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Allgemeine Zeitung. Nr. 14. Augsburg, 14. Januar 1840.

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Behuf der Aufbewahrung von Leichen mit sich bringt. Nachdem Gannal mit sämmtlichen, früher zu diesem Zweck angewendeten Substanzen, vom Kreosot bis zu den Säuren, Versuche angestellt und ungenügende Resultate erhalten hatte, wendete er sich zur Auflösung von alaunerdigen Salzen, deren Basen sich mit der thierischen Gallerte zu einer eigenthümlichen Mischung verbinden, wodurch die Unverweslichkeit der Gebilde bedingt wird, indem man die faulige Gährung der Gelatine verhindert. Der Alaun erhielt wirklich die Leichen bei einer Temperatur unter 15° sehr lange, und wurde bei den anatomischen Arbeiten in der Clamart zu Paris allgemein eingeführt. Bei einer höhern Temperatur verläßt er aber - auch greift die frei werdende Schwefelsäure endlich die Gewebe an, und Gannal ging zur essigsauren Alaunerde über, welche er vorzüglich zur Einbalsamirung geschickt fand, und welche sich auch in Deutschland sicher erprobte. Nichtsdestoweniger fand er abermals Veranlassung, sein Verfahren zu ändern, was er aber geheim hält - eine Methode, welche aber größtmögliche Vervollkommnung erreicht haben muß, nach der Leiche zu schließen, welche er in seinem Cabinet bewahrt und welche ganz das Aussehen eines Schlafenden darbietet. Mit dieser Methode wetteifern die Verfechter des Arseniks, der aber nach Gannal die Schimmelbildung nicht abhält, welche die Leiche binnen einem Jahre zerstört, und Veranlassung zur oft mehrere Jahre währenden Ausstoßung von Arsenikwasserstoffgas gibt, das sämmtliche Umgebung vergiften kann.

Ueberhaupt zieht der Arsenik mehr als je die Aufmerksamkeit der Gelehrten auf sich, und die Academie de medecine beschäftigt sich gegenwärtig mit einem Streite zwischen Orfila und Rognetta über die Behandlung der mit Arsenik Vergifteten, ob man nämlich nach Anwendung des Eisenoxydhydrats zu tonischen Mitteln, nach Rognetta, oder zu Aderlässen übergehen soll, welche Orfila sowohl der örtlichen Entzündungen als deßwegen vorzieht, weil er die Aufsaugung des Arseniks ins Blut constatirt hat, und dadurch eine Art Entgiftung hervorbringen will. Zieht Orfila hier aber auch nach allem Anschein den Kürzern, so hat er die gerichtliche Medicin neuerdings wesentlich bereichert, indem er nachwies, daß man in Fällen, wo die chemische Untersuchung des Darmcanals durchaus keine Spur eines Giftes mehr auffinden läßt, und wo man auf ein Nichtvorhandenseyn einer Arsenikvergiftung schließen möchte, den in die thierische Oekonomie aufgenommenen Arsenik aus dem Blut, den Drüsen, Muskeln und Knochen noch darstellen könne, was ihm an zwei Selbstmördern, darunter dem bekannten Soufflard, auch wirklich gelang.

In der öffentlichen Sitzung am 30 Dec. schritt die Akademie zur Bekanntmachung der gekrönten Preisschriften, theilte die Preisaufgaben für das nächste Jahr mit und hörte sodann Arago's Lobrede auf Ampere an, den ausgezeichneten Physiker, welcher der Akademie vor zwei Jahren durch den Tod entrissen wurde.

Bei dem Concurs um den Monthyon'schen Preis für Medicin und Chirurgie krönte die Akademie 5, und zwar die drei Werke von dem Engländer Bright, von Rayer und Martin Solon über die nach dem ersten, ihrem Entdecker, benannte Krankheit der Nieren, deren charakteristisches Zeichen das Abgehen von Eiweiß mit dem Harne darstellt - jedes mit einer Goldmünze von 1500 Fr. Werth, ebenso das Werk von Ricord über syphilitische Krankheiten, und 1000 Fr. bestimmte sie als Schadloshaltung für die Verbesserungen von Martin in der Construirung künstlicher Füße. Wegen zu geringer Anzahl von Erfahrungen konnten die Schriften von Dieffenbach, Praraz, Bouvier und Guerin über die Heilung des schiefen Halses durch Muskeldurchschneidung, so wie die von Amussat über Lufteindringen in die Venen noch nicht berücksichtigt werden. - Die Preisaufgabe aus der Mathematik, die Resistenz des Wassers betreffend, glaubte die Akademie nicht völlig gelöst; nichtsdestoweniger vertheilte sie den Preis als Aufmunterung unter drei junge Officiere, deren Arbeiten am nächsten gekommen waren. - Den von de Lalande gestifteten Preis aus der Astronomie erhielt der Oberst Brousseaud von dem ehemaligen Corps der Ingenieurs-Geographen für Vermessung eines Bogens des mittlern Parallelkreises von Bordeaux bis Fiume.

In der Mechanik ward der Preis einem neuen Systeme hydraulischer Maschinen von Caligny. - Aus der Statistik, Vermächtniß von Monthyon, erhielt den Preis ein Werk von Duchattelier, Statistik des Dept. Finisterre. - Im Gebiete der Experimentalphysiologie konnte wegen von der Akademie noch nicht vorgenommener Prüfung der Thatsachen der Preis noch nicht bestimmt werden; übrigens erhielt das Werk von unserm Professor Wagner über Orologie die ehrenvollste Erwähnung, so wie das von Deschamps über die innerste Herzhaut. - Eine neue Aufmunterung, 2000 Fr., erhielt Castera für seine Bemühungen zur Rettung von Schiffbrüchigen und Errichtung eines Vereins hiefür - eine andere Ajasson de Grandsagne und E. de Bassano für ein neues Rettungslicht, um von Kohlensäure erfüllte Räume auf einige Augenblicke zu erhellen.


[5625-26]
Bekanntmachung,


die jährliche Generalversammlung der königl. priv. Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft betreffend.

Von dem Directorium der königl. priv. Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft dahier wird hiemit die jährliche Generalversammlung der Tit. Actionnäre auf
Montag den 27 Januar 1840
ausgeschrieben, in welcher
1) der Rechenschaftsbericht über das Verwaltungsjahr 1839 erstattet,
2) die Dividende festgesetzt, und
3) die Wahl drei neuer Mitglieder des Directoriums und des Ausschusses an die Stelle der auszutretenden vorgenommen werden wird.

Die Versammlung findet im Gasthause zum Bayer'schen Hof dahier statt und wird Vormittags 9 Uhr eröffnet. - Die Legitimationen zum Stimmrecht durch Vorzeigung und Inscription der Actien haben Freitags den 24, und Sonnabend den 25 Januar, Vormittags 9 - 12 Uhr und Nachmittags 2 - 4 Uhr am Orte der Versammlung vor einer Commission des Dierectoriums zu geschehen. - Die Tit. Actionnäre werden zu dieser Versammlung eingeladen unter Hinweisung auf das in dem Art. VIII der Statuten enthaltene Präjudiz: daß die Ausbleibenden sich dem unterwerfen, was die Mehrheit der Erschienenen verfassungsmäßig beschließt.

Nürnberg, den 26 December 1839.

Scharrer.



Behuf der Aufbewahrung von Leichen mit sich bringt. Nachdem Gannal mit sämmtlichen, früher zu diesem Zweck angewendeten Substanzen, vom Kreosot bis zu den Säuren, Versuche angestellt und ungenügende Resultate erhalten hatte, wendete er sich zur Auflösung von alaunerdigen Salzen, deren Basen sich mit der thierischen Gallerte zu einer eigenthümlichen Mischung verbinden, wodurch die Unverweslichkeit der Gebilde bedingt wird, indem man die faulige Gährung der Gelatine verhindert. Der Alaun erhielt wirklich die Leichen bei einer Temperatur unter 15° sehr lange, und wurde bei den anatomischen Arbeiten in der Clamart zu Paris allgemein eingeführt. Bei einer höhern Temperatur verläßt er aber – auch greift die frei werdende Schwefelsäure endlich die Gewebe an, und Gannal ging zur essigsauren Alaunerde über, welche er vorzüglich zur Einbalsamirung geschickt fand, und welche sich auch in Deutschland sicher erprobte. Nichtsdestoweniger fand er abermals Veranlassung, sein Verfahren zu ändern, was er aber geheim hält – eine Methode, welche aber größtmögliche Vervollkommnung erreicht haben muß, nach der Leiche zu schließen, welche er in seinem Cabinet bewahrt und welche ganz das Aussehen eines Schlafenden darbietet. Mit dieser Methode wetteifern die Verfechter des Arseniks, der aber nach Gannal die Schimmelbildung nicht abhält, welche die Leiche binnen einem Jahre zerstört, und Veranlassung zur oft mehrere Jahre währenden Ausstoßung von Arsenikwasserstoffgas gibt, das sämmtliche Umgebung vergiften kann.

Ueberhaupt zieht der Arsenik mehr als je die Aufmerksamkeit der Gelehrten auf sich, und die Académie de médecine beschäftigt sich gegenwärtig mit einem Streite zwischen Orfila und Rognetta über die Behandlung der mit Arsenik Vergifteten, ob man nämlich nach Anwendung des Eisenoxydhydrats zu tonischen Mitteln, nach Rognetta, oder zu Aderlässen übergehen soll, welche Orfila sowohl der örtlichen Entzündungen als deßwegen vorzieht, weil er die Aufsaugung des Arseniks ins Blut constatirt hat, und dadurch eine Art Entgiftung hervorbringen will. Zieht Orfila hier aber auch nach allem Anschein den Kürzern, so hat er die gerichtliche Medicin neuerdings wesentlich bereichert, indem er nachwies, daß man in Fällen, wo die chemische Untersuchung des Darmcanals durchaus keine Spur eines Giftes mehr auffinden läßt, und wo man auf ein Nichtvorhandenseyn einer Arsenikvergiftung schließen möchte, den in die thierische Oekonomie aufgenommenen Arsenik aus dem Blut, den Drüsen, Muskeln und Knochen noch darstellen könne, was ihm an zwei Selbstmördern, darunter dem bekannten Soufflard, auch wirklich gelang.

In der öffentlichen Sitzung am 30 Dec. schritt die Akademie zur Bekanntmachung der gekrönten Preisschriften, theilte die Preisaufgaben für das nächste Jahr mit und hörte sodann Arago's Lobrede auf Ampêre an, den ausgezeichneten Physiker, welcher der Akademie vor zwei Jahren durch den Tod entrissen wurde.

Bei dem Concurs um den Monthyon'schen Preis für Medicin und Chirurgie krönte die Akademie 5, und zwar die drei Werke von dem Engländer Bright, von Rayer und Martin Solon über die nach dem ersten, ihrem Entdecker, benannte Krankheit der Nieren, deren charakteristisches Zeichen das Abgehen von Eiweiß mit dem Harne darstellt – jedes mit einer Goldmünze von 1500 Fr. Werth, ebenso das Werk von Ricord über syphilitische Krankheiten, und 1000 Fr. bestimmte sie als Schadloshaltung für die Verbesserungen von Martin in der Construirung künstlicher Füße. Wegen zu geringer Anzahl von Erfahrungen konnten die Schriften von Dieffenbach, Praraz, Bouvier und Guérin über die Heilung des schiefen Halses durch Muskeldurchschneidung, so wie die von Amussat über Lufteindringen in die Venen noch nicht berücksichtigt werden. – Die Preisaufgabe aus der Mathematik, die Resistenz des Wassers betreffend, glaubte die Akademie nicht völlig gelöst; nichtsdestoweniger vertheilte sie den Preis als Aufmunterung unter drei junge Officiere, deren Arbeiten am nächsten gekommen waren. – Den von de Lalande gestifteten Preis aus der Astronomie erhielt der Oberst Brousseaud von dem ehemaligen Corps der Ingenieurs-Geographen für Vermessung eines Bogens des mittlern Parallelkreises von Bordeaux bis Fiume.

In der Mechanik ward der Preis einem neuen Systeme hydraulischer Maschinen von Caligny. – Aus der Statistik, Vermächtniß von Monthyon, erhielt den Preis ein Werk von Duchattelier, Statistik des Dept. Finisterre. – Im Gebiete der Experimentalphysiologie konnte wegen von der Akademie noch nicht vorgenommener Prüfung der Thatsachen der Preis noch nicht bestimmt werden; übrigens erhielt das Werk von unserm Professor Wagner über Orologie die ehrenvollste Erwähnung, so wie das von Deschamps über die innerste Herzhaut. – Eine neue Aufmunterung, 2000 Fr., erhielt Castera für seine Bemühungen zur Rettung von Schiffbrüchigen und Errichtung eines Vereins hiefür – eine andere Ajasson de Grandsagne und E. de Bassano für ein neues Rettungslicht, um von Kohlensäure erfüllte Räume auf einige Augenblicke zu erhellen.


[5625-26]
Bekanntmachung,


die jährliche Generalversammlung der königl. priv. Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft betreffend.

Von dem Directorium der königl. priv. Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft dahier wird hiemit die jährliche Generalversammlung der Tit. Actionnäre auf
Montag den 27 Januar 1840
ausgeschrieben, in welcher
1) der Rechenschaftsbericht über das Verwaltungsjahr 1839 erstattet,
2) die Dividende festgesetzt, und
3) die Wahl drei neuer Mitglieder des Directoriums und des Ausschusses an die Stelle der auszutretenden vorgenommen werden wird.

Die Versammlung findet im Gasthause zum Bayer'schen Hof dahier statt und wird Vormittags 9 Uhr eröffnet. – Die Legitimationen zum Stimmrecht durch Vorzeigung und Inscription der Actien haben Freitags den 24, und Sonnabend den 25 Januar, Vormittags 9 - 12 Uhr und Nachmittags 2 - 4 Uhr am Orte der Versammlung vor einer Commission des Dierectoriums zu geschehen. – Die Tit. Actionnäre werden zu dieser Versammlung eingeladen unter Hinweisung auf das in dem Art. VIII der Statuten enthaltene Präjudiz: daß die Ausbleibenden sich dem unterwerfen, was die Mehrheit der Erschienenen verfassungsmäßig beschließt.

Nürnberg, den 26 December 1839.

Scharrer.


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[0109/0012] Behuf der Aufbewahrung von Leichen mit sich bringt. Nachdem Gannal mit sämmtlichen, früher zu diesem Zweck angewendeten Substanzen, vom Kreosot bis zu den Säuren, Versuche angestellt und ungenügende Resultate erhalten hatte, wendete er sich zur Auflösung von alaunerdigen Salzen, deren Basen sich mit der thierischen Gallerte zu einer eigenthümlichen Mischung verbinden, wodurch die Unverweslichkeit der Gebilde bedingt wird, indem man die faulige Gährung der Gelatine verhindert. Der Alaun erhielt wirklich die Leichen bei einer Temperatur unter 15° sehr lange, und wurde bei den anatomischen Arbeiten in der Clamart zu Paris allgemein eingeführt. Bei einer höhern Temperatur verläßt er aber – auch greift die frei werdende Schwefelsäure endlich die Gewebe an, und Gannal ging zur essigsauren Alaunerde über, welche er vorzüglich zur Einbalsamirung geschickt fand, und welche sich auch in Deutschland sicher erprobte. Nichtsdestoweniger fand er abermals Veranlassung, sein Verfahren zu ändern, was er aber geheim hält – eine Methode, welche aber größtmögliche Vervollkommnung erreicht haben muß, nach der Leiche zu schließen, welche er in seinem Cabinet bewahrt und welche ganz das Aussehen eines Schlafenden darbietet. Mit dieser Methode wetteifern die Verfechter des Arseniks, der aber nach Gannal die Schimmelbildung nicht abhält, welche die Leiche binnen einem Jahre zerstört, und Veranlassung zur oft mehrere Jahre währenden Ausstoßung von Arsenikwasserstoffgas gibt, das sämmtliche Umgebung vergiften kann. Ueberhaupt zieht der Arsenik mehr als je die Aufmerksamkeit der Gelehrten auf sich, und die Académie de médecine beschäftigt sich gegenwärtig mit einem Streite zwischen Orfila und Rognetta über die Behandlung der mit Arsenik Vergifteten, ob man nämlich nach Anwendung des Eisenoxydhydrats zu tonischen Mitteln, nach Rognetta, oder zu Aderlässen übergehen soll, welche Orfila sowohl der örtlichen Entzündungen als deßwegen vorzieht, weil er die Aufsaugung des Arseniks ins Blut constatirt hat, und dadurch eine Art Entgiftung hervorbringen will. Zieht Orfila hier aber auch nach allem Anschein den Kürzern, so hat er die gerichtliche Medicin neuerdings wesentlich bereichert, indem er nachwies, daß man in Fällen, wo die chemische Untersuchung des Darmcanals durchaus keine Spur eines Giftes mehr auffinden läßt, und wo man auf ein Nichtvorhandenseyn einer Arsenikvergiftung schließen möchte, den in die thierische Oekonomie aufgenommenen Arsenik aus dem Blut, den Drüsen, Muskeln und Knochen noch darstellen könne, was ihm an zwei Selbstmördern, darunter dem bekannten Soufflard, auch wirklich gelang. In der öffentlichen Sitzung am 30 Dec. schritt die Akademie zur Bekanntmachung der gekrönten Preisschriften, theilte die Preisaufgaben für das nächste Jahr mit und hörte sodann Arago's Lobrede auf Ampêre an, den ausgezeichneten Physiker, welcher der Akademie vor zwei Jahren durch den Tod entrissen wurde. Bei dem Concurs um den Monthyon'schen Preis für Medicin und Chirurgie krönte die Akademie 5, und zwar die drei Werke von dem Engländer Bright, von Rayer und Martin Solon über die nach dem ersten, ihrem Entdecker, benannte Krankheit der Nieren, deren charakteristisches Zeichen das Abgehen von Eiweiß mit dem Harne darstellt – jedes mit einer Goldmünze von 1500 Fr. Werth, ebenso das Werk von Ricord über syphilitische Krankheiten, und 1000 Fr. bestimmte sie als Schadloshaltung für die Verbesserungen von Martin in der Construirung künstlicher Füße. Wegen zu geringer Anzahl von Erfahrungen konnten die Schriften von Dieffenbach, Praraz, Bouvier und Guérin über die Heilung des schiefen Halses durch Muskeldurchschneidung, so wie die von Amussat über Lufteindringen in die Venen noch nicht berücksichtigt werden. – Die Preisaufgabe aus der Mathematik, die Resistenz des Wassers betreffend, glaubte die Akademie nicht völlig gelöst; nichtsdestoweniger vertheilte sie den Preis als Aufmunterung unter drei junge Officiere, deren Arbeiten am nächsten gekommen waren. – Den von de Lalande gestifteten Preis aus der Astronomie erhielt der Oberst Brousseaud von dem ehemaligen Corps der Ingenieurs-Geographen für Vermessung eines Bogens des mittlern Parallelkreises von Bordeaux bis Fiume. In der Mechanik ward der Preis einem neuen Systeme hydraulischer Maschinen von Caligny. – Aus der Statistik, Vermächtniß von Monthyon, erhielt den Preis ein Werk von Duchattelier, Statistik des Dept. Finisterre. – Im Gebiete der Experimentalphysiologie konnte wegen von der Akademie noch nicht vorgenommener Prüfung der Thatsachen der Preis noch nicht bestimmt werden; übrigens erhielt das Werk von unserm Professor Wagner über Orologie die ehrenvollste Erwähnung, so wie das von Deschamps über die innerste Herzhaut. – Eine neue Aufmunterung, 2000 Fr., erhielt Castera für seine Bemühungen zur Rettung von Schiffbrüchigen und Errichtung eines Vereins hiefür – eine andere Ajasson de Grandsagne und E. de Bassano für ein neues Rettungslicht, um von Kohlensäure erfüllte Räume auf einige Augenblicke zu erhellen. [5625-26] Bekanntmachung, die jährliche Generalversammlung der königl. priv. Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft betreffend. Von dem Directorium der königl. priv. Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft dahier wird hiemit die jährliche Generalversammlung der Tit. Actionnäre auf Montag den 27 Januar 1840 ausgeschrieben, in welcher 1) der Rechenschaftsbericht über das Verwaltungsjahr 1839 erstattet, 2) die Dividende festgesetzt, und 3) die Wahl drei neuer Mitglieder des Directoriums und des Ausschusses an die Stelle der auszutretenden vorgenommen werden wird. Die Versammlung findet im Gasthause zum Bayer'schen Hof dahier statt und wird Vormittags 9 Uhr eröffnet. – Die Legitimationen zum Stimmrecht durch Vorzeigung und Inscription der Actien haben Freitags den 24, und Sonnabend den 25 Januar, Vormittags 9 - 12 Uhr und Nachmittags 2 - 4 Uhr am Orte der Versammlung vor einer Commission des Dierectoriums zu geschehen. – Die Tit. Actionnäre werden zu dieser Versammlung eingeladen unter Hinweisung auf das in dem Art. VIII der Statuten enthaltene Präjudiz: daß die Ausbleibenden sich dem unterwerfen, was die Mehrheit der Erschienenen verfassungsmäßig beschließt. Nürnberg, den 26 December 1839. Scharrer.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 14. Augsburg, 14. Januar 1840, S. 0109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_014_18400114/12>, abgerufen am 26.04.2024.