Deine Schwester Lullu fragte mich, ob Du wohl mit ihnen auf ein paar Monat nach Cassel gehen wer¬ dest. Thu es doch, mir ists als würde eine Unterbre¬ chung Deines Lebens Dir jetzt recht gesund sein, obschon ich sonst nicht dafür sein würde.
Caroline.
An die Günderode.
Ich hab einmal tief aufgeathmet. Dein Brief ist da! Weißt Du was ich gethan hab? Drei Tag hab ich mich hingelegt und mich gestreckt und geruht; als wär ich einer schweren Arbeit los. -- Ich will gewiß nie wieder so sein. Doch wer kann für solche Gewitter¬ luft. Über Deinen Brief will ich gar nicht mit Dir sprechen, als blos daß ich Dich mit heimlichen Schauern gelesen hab. -- Es ist vielleicht noch nachziehende Schwer¬ muth, ich weiß nicht was es ist; ich will Dein Herz nicht anrühren, mir ist als wollt es ausruhen in sich, mir ist der ganze Brief wie ein Abschluß, -- ach nein das nicht, -- wie ein Ordnen vor dem Abschied, wo Du mich ins Leben schickst wie ein älterer Bruder den jüngeren, nicht wahr? -- aber nicht auf lang?-- Du willst nur
Deine Schweſter Lullu fragte mich, ob Du wohl mit ihnen auf ein paar Monat nach Caſſel gehen wer¬ deſt. Thu es doch, mir iſts als würde eine Unterbre¬ chung Deines Lebens Dir jetzt recht geſund ſein, obſchon ich ſonſt nicht dafür ſein würde.
Caroline.
An die Günderode.
Ich hab einmal tief aufgeathmet. Dein Brief iſt da! Weißt Du was ich gethan hab? Drei Tag hab ich mich hingelegt und mich geſtreckt und geruht; als wär ich einer ſchweren Arbeit los. — Ich will gewiß nie wieder ſo ſein. Doch wer kann für ſolche Gewitter¬ luft. Über Deinen Brief will ich gar nicht mit Dir ſprechen, als blos daß ich Dich mit heimlichen Schauern geleſen hab. — Es iſt vielleicht noch nachziehende Schwer¬ muth, ich weiß nicht was es iſt; ich will Dein Herz nicht anrühren, mir iſt als wollt es ausruhen in ſich, mir iſt der ganze Brief wie ein Abſchluß, — ach nein das nicht, — wie ein Ordnen vor dem Abſchied, wo Du mich ins Leben ſchickſt wie ein älterer Bruder den jüngeren, nicht wahr? — aber nicht auf lang?— Du willſt nur
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0293"n="279"/><p>Deine Schweſter Lullu fragte mich, ob Du wohl<lb/>
mit ihnen auf ein paar Monat nach Caſſel gehen wer¬<lb/>
deſt. Thu es doch, mir iſts als würde eine Unterbre¬<lb/>
chung Deines Lebens Dir jetzt recht geſund ſein, obſchon<lb/>
ich ſonſt nicht dafür ſein würde.</p><lb/><prendition="#right">Caroline.</p><lb/></div><divn="2"><head>An die Günderode.<lb/></head><p>Ich hab einmal tief aufgeathmet. Dein Brief iſt<lb/>
da! Weißt Du was ich gethan hab? Drei Tag hab<lb/>
ich mich hingelegt und mich geſtreckt und geruht; als<lb/>
wär ich einer ſchweren Arbeit los. — Ich will gewiß<lb/>
nie wieder ſo ſein. Doch wer kann für ſolche Gewitter¬<lb/>
luft. Über Deinen Brief will ich gar nicht mit Dir<lb/>ſprechen, als blos daß ich Dich mit heimlichen Schauern<lb/>
geleſen hab. — Es iſt vielleicht noch nachziehende Schwer¬<lb/>
muth, ich weiß nicht was es iſt; ich will Dein Herz<lb/>
nicht anrühren, mir iſt als wollt es ausruhen in ſich,<lb/>
mir iſt der ganze Brief wie ein Abſchluß, — ach nein das<lb/>
nicht, — wie ein Ordnen vor dem Abſchied, wo Du mich<lb/>
ins Leben ſchickſt wie ein älterer Bruder den jüngeren,<lb/>
nicht wahr? — aber nicht auf lang?— Du willſt nur<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[279/0293]
Deine Schweſter Lullu fragte mich, ob Du wohl
mit ihnen auf ein paar Monat nach Caſſel gehen wer¬
deſt. Thu es doch, mir iſts als würde eine Unterbre¬
chung Deines Lebens Dir jetzt recht geſund ſein, obſchon
ich ſonſt nicht dafür ſein würde.
Caroline.
An die Günderode.
Ich hab einmal tief aufgeathmet. Dein Brief iſt
da! Weißt Du was ich gethan hab? Drei Tag hab
ich mich hingelegt und mich geſtreckt und geruht; als
wär ich einer ſchweren Arbeit los. — Ich will gewiß
nie wieder ſo ſein. Doch wer kann für ſolche Gewitter¬
luft. Über Deinen Brief will ich gar nicht mit Dir
ſprechen, als blos daß ich Dich mit heimlichen Schauern
geleſen hab. — Es iſt vielleicht noch nachziehende Schwer¬
muth, ich weiß nicht was es iſt; ich will Dein Herz
nicht anrühren, mir iſt als wollt es ausruhen in ſich,
mir iſt der ganze Brief wie ein Abſchluß, — ach nein das
nicht, — wie ein Ordnen vor dem Abſchied, wo Du mich
ins Leben ſchickſt wie ein älterer Bruder den jüngeren,
nicht wahr? — aber nicht auf lang?— Du willſt nur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/293>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.