutragen fähig sind. §. 2. Worinn aber besteht der gute Vortrag? in nichts §. 3. Die Gegenstände des Vortrages sind die Stärcke und §. 4. Der gute Vortrag ist also sofort daran zu erkennen, wor-
Vom Vortrage. haͤlt, da das hypochondriſche Weſen, das aus den matten Fin-gern bis zum Eckel hervorblicket, wohl wenig oder gar nicht durch das Gegentheil zu heben iſt. Beyde uͤbrigens uͤben ihr Jnſtru- ment blos maſchienenmaͤßig aus, da zu dem ruͤhrenden Spielen gute Koͤpfe erfodert werden, die ſich gewiſſen vernuͤnftigen Regeln zu unterwerfen und darnach ihre Stuͤcke vorzutragen faͤhig ſind. §. 2. Worinn aber beſteht der gute Vortrag? in nichts §. 3. Die Gegenſtaͤnde des Vortrages ſind die Staͤrcke und §. 4. Der gute Vortrag iſt alſo ſofort daran zu erkennen, wor-
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Vom Vortrage.
haͤlt, da das hypochondriſche Weſen, das aus den matten Fin-
gern bis zum Eckel hervorblicket, wohl wenig oder gar nicht durch
das Gegentheil zu heben iſt. Beyde uͤbrigens uͤben ihr Jnſtru-
ment blos maſchienenmaͤßig aus, da zu dem ruͤhrenden Spielen
gute Koͤpfe erfodert werden, die ſich gewiſſen vernuͤnftigen Regeln
zu unterwerfen und darnach ihre Stuͤcke vorzutragen faͤhig ſind.
§. 2. Worinn aber beſteht der gute Vortrag? in nichts
anderem als der Fertigkeit, muſikaliſche Gedancken nach ihrem
wahren Jnhalte und Affect ſingend oder ſpielend dem Gehoͤre
empfindlich zu machen. Man kan durch die Verſchiedenheit deſ-
ſelben einerley Gedancken dem Ohre ſo veraͤnderlich machen, daß
man kaum mehr empfindet, daß es einerley Gedancken geweſen ſind.
§. 3. Die Gegenſtaͤnde des Vortrages ſind die Staͤrcke und
Schwaͤche der Toͤne, ihr Druck, Schnellen, Ziehen, Stoſſen,
Beben, Brechen, Halten, Schleppen und Fortgehen. Wer dieſe
Dinge entweder gar nicht oder zur unrechten Zeit gebrauchet, der
hat einen ſchlechten Vortrag.
§. 4. Der gute Vortrag iſt alſo ſofort daran zu erkennen,
wenn man alle Noten nebſt den ihnen zugemeſſenen guten Ma-
nieren zu rechter Zeit in ihrer gehoͤrigen Staͤrcke durch einen nach
dem wahren Jnhalte des Stuͤcks abgewognen Druck mit einer
Leichtigkeit hoͤren laͤßt. Hieraus entſtehet das Runde, Reine und
Flieſſende in der Spielart, und wird man dadurch deutlich und
ausdruͤckend. Man muß aber zu dem Ende die Beſchaffenheit
desjenigen Jnſtruments, worauf man ſpielet, wohl unterſuchen,
damit man es weder zu wenig, noch zu viel angreife. Manches
Clavier giebt nicht eher ſeinen vollkommen und reinen Ton von
ſich, als wenn man es ſtarck angreift; ein anderes wiederum
muß ſehr geſchonet werden, oder man uͤbertreibt das Anſprechen
des Tons. Dieſe Anmerckung, die ſchon im Eingange gemacht
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