Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.Die Günderode im Jahr 4. Mahomets Traum in der Wüste. Bei des Mittags Brand Wo der Wüste Sand Kein kühlend Lüftchen erlabet, Wo heiß, vom Samum nur geküsset, Ein grauer Fels die Wolken grüßet Da sinket müd der Seher hin. Vom trügenden Schein Will der Dinge Seyn Sein Geist, betrachtend hier, trennen. Der Zukunft Geist will er beschwören, Des eignen Herzens Stimme hören, Und folgen seiner Eingebung. Hier flieht die Gottheit,
Die der Wahn ihm leiht, Der eitle Schimmer zerstiebet. Und ihn, auf den die Völker sehen, Den Siegespalmen nur umwehen, Umkreist der Sorgen dunkle Nacht. Die Günderode im Jahr 4. Mahomets Traum in der Wüſte. Bei des Mittags Brand Wo der Wüſte Sand Kein kühlend Lüftchen erlabet, Wo heiß, vom Samum nur geküſſet, Ein grauer Fels die Wolken grüßet Da ſinket müd der Seher hin. Vom trügenden Schein Will der Dinge Seyn Sein Geiſt, betrachtend hier, trennen. Der Zukunft Geiſt will er beſchwören, Des eignen Herzens Stimme hören, Und folgen ſeiner Eingebung. Hier flieht die Gottheit,
Die der Wahn ihm leiht, Der eitle Schimmer zerſtiebet. Und ihn, auf den die Völker ſehen, Den Siegespalmen nur umwehen, Umkreiſt der Sorgen dunkle Nacht. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0011" n="[V]"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#g">Die Günderode im Jahr 4.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>Mahomets Traum in der Wüſte.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Bei des Mittags Brand</l><lb/> <l>Wo der Wüſte Sand</l><lb/> <l>Kein kühlend Lüftchen erlabet,</l><lb/> <l>Wo heiß, vom Samum nur geküſſet,</l><lb/> <l>Ein grauer Fels die Wolken grüßet</l><lb/> <l>Da ſinket müd der Seher hin.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Vom trügenden Schein</l><lb/> <l>Will der Dinge Seyn</l><lb/> <l>Sein Geiſt, betrachtend hier, trennen.</l><lb/> <l>Der Zukunft Geiſt will er beſchwören,</l><lb/> <l>Des eignen Herzens Stimme hören,</l><lb/> <l>Und folgen ſeiner Eingebung.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Hier flieht die Gottheit,</l><lb/> <l>Die der Wahn ihm leiht,</l><lb/> <l>Der eitle Schimmer zerſtiebet.</l><lb/> <l>Und ihn, auf den die Völker ſehen,</l><lb/> <l>Den Siegespalmen nur umwehen,</l><lb/> <l>Umkreiſt der Sorgen dunkle Nacht.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[V]/0011]
Die Günderode im Jahr 4.
Mahomets Traum in der Wüſte.
Bei des Mittags Brand
Wo der Wüſte Sand
Kein kühlend Lüftchen erlabet,
Wo heiß, vom Samum nur geküſſet,
Ein grauer Fels die Wolken grüßet
Da ſinket müd der Seher hin.
Vom trügenden Schein
Will der Dinge Seyn
Sein Geiſt, betrachtend hier, trennen.
Der Zukunft Geiſt will er beſchwören,
Des eignen Herzens Stimme hören,
Und folgen ſeiner Eingebung.
Hier flieht die Gottheit,
Die der Wahn ihm leiht,
Der eitle Schimmer zerſtiebet.
Und ihn, auf den die Völker ſehen,
Den Siegespalmen nur umwehen,
Umkreiſt der Sorgen dunkle Nacht.
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