Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite
2.

Es war Mittag geworden. Schwüler drangen die Sonnenstrahlen durch die Fenster, die sie des Morgens nur angenehm erhellt hatten. Todtenstille herrscht in dem Gemach. Noch liegt der Kranke bewußtlos da. Eine Matrone steht vor ihm, reibt die erstarrten Hände, küßt die blauen Lippen, um sie zu erwärmen, und sieht, nach dem vergeblichen Versuch, trostlos zum Himmel empor. Der Arzt steht neben ihr, und prüft ruhig nach seiner goldenen Cylinderuhr den Pulsschlag des Kranken. Dann unterbricht er das Schweigen; "Es war ein Nervenschlag, verehrte Frau, der ihren Gatten getroffen. Doch hoffen Sie -- seine Erstarrung wird nachlassen; er wird zum Leben zurückkehren; nur fürchte ich, mit einer Lähmung mancher edeln Organe!"

Mit einem seligen Lächeln schaute die Frau den glückverheißenden Arzt an. So traurig auch das Ende

2.

Es war Mittag geworden. Schwüler drangen die Sonnenstrahlen durch die Fenster, die sie des Morgens nur angenehm erhellt hatten. Todtenstille herrscht in dem Gemach. Noch liegt der Kranke bewußtlos da. Eine Matrone steht vor ihm, reibt die erstarrten Hände, küßt die blauen Lippen, um sie zu erwärmen, und sieht, nach dem vergeblichen Versuch, trostlos zum Himmel empor. Der Arzt steht neben ihr, und prüft ruhig nach seiner goldenen Cylinderuhr den Pulsschlag des Kranken. Dann unterbricht er das Schweigen; „Es war ein Nervenschlag, verehrte Frau, der ihren Gatten getroffen. Doch hoffen Sie — seine Erstarrung wird nachlassen; er wird zum Leben zurückkehren; nur fürchte ich, mit einer Lähmung mancher edeln Organe!“

Mit einem seligen Lächeln schaute die Frau den glückverheißenden Arzt an. So traurig auch das Ende

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0028" n="16"/>
      <div n="1">
        <head>2.</head><lb/>
        <p>Es war Mittag geworden. Schwüler drangen die Sonnenstrahlen durch die Fenster,                     die sie des Morgens nur angenehm erhellt hatten. Todtenstille herrscht in dem                     Gemach. Noch liegt der Kranke bewußtlos da. Eine Matrone steht vor ihm, reibt                     die erstarrten Hände, küßt die blauen Lippen, um sie zu erwärmen, und sieht,                     nach dem vergeblichen Versuch, trostlos zum Himmel empor. Der Arzt steht neben                     ihr, und prüft ruhig nach seiner goldenen Cylinderuhr den Pulsschlag des                     Kranken. Dann unterbricht er das Schweigen; &#x201E;Es war ein Nervenschlag, verehrte                     Frau, der ihren Gatten getroffen. Doch hoffen Sie &#x2014; seine Erstarrung wird                     nachlassen; er wird zum Leben zurückkehren; nur fürchte ich, mit einer Lähmung                     mancher edeln Organe!&#x201C;</p>
        <p>Mit einem seligen Lächeln schaute die Frau den glückverheißenden Arzt an. So                     traurig auch das Ende
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0028] 2. Es war Mittag geworden. Schwüler drangen die Sonnenstrahlen durch die Fenster, die sie des Morgens nur angenehm erhellt hatten. Todtenstille herrscht in dem Gemach. Noch liegt der Kranke bewußtlos da. Eine Matrone steht vor ihm, reibt die erstarrten Hände, küßt die blauen Lippen, um sie zu erwärmen, und sieht, nach dem vergeblichen Versuch, trostlos zum Himmel empor. Der Arzt steht neben ihr, und prüft ruhig nach seiner goldenen Cylinderuhr den Pulsschlag des Kranken. Dann unterbricht er das Schweigen; „Es war ein Nervenschlag, verehrte Frau, der ihren Gatten getroffen. Doch hoffen Sie — seine Erstarrung wird nachlassen; er wird zum Leben zurückkehren; nur fürchte ich, mit einer Lähmung mancher edeln Organe!“ Mit einem seligen Lächeln schaute die Frau den glückverheißenden Arzt an. So traurig auch das Ende

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie". (2013-03-13T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Heinrich Heine Universität Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-13T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-13T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/28
Zitationshilfe: Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/28>, abgerufen am 21.11.2024.