gleichen harmonische Zusammenklänge mehr, leiden diesen Schleif- fer besonders. Da die Folge bey allen Manieren hauptsächlich aus dem Basse zugleich mit erkannt wird, so kan man leicht urtheilen, daß diese Manier sich herunter neiget.
§. 9.
Wir lernen bey Gelegenheit dieses Schleifers zweyer- ley: (1) daß man bey gewissen Gedancken mehr auf einen un- gekünstelten matten Ausdruck, als auf die Ausfüllung sehen müsse, und daß man also bey langsamen Noten nicht eben allezeit ver- bunden sey, Manieren von vielen Noten zu wählen, indem man sonst statt dieses Schleifers den Doppelschlag von unten brau- chen könnte, welcher einige Aehnlichkeit in Noten mit ihm hat, (2) Daß man im Gegentheil auch nicht allezeit das affectuöse einer Manier aus der Wenigkeit ihrer Noten erkennen müsse, weil sonst folgen würde, daß ein Anschlag, welcher nur aus zweyen Noten bestehet, mehr Affect enthielt, als unser Schleifer, oder, welches einerley ist, wenn dieser Anschlag ausgefüllet wird.
§. 10.
So bequem dieser aus dreyen Nötgen bestehende Schleifer eine Traurigkeit erwecken kan, so viel Gefälligkeit erregt der Schleifer aus zweyen Nötgen mit einem darzwischen stehenden Puncte.
§. 11.
Bey Fig. XCII. sehen wir ihn angedeutet. Seine Eintheilung ist so verschieden als bey keiner andern Manier. Sie wird ebenfalls durch den Affect bestimmt. Jch habe deswegen in den Probe-Stücken bey dieser Manier eben so wohl, als bey dem Anschlage mit dem Puncte, die Andeutung, auch zuweilen die Ausführung so deutlich, als es nur möglich gewesen ist, aus- gedrückt.
§. 12.
Bey Fig. XCIII. finden wir unterschiedene Exem- pel mit ihrer verschiedenen Ausführung. Wir sehen bey (*) daß diese Eintheilung wegen des Basses besser ist als die drauf
fol-
Das zweyte Hauptſtuͤck, ſiebente Abtheilung.
gleichen harmoniſche Zuſammenklaͤnge mehr, leiden dieſen Schleif- fer beſonders. Da die Folge bey allen Manieren hauptſaͤchlich aus dem Baſſe zugleich mit erkannt wird, ſo kan man leicht urtheilen, daß dieſe Manier ſich herunter neiget.
§. 9.
Wir lernen bey Gelegenheit dieſes Schleifers zweyer- ley: (1) daß man bey gewiſſen Gedancken mehr auf einen un- gekuͤnſtelten matten Ausdruck, als auf die Ausfuͤllung ſehen muͤſſe, und daß man alſo bey langſamen Noten nicht eben allezeit ver- bunden ſey, Manieren von vielen Noten zu waͤhlen, indem man ſonſt ſtatt dieſes Schleifers den Doppelſchlag von unten brau- chen koͤnnte, welcher einige Aehnlichkeit in Noten mit ihm hat, (2) Daß man im Gegentheil auch nicht allezeit das affectuoͤſe einer Manier aus der Wenigkeit ihrer Noten erkennen muͤſſe, weil ſonſt folgen wuͤrde, daß ein Anſchlag, welcher nur aus zweyen Noten beſtehet, mehr Affect enthielt, als unſer Schleifer, oder, welches einerley iſt, wenn dieſer Anſchlag ausgefuͤllet wird.
§. 10.
So bequem dieſer aus dreyen Noͤtgen beſtehende Schleifer eine Traurigkeit erwecken kan, ſo viel Gefaͤlligkeit erregt der Schleifer aus zweyen Noͤtgen mit einem darzwiſchen ſtehenden Puncte.
§. 11.
Bey Fig. XCII. ſehen wir ihn angedeutet. Seine Eintheilung iſt ſo verſchieden als bey keiner andern Manier. Sie wird ebenfalls durch den Affect beſtimmt. Jch habe deswegen in den Probe-Stuͤcken bey dieſer Manier eben ſo wohl, als bey dem Anſchlage mit dem Puncte, die Andeutung, auch zuweilen die Ausfuͤhrung ſo deutlich, als es nur moͤglich geweſen iſt, aus- gedruͤckt.
§. 12.
Bey Fig. XCIII. finden wir unterſchiedene Exem- pel mit ihrer verſchiedenen Ausfuͤhrung. Wir ſehen bey (*) daß dieſe Eintheilung wegen des Baſſes beſſer iſt als die drauf
fol-
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Das zweyte Hauptſtuͤck, ſiebente Abtheilung.
gleichen harmoniſche Zuſammenklaͤnge mehr, leiden dieſen Schleif-
fer beſonders. Da die Folge bey allen Manieren hauptſaͤchlich aus
dem Baſſe zugleich mit erkannt wird, ſo kan man leicht urtheilen,
daß dieſe Manier ſich herunter neiget.
Tab. VI.
§. 9. Wir lernen bey Gelegenheit dieſes Schleifers zweyer-
ley: (1) daß man bey gewiſſen Gedancken mehr auf einen un-
gekuͤnſtelten matten Ausdruck, als auf die Ausfuͤllung ſehen muͤſſe,
und daß man alſo bey langſamen Noten nicht eben allezeit ver-
bunden ſey, Manieren von vielen Noten zu waͤhlen, indem man
ſonſt ſtatt dieſes Schleifers den Doppelſchlag von unten brau-
chen koͤnnte, welcher einige Aehnlichkeit in Noten mit ihm hat,
(2) Daß man im Gegentheil auch nicht allezeit das affectuoͤſe
einer Manier aus der Wenigkeit ihrer Noten erkennen muͤſſe,
weil ſonſt folgen wuͤrde, daß ein Anſchlag, welcher nur aus zweyen
Noten beſtehet, mehr Affect enthielt, als unſer Schleifer, oder,
welches einerley iſt, wenn dieſer Anſchlag ausgefuͤllet wird.
§. 10. So bequem dieſer aus dreyen Noͤtgen beſtehende
Schleifer eine Traurigkeit erwecken kan, ſo viel Gefaͤlligkeit erregt
der Schleifer aus zweyen Noͤtgen mit einem darzwiſchen
ſtehenden Puncte.
§. 11. Bey Fig. XCII. ſehen wir ihn angedeutet. Seine
Eintheilung iſt ſo verſchieden als bey keiner andern Manier. Sie
wird ebenfalls durch den Affect beſtimmt. Jch habe deswegen
in den Probe-Stuͤcken bey dieſer Manier eben ſo wohl, als bey
dem Anſchlage mit dem Puncte, die Andeutung, auch zuweilen
die Ausfuͤhrung ſo deutlich, als es nur moͤglich geweſen iſt, aus-
gedruͤckt.
§. 12. Bey Fig. XCIII. finden wir unterſchiedene Exem-
pel mit ihrer verſchiedenen Ausfuͤhrung. Wir ſehen bey (*)
daß dieſe Eintheilung wegen des Baſſes beſſer iſt als die drauf
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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/104>, abgerufen am 07.01.2025.
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