Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

schreib sie hin, verstehs wie Du willst, sie sind ein tie¬
fes Zeichen wie mein Geist durch den Deinen schreitet
und von ihm wieder durchdrungen wird, und sonst ists
nichts. -- Und wenn es kein Geist ist was ich damit
mein, so ists Ton -- Geschrei meines Herzens nach
Dir hin, es verhallt oder es dringt bis zu Dir, -- da
denkst Du, das ist der Bettine ihre Stimme, das ruft
Dich auf daß Du im Geist meiner wahrnehmest, wie
kann ich anders mit Dir reden, was kann ich Dir zu¬
rufen? -- Was versteht sich zwischen uns als nur al¬
lein die Modulation des Gefühls, das andre wissen wir
ja alle schon. --

Bettine.

An die Bettine.

Du wirst mir doch nicht übel deuten daß ich mich
ein wenig vor Dir fürchte? -- und machst mir auch
Furcht vor mir selber! -- und dann fürchte ich auch
für Dich, nimm Dich um Gotteswillen in acht daß Du
nicht fällst. Deine Thurmbegeistrungen erfreuen mich
aber ich will gewiß sein daß Du keiner Gefahr ausge¬
setzt bist, sonst machst Du mich krank, schreib mir gleich

ſchreib ſie hin, verſtehs wie Du willſt, ſie ſind ein tie¬
fes Zeichen wie mein Geiſt durch den Deinen ſchreitet
und von ihm wieder durchdrungen wird, und ſonſt iſts
nichts. — Und wenn es kein Geiſt iſt was ich damit
mein, ſo iſts Ton — Geſchrei meines Herzens nach
Dir hin, es verhallt oder es dringt bis zu Dir, — da
denkſt Du, das iſt der Bettine ihre Stimme, das ruft
Dich auf daß Du im Geiſt meiner wahrnehmeſt, wie
kann ich anders mit Dir reden, was kann ich Dir zu¬
rufen? — Was verſteht ſich zwiſchen uns als nur al¬
lein die Modulation des Gefühls, das andre wiſſen wir
ja alle ſchon. —

Bettine.

An die Bettine.

Du wirſt mir doch nicht übel deuten daß ich mich
ein wenig vor Dir fürchte? — und machſt mir auch
Furcht vor mir ſelber! — und dann fürchte ich auch
für Dich, nimm Dich um Gotteswillen in acht daß Du
nicht fällſt. Deine Thurmbegeiſtrungen erfreuen mich
aber ich will gewiß ſein daß Du keiner Gefahr ausge¬
ſetzt biſt, ſonſt machſt Du mich krank, ſchreib mir gleich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0181" n="167"/>
&#x017F;chreib &#x017F;ie hin, ver&#x017F;tehs wie Du will&#x017F;t, &#x017F;ie &#x017F;ind ein tie¬<lb/>
fes Zeichen wie mein Gei&#x017F;t durch den Deinen &#x017F;chreitet<lb/>
und von ihm wieder durchdrungen wird, und &#x017F;on&#x017F;t i&#x017F;ts<lb/>
nichts. &#x2014; Und wenn es kein Gei&#x017F;t i&#x017F;t was ich damit<lb/>
mein, &#x017F;o i&#x017F;ts Ton &#x2014; Ge&#x017F;chrei meines Herzens nach<lb/>
Dir hin, es verhallt oder es dringt bis zu Dir, &#x2014; da<lb/>
denk&#x017F;t Du, das i&#x017F;t der Bettine ihre Stimme, das ruft<lb/>
Dich auf daß Du im Gei&#x017F;t meiner wahrnehme&#x017F;t, wie<lb/>
kann ich anders mit Dir reden, was kann ich Dir zu¬<lb/>
rufen? &#x2014; Was ver&#x017F;teht &#x017F;ich zwi&#x017F;chen uns als nur al¬<lb/>
lein die Modulation des Gefühls, das andre wi&#x017F;&#x017F;en wir<lb/>
ja alle &#x017F;chon. &#x2014;</p><lb/>
          <p rendition="#right">Bettine.</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>An die Bettine.<lb/></head>
          <p>Du wir&#x017F;t mir doch nicht übel deuten daß ich mich<lb/>
ein wenig vor Dir fürchte? &#x2014; und mach&#x017F;t mir auch<lb/>
Furcht vor mir &#x017F;elber! &#x2014; und dann fürchte ich auch<lb/>
für Dich, nimm Dich um Gotteswillen in acht daß Du<lb/>
nicht fäll&#x017F;t. Deine Thurmbegei&#x017F;trungen erfreuen mich<lb/>
aber ich will gewiß &#x017F;ein daß Du keiner Gefahr ausge¬<lb/>
&#x017F;etzt bi&#x017F;t, &#x017F;on&#x017F;t mach&#x017F;t Du mich krank, &#x017F;chreib mir gleich<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0181] ſchreib ſie hin, verſtehs wie Du willſt, ſie ſind ein tie¬ fes Zeichen wie mein Geiſt durch den Deinen ſchreitet und von ihm wieder durchdrungen wird, und ſonſt iſts nichts. — Und wenn es kein Geiſt iſt was ich damit mein, ſo iſts Ton — Geſchrei meines Herzens nach Dir hin, es verhallt oder es dringt bis zu Dir, — da denkſt Du, das iſt der Bettine ihre Stimme, das ruft Dich auf daß Du im Geiſt meiner wahrnehmeſt, wie kann ich anders mit Dir reden, was kann ich Dir zu¬ rufen? — Was verſteht ſich zwiſchen uns als nur al¬ lein die Modulation des Gefühls, das andre wiſſen wir ja alle ſchon. — Bettine. An die Bettine. Du wirſt mir doch nicht übel deuten daß ich mich ein wenig vor Dir fürchte? — und machſt mir auch Furcht vor mir ſelber! — und dann fürchte ich auch für Dich, nimm Dich um Gotteswillen in acht daß Du nicht fällſt. Deine Thurmbegeiſtrungen erfreuen mich aber ich will gewiß ſein daß Du keiner Gefahr ausge¬ ſetzt biſt, ſonſt machſt Du mich krank, ſchreib mir gleich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/181
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/181>, abgerufen am 30.12.2024.