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Allgemeine Zeitung. Nr. 41. Augsburg, 10. Februar 1840.

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Türkei.
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Die letzten Briefe aus Konstantinopel sind voll Lob über die neuesten Beschlüsse des Conseils: den Charadsch (die von allen Rajas zu entrichtende Kopfsteuer) in seiner bisherigen so unendlich lästigen Form abzuschaffen, und die Verkäuflichkeit der Aemter zu verbieten. Es sind dieß insbesondere Werke Reschid Pascha's. Die Versetzung Said Pascha's, der als Gegner der Reform bekannt ist, auf einen Posten (zum Großadmiral), der auf die innere Verwaltung ohne Einfluß ist, und die Ernennung Ahmed Fethi Pascha's, eines eifrigen Reformers und treuen Freundes und Unterstützers Reschid Pascha's, der täglich mehr an Einfluß gewinnt, zum Handelsminister, sind der Sache des Fortschritts höchst günstige Erscheinungen. In dem die eben erwähnten Veränderungen anordnenden Ferman finden sich einige bemerkenswerthe Stellen. So wird z. B. dem abgesetzten Kapudan Pascha bloß sein längeres Ausbleiben zur Schuld gerechnet, und hinsichtlich der Flotte wird eine Wendung gebraucht, als ob sich diese noch mit Zustimmung des Sultans in Alexandrien aufhielte, was um so mehr Aufsehen macht, als die Pforte wegen der fortwährend verweigerten Rückgabe der Flotte und ihrer von Mehemed Ali begonnenen Verschmelzung mit der ägyptischen Escadre sich erst neulich wieder an die fünf Repräsentanten der Großmächte gewendet hat. - In Albanien dauern die Unruhen fort, jedoch ohne allarmirenden Charakter.

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Die durch das heute eingetroffene Dampfboot "Erzherzog Johann" erhaltenen Briefe aus Athen vom 27 v. M. lauten alle sehr beruhigend. Die Berichte aus Konstantinopel melden nichts Neues von Belang; ein russisches Kriegsdampfboot kam am 21 v. M. daselbst mit Depeschen aus Odessa an, und eine englische Corvette wurde erwartet. - In Alexandrien ist leider ein Pestfall vorgekommen; außerdem lebt man daselbst in politischer Beziehung in der bangsten Erwartung. Der Vicekönig hat definitiv erklärt, von keinen neuen Bedingungen hören zu wollen, wofern ihm nicht seine Forderungen bewilligt würden, und in der That zeigt er, daß es ihm jetzt ernst ist, es aufs Aeußerste kommen zu lassen. Alexandrien wird in Vertheidigungsstand gesetzt, und erhält 25,000 Mann Besatzung; bei Mehalid Kebir wird ein Lager für 60,000 Mann aufgeschlagen; sämmtliche Städte längs der Küste werden stark besetzt und befestigt, und außerdem sollen 20 Regimenter Miliz, jedes zu 3200 Mann, gebildet werden, über welche Seid Achmet El Garbi den Oberbefehl erhält. Alles, was waffenfähig ist, wird unter das Militär gesteckt, und in den Straßen Alexandriens sieht man fortwährend die Soldaten exerciren. Ibrahim Pascha soll Befehl vorzurücken erhalten haben. (??)

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Das Dampfboot aus der Levante ist eingetroffen. Es bringt keine wichtige Neuigkeit. Aus Vurla vom 19 Jan. schreibt man uns, daß der Admiral Stopford an demselben Tag mit den Linienschiffen Prinzessin Charlotte und Bembow nach Malta abgesegelt ist; vier andere Linienschiffe sind schon vor ihm nach Malta abgegangen. Zu Vurla blieben nur noch 6 brittische Linienschiffe und 3 Corvetten zurück. Sobald jene Hälfte der Flotte sich in Malta verproviantirt hat, löst sie die andere Hälfte ab, welche dieselbe Bewegung machen wird. Die französische Escadre liegt theils vor Smyrna, theils vor Vurla; ihre sieben kleinen Fahrzeuge sind zum Theil vor Athen, Candia und an den Küsten von Syrien. In diesem Augenblick muß die französische Escadre auf vier Linienschiffe reducirt seyn in Folge der Rückkehr des Montebello und des Jupiter nach Frankreich; letztere Schiffe sollten Ende Januars von Vurla absegeln. Ein Boot der englischen Escadre ist in der Bay von Vurla untergegangen und sämmtliche Matrosen, die sich darauf befanden, ertranken sammt dem Officier. Admiral Lalande verletzte sich am Bein, während er auf der Corvette Brillante die Mannschaft im Feuer exerciren ließ. Seine Wunde ist aber leicht und man hofft, sie werde keine schlimmen Folgen haben. Die französische Escadre sollte sich am 15 Jan. zu Smyrna versammeln.

China.

Den gestern gegebenen Nachrichten aus englischen Journalen fügen wir noch Folgendes bei. In einem Brief d. d. 23 Sept. wird der Angriff der Chinesen auf das brittische Schiff Volage, Capitän Smith, also beschrieben: "Capitän Smith steuerte mit seiner Pinasse nach der Cowloon-Bai herum, und war eben im Begriff in diese einzulaufen, als er 3 bis 400 Soldaten mit zwei Kanonen auf der Höhe eines Hügels bemerkte. Sobald die Chinesen die englische Flagge ansichtig wurden, eröffneten sie ein Feuer auf das Schiff. Einige Kugeln schlugen neben ihm ein, Capitän Smith hielt es aber nicht für rathsam, das Feuer zu erwiedern, sondern kehrte auf die brittische Schiffsstation zurück." - Die Chinesen haben längs einer Küstenstrecke von einigen englischen Meilen innerhalb der Bocca Tigris Forts errichtet, und Ketten quer über den Fluß gezogen, um die Forcirung einer Durchfahrt zu verhindern. - Admiral Maitland lag nach den letzten Nachrichten mit seinem der Reparatur bedürftigen Flaggenschiff in Trinconomale (Ceylon), ward aber bis Mitte Octobers in den chinesischen Gewässern erwartet.

Türkei.
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Die letzten Briefe aus Konstantinopel sind voll Lob über die neuesten Beschlüsse des Conseils: den Charadsch (die von allen Rajas zu entrichtende Kopfsteuer) in seiner bisherigen so unendlich lästigen Form abzuschaffen, und die Verkäuflichkeit der Aemter zu verbieten. Es sind dieß insbesondere Werke Reschid Pascha's. Die Versetzung Said Pascha's, der als Gegner der Reform bekannt ist, auf einen Posten (zum Großadmiral), der auf die innere Verwaltung ohne Einfluß ist, und die Ernennung Ahmed Fethi Pascha's, eines eifrigen Reformers und treuen Freundes und Unterstützers Reschid Pascha's, der täglich mehr an Einfluß gewinnt, zum Handelsminister, sind der Sache des Fortschritts höchst günstige Erscheinungen. In dem die eben erwähnten Veränderungen anordnenden Ferman finden sich einige bemerkenswerthe Stellen. So wird z. B. dem abgesetzten Kapudan Pascha bloß sein längeres Ausbleiben zur Schuld gerechnet, und hinsichtlich der Flotte wird eine Wendung gebraucht, als ob sich diese noch mit Zustimmung des Sultans in Alexandrien aufhielte, was um so mehr Aufsehen macht, als die Pforte wegen der fortwährend verweigerten Rückgabe der Flotte und ihrer von Mehemed Ali begonnenen Verschmelzung mit der ägyptischen Escadre sich erst neulich wieder an die fünf Repräsentanten der Großmächte gewendet hat. – In Albanien dauern die Unruhen fort, jedoch ohne allarmirenden Charakter.

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Die durch das heute eingetroffene Dampfboot „Erzherzog Johann“ erhaltenen Briefe aus Athen vom 27 v. M. lauten alle sehr beruhigend. Die Berichte aus Konstantinopel melden nichts Neues von Belang; ein russisches Kriegsdampfboot kam am 21 v. M. daselbst mit Depeschen aus Odessa an, und eine englische Corvette wurde erwartet. – In Alexandrien ist leider ein Pestfall vorgekommen; außerdem lebt man daselbst in politischer Beziehung in der bangsten Erwartung. Der Vicekönig hat definitiv erklärt, von keinen neuen Bedingungen hören zu wollen, wofern ihm nicht seine Forderungen bewilligt würden, und in der That zeigt er, daß es ihm jetzt ernst ist, es aufs Aeußerste kommen zu lassen. Alexandrien wird in Vertheidigungsstand gesetzt, und erhält 25,000 Mann Besatzung; bei Mehalid Kebir wird ein Lager für 60,000 Mann aufgeschlagen; sämmtliche Städte längs der Küste werden stark besetzt und befestigt, und außerdem sollen 20 Regimenter Miliz, jedes zu 3200 Mann, gebildet werden, über welche Seid Achmet El Garbi den Oberbefehl erhält. Alles, was waffenfähig ist, wird unter das Militär gesteckt, und in den Straßen Alexandriens sieht man fortwährend die Soldaten exerciren. Ibrahim Pascha soll Befehl vorzurücken erhalten haben. (??)

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Das Dampfboot aus der Levante ist eingetroffen. Es bringt keine wichtige Neuigkeit. Aus Vurla vom 19 Jan. schreibt man uns, daß der Admiral Stopford an demselben Tag mit den Linienschiffen Prinzessin Charlotte und Bembow nach Malta abgesegelt ist; vier andere Linienschiffe sind schon vor ihm nach Malta abgegangen. Zu Vurla blieben nur noch 6 brittische Linienschiffe und 3 Corvetten zurück. Sobald jene Hälfte der Flotte sich in Malta verproviantirt hat, löst sie die andere Hälfte ab, welche dieselbe Bewegung machen wird. Die französische Escadre liegt theils vor Smyrna, theils vor Vurla; ihre sieben kleinen Fahrzeuge sind zum Theil vor Athen, Candia und an den Küsten von Syrien. In diesem Augenblick muß die französische Escadre auf vier Linienschiffe reducirt seyn in Folge der Rückkehr des Montebello und des Jupiter nach Frankreich; letztere Schiffe sollten Ende Januars von Vurla absegeln. Ein Boot der englischen Escadre ist in der Bay von Vurla untergegangen und sämmtliche Matrosen, die sich darauf befanden, ertranken sammt dem Officier. Admiral Lalande verletzte sich am Bein, während er auf der Corvette Brillante die Mannschaft im Feuer exerciren ließ. Seine Wunde ist aber leicht und man hofft, sie werde keine schlimmen Folgen haben. Die französische Escadre sollte sich am 15 Jan. zu Smyrna versammeln.

China.

Den gestern gegebenen Nachrichten aus englischen Journalen fügen wir noch Folgendes bei. In einem Brief d. d. 23 Sept. wird der Angriff der Chinesen auf das brittische Schiff Volage, Capitän Smith, also beschrieben: „Capitän Smith steuerte mit seiner Pinasse nach der Cowloon-Bai herum, und war eben im Begriff in diese einzulaufen, als er 3 bis 400 Soldaten mit zwei Kanonen auf der Höhe eines Hügels bemerkte. Sobald die Chinesen die englische Flagge ansichtig wurden, eröffneten sie ein Feuer auf das Schiff. Einige Kugeln schlugen neben ihm ein, Capitän Smith hielt es aber nicht für rathsam, das Feuer zu erwiedern, sondern kehrte auf die brittische Schiffsstation zurück.“ – Die Chinesen haben längs einer Küstenstrecke von einigen englischen Meilen innerhalb der Bocca Tigris Forts errichtet, und Ketten quer über den Fluß gezogen, um die Forcirung einer Durchfahrt zu verhindern. – Admiral Maitland lag nach den letzten Nachrichten mit seinem der Reparatur bedürftigen Flaggenschiff in Trinconomale (Ceylon), ward aber bis Mitte Octobers in den chinesischen Gewässern erwartet.

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[0327/0006] Türkei. *Von der türkischen Gränze, 20 Jan. Die letzten Briefe aus Konstantinopel sind voll Lob über die neuesten Beschlüsse des Conseils: den Charadsch (die von allen Rajas zu entrichtende Kopfsteuer) in seiner bisherigen so unendlich lästigen Form abzuschaffen, und die Verkäuflichkeit der Aemter zu verbieten. Es sind dieß insbesondere Werke Reschid Pascha's. Die Versetzung Said Pascha's, der als Gegner der Reform bekannt ist, auf einen Posten (zum Großadmiral), der auf die innere Verwaltung ohne Einfluß ist, und die Ernennung Ahmed Fethi Pascha's, eines eifrigen Reformers und treuen Freundes und Unterstützers Reschid Pascha's, der täglich mehr an Einfluß gewinnt, zum Handelsminister, sind der Sache des Fortschritts höchst günstige Erscheinungen. In dem die eben erwähnten Veränderungen anordnenden Ferman finden sich einige bemerkenswerthe Stellen. So wird z. B. dem abgesetzten Kapudan Pascha bloß sein längeres Ausbleiben zur Schuld gerechnet, und hinsichtlich der Flotte wird eine Wendung gebraucht, als ob sich diese noch mit Zustimmung des Sultans in Alexandrien aufhielte, was um so mehr Aufsehen macht, als die Pforte wegen der fortwährend verweigerten Rückgabe der Flotte und ihrer von Mehemed Ali begonnenen Verschmelzung mit der ägyptischen Escadre sich erst neulich wieder an die fünf Repräsentanten der Großmächte gewendet hat. – In Albanien dauern die Unruhen fort, jedoch ohne allarmirenden Charakter. * Triest, 4 Febr. Die durch das heute eingetroffene Dampfboot „Erzherzog Johann“ erhaltenen Briefe aus Athen vom 27 v. M. lauten alle sehr beruhigend. Die Berichte aus Konstantinopel melden nichts Neues von Belang; ein russisches Kriegsdampfboot kam am 21 v. M. daselbst mit Depeschen aus Odessa an, und eine englische Corvette wurde erwartet. – In Alexandrien ist leider ein Pestfall vorgekommen; außerdem lebt man daselbst in politischer Beziehung in der bangsten Erwartung. Der Vicekönig hat definitiv erklärt, von keinen neuen Bedingungen hören zu wollen, wofern ihm nicht seine Forderungen bewilligt würden, und in der That zeigt er, daß es ihm jetzt ernst ist, es aufs Aeußerste kommen zu lassen. Alexandrien wird in Vertheidigungsstand gesetzt, und erhält 25,000 Mann Besatzung; bei Mehalid Kebir wird ein Lager für 60,000 Mann aufgeschlagen; sämmtliche Städte längs der Küste werden stark besetzt und befestigt, und außerdem sollen 20 Regimenter Miliz, jedes zu 3200 Mann, gebildet werden, über welche Seid Achmet El Garbi den Oberbefehl erhält. Alles, was waffenfähig ist, wird unter das Militär gesteckt, und in den Straßen Alexandriens sieht man fortwährend die Soldaten exerciren. Ibrahim Pascha soll Befehl vorzurücken erhalten haben. (??) * Toulon, 3 Febr. Das Dampfboot aus der Levante ist eingetroffen. Es bringt keine wichtige Neuigkeit. Aus Vurla vom 19 Jan. schreibt man uns, daß der Admiral Stopford an demselben Tag mit den Linienschiffen Prinzessin Charlotte und Bembow nach Malta abgesegelt ist; vier andere Linienschiffe sind schon vor ihm nach Malta abgegangen. Zu Vurla blieben nur noch 6 brittische Linienschiffe und 3 Corvetten zurück. Sobald jene Hälfte der Flotte sich in Malta verproviantirt hat, löst sie die andere Hälfte ab, welche dieselbe Bewegung machen wird. Die französische Escadre liegt theils vor Smyrna, theils vor Vurla; ihre sieben kleinen Fahrzeuge sind zum Theil vor Athen, Candia und an den Küsten von Syrien. In diesem Augenblick muß die französische Escadre auf vier Linienschiffe reducirt seyn in Folge der Rückkehr des Montebello und des Jupiter nach Frankreich; letztere Schiffe sollten Ende Januars von Vurla absegeln. Ein Boot der englischen Escadre ist in der Bay von Vurla untergegangen und sämmtliche Matrosen, die sich darauf befanden, ertranken sammt dem Officier. Admiral Lalande verletzte sich am Bein, während er auf der Corvette Brillante die Mannschaft im Feuer exerciren ließ. Seine Wunde ist aber leicht und man hofft, sie werde keine schlimmen Folgen haben. Die französische Escadre sollte sich am 15 Jan. zu Smyrna versammeln. China. Den gestern gegebenen Nachrichten aus englischen Journalen fügen wir noch Folgendes bei. In einem Brief d. d. 23 Sept. wird der Angriff der Chinesen auf das brittische Schiff Volage, Capitän Smith, also beschrieben: „Capitän Smith steuerte mit seiner Pinasse nach der Cowloon-Bai herum, und war eben im Begriff in diese einzulaufen, als er 3 bis 400 Soldaten mit zwei Kanonen auf der Höhe eines Hügels bemerkte. Sobald die Chinesen die englische Flagge ansichtig wurden, eröffneten sie ein Feuer auf das Schiff. Einige Kugeln schlugen neben ihm ein, Capitän Smith hielt es aber nicht für rathsam, das Feuer zu erwiedern, sondern kehrte auf die brittische Schiffsstation zurück.“ – Die Chinesen haben längs einer Küstenstrecke von einigen englischen Meilen innerhalb der Bocca Tigris Forts errichtet, und Ketten quer über den Fluß gezogen, um die Forcirung einer Durchfahrt zu verhindern. – Admiral Maitland lag nach den letzten Nachrichten mit seinem der Reparatur bedürftigen Flaggenschiff in Trinconomale (Ceylon), ward aber bis Mitte Octobers in den chinesischen Gewässern erwartet.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 41. Augsburg, 10. Februar 1840, S. 0327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_041_18400210/6>, abgerufen am 26.04.2024.