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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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An die Günderode.

Ich habe große Liebe zu den Gestirnen, ich glaub
daß alle Gedanken die meine Seel belehren mir von
ihnen kommen. Auf die Warte zu gehen möchte
ich keine Nacht versäumen, ich dächte ich hätt ein Ge¬
lübde gebrochen was sie mir auferlegten, und sie hät¬
ten dann umsonst auf mich gewartet. Was mir Men¬
schen je lehren wollten das glaubte ich nicht, was mir
aber dort oben in nächtlicher Einsamkeit in die Gedan¬
ken kommt das muß ich wohl glauben. Denn: der
Stimme vom Himmel herab mit mir zu reden -- soll ich
der nicht glauben? -- fühl ich denn nicht ihren Athem
von allen Seiten der mich anströmt? -- das ist weil
ich hier einsam in der Nacht ihnen so ganz vertraue.
Ich gehe den Weg, der mich ängstigt, um zu ihnen zu
gelangen, ich komme zum dunklen Thurm, da zittert
mir das Herz, ich steig hinauf mit solcher Beklemmung
-- und auf der obersten Sprosse, wo ich mit der Hand

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An die Günderode.

Ich habe große Liebe zu den Geſtirnen, ich glaub
daß alle Gedanken die meine Seel belehren mir von
ihnen kommen. Auf die Warte zu gehen möchte
ich keine Nacht verſäumen, ich dächte ich hätt ein Ge¬
lübde gebrochen was ſie mir auferlegten, und ſie hät¬
ten dann umſonſt auf mich gewartet. Was mir Men¬
ſchen je lehren wollten das glaubte ich nicht, was mir
aber dort oben in nächtlicher Einſamkeit in die Gedan¬
ken kommt das muß ich wohl glauben. Denn: der
Stimme vom Himmel herab mit mir zu reden — ſoll ich
der nicht glauben? — fühl ich denn nicht ihren Athem
von allen Seiten der mich anſtrömt? — das iſt weil
ich hier einſam in der Nacht ihnen ſo ganz vertraue.
Ich gehe den Weg, der mich ängſtigt, um zu ihnen zu
gelangen, ich komme zum dunklen Thurm, da zittert
mir das Herz, ich ſteig hinauf mit ſolcher Beklemmung
— und auf der oberſten Sproſſe, wo ich mit der Hand

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[153/0167] An die Günderode. Ich habe große Liebe zu den Geſtirnen, ich glaub daß alle Gedanken die meine Seel belehren mir von ihnen kommen. Auf die Warte zu gehen möchte ich keine Nacht verſäumen, ich dächte ich hätt ein Ge¬ lübde gebrochen was ſie mir auferlegten, und ſie hät¬ ten dann umſonſt auf mich gewartet. Was mir Men¬ ſchen je lehren wollten das glaubte ich nicht, was mir aber dort oben in nächtlicher Einſamkeit in die Gedan¬ ken kommt das muß ich wohl glauben. Denn: der Stimme vom Himmel herab mit mir zu reden — ſoll ich der nicht glauben? — fühl ich denn nicht ihren Athem von allen Seiten der mich anſtrömt? — das iſt weil ich hier einſam in der Nacht ihnen ſo ganz vertraue. Ich gehe den Weg, der mich ängſtigt, um zu ihnen zu gelangen, ich komme zum dunklen Thurm, da zittert mir das Herz, ich ſteig hinauf mit ſolcher Beklemmung — und auf der oberſten Sproſſe, wo ich mit der Hand 7**

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/167>, abgerufen am 21.11.2024.