Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

werden. Gemüthlich schlürfte Oburn ein Glas Burgunder nach dem andern, verspeiste dazwischen mit seltener Virtuosität ein halbes Schock Austern, und tranchirte eben ein delikates Rebhuhn, als der Buchhalter in das Zimmer trat. "Verzeihen Sie, Herr Oburn, wenn ich jetzt störe; aber die Angelegenheit ist so dringend, daß ich jede Verzögerung mir als ein Unrecht anrechnen müßte." Erschreckt durch diese Anrede, ließ Oburn aus seiner Hand die schwere, silberne Gabel fallen, und fragte heftig: "Nun, was giebts? Wieder ein neuer Verlust? Sind die Ballen Baumwolle, welche wir von England steuerfrei erwarten, etwa in die Hände der Zollbeamten gerathen? Sprechen Sie doch, Mann! Machen Sie mir keine Angst!"

"Nein, Herr, das Geschäft ist gut beendet! die Ballen sind in Sicherheit. Es erwächst Ihnen durch diesen billigen Einkauf ein großer Gewinn, und gerade dies giebt mir den Muth, jetzt als Abgesandter sämmtlicher Arbeiter zu Ihnen zu sprechen. Die Noth der Leute hat den höchsten Grad erreicht. Erbittert durch die letzten Abzüge, die ich auf Ihren Befehl machen

werden. Gemüthlich schlürfte Oburn ein Glas Burgunder nach dem andern, verspeiste dazwischen mit seltener Virtuosität ein halbes Schock Austern, und tranchirte eben ein delikates Rebhuhn, als der Buchhalter in das Zimmer trat. „Verzeihen Sie, Herr Oburn, wenn ich jetzt störe; aber die Angelegenheit ist so dringend, daß ich jede Verzögerung mir als ein Unrecht anrechnen müßte.“ Erschreckt durch diese Anrede, ließ Oburn aus seiner Hand die schwere, silberne Gabel fallen, und fragte heftig: „Nun, was giebts? Wieder ein neuer Verlust? Sind die Ballen Baumwolle, welche wir von England steuerfrei erwarten, etwa in die Hände der Zollbeamten gerathen? Sprechen Sie doch, Mann! Machen Sie mir keine Angst!“

„Nein, Herr, das Geschäft ist gut beendet! die Ballen sind in Sicherheit. Es erwächst Ihnen durch diesen billigen Einkauf ein großer Gewinn, und gerade dies giebt mir den Muth, jetzt als Abgesandter sämmtlicher Arbeiter zu Ihnen zu sprechen. Die Noth der Leute hat den höchsten Grad erreicht. Erbittert durch die letzten Abzüge, die ich auf Ihren Befehl machen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0131" n="119"/>
werden.                     Gemüthlich schlürfte Oburn ein Glas Burgunder nach dem andern, verspeiste                     dazwischen mit seltener Virtuosität ein halbes Schock Austern, und tranchirte                     eben ein delikates Rebhuhn, als der Buchhalter in das Zimmer trat. &#x201E;Verzeihen                     Sie, Herr Oburn, wenn ich jetzt störe; aber die Angelegenheit ist so dringend,                     daß ich jede Verzögerung mir als ein Unrecht anrechnen müßte.&#x201C; Erschreckt durch                     diese Anrede, ließ Oburn aus seiner Hand die schwere, silberne Gabel fallen, und                     fragte heftig: &#x201E;Nun, was giebts? Wieder ein neuer Verlust? Sind die Ballen                     Baumwolle, welche wir von England steuerfrei erwarten, etwa in die Hände der                     Zollbeamten gerathen? Sprechen Sie doch, Mann! Machen Sie mir keine Angst!&#x201C;</p>
        <p> &#x201E;Nein, Herr, das Geschäft ist gut beendet! die Ballen sind in Sicherheit. Es                     erwächst Ihnen durch diesen billigen Einkauf ein großer Gewinn, und gerade dies                     giebt mir den Muth, jetzt als Abgesandter sämmtlicher Arbeiter zu Ihnen zu                     sprechen. Die Noth der Leute hat den höchsten Grad erreicht. Erbittert durch die                     letzten Abzüge, die ich auf Ihren Befehl machen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0131] werden. Gemüthlich schlürfte Oburn ein Glas Burgunder nach dem andern, verspeiste dazwischen mit seltener Virtuosität ein halbes Schock Austern, und tranchirte eben ein delikates Rebhuhn, als der Buchhalter in das Zimmer trat. „Verzeihen Sie, Herr Oburn, wenn ich jetzt störe; aber die Angelegenheit ist so dringend, daß ich jede Verzögerung mir als ein Unrecht anrechnen müßte.“ Erschreckt durch diese Anrede, ließ Oburn aus seiner Hand die schwere, silberne Gabel fallen, und fragte heftig: „Nun, was giebts? Wieder ein neuer Verlust? Sind die Ballen Baumwolle, welche wir von England steuerfrei erwarten, etwa in die Hände der Zollbeamten gerathen? Sprechen Sie doch, Mann! Machen Sie mir keine Angst!“ „Nein, Herr, das Geschäft ist gut beendet! die Ballen sind in Sicherheit. Es erwächst Ihnen durch diesen billigen Einkauf ein großer Gewinn, und gerade dies giebt mir den Muth, jetzt als Abgesandter sämmtlicher Arbeiter zu Ihnen zu sprechen. Die Noth der Leute hat den höchsten Grad erreicht. Erbittert durch die letzten Abzüge, die ich auf Ihren Befehl machen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie". (2013-03-13T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Heinrich Heine Universität Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-13T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-13T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/131
Zitationshilfe: Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/131>, abgerufen am 26.04.2024.