wieder hervorrufen könnten, das ich meistens vergessen habe. Nun hast Du eine schöne Zeit mit der theuern Mutter gelebt, hast ihre Mährchen und Anekdoten wie- derholt vernommen, und trägst und hegst alles im fri- schen belebenden Gedächtniß. Setze Dich also nur gleich hin und schreibe nieder was sich auf mich und die Mei- nigen bezieht, und Du wirst mich dadurch sehr erfreuen und verbinden. Schicke von Zeit zu Zeit etwas, und sprich mir dabei von Dir und deiner Umgebung. Liebe mich bis zum Wiedersehn.
Weimar, den 25. October 1810.
G.
Am 4. November.
Du hast doch immer eine Ursache mir zu schreiben, ich hab aber nichts behalten, noch in Betracht gezogen, als nur das Ende: "Liebe mich bis zum Wiedersehn." Hättest Du diese letzten Worte nicht hingesetzt, so hätt ich vielleicht noch Rücksicht genommen auf's vorherge- hende; diese einzige Freundlichkeit hat mich überschwemmt, hat mich gefangen gehalten in tausend süßen Gedanken von gestern Abend an bis wieder heut Abend. Aus dem allen kannst Du schließen, daß mir dein Brief ungefähr
wieder hervorrufen könnten, das ich meiſtens vergeſſen habe. Nun haſt Du eine ſchöne Zeit mit der theuern Mutter gelebt, haſt ihre Mährchen und Anekdoten wie- derholt vernommen, und trägſt und hegſt alles im fri- ſchen belebenden Gedächtniß. Setze Dich alſo nur gleich hin und ſchreibe nieder was ſich auf mich und die Mei- nigen bezieht, und Du wirſt mich dadurch ſehr erfreuen und verbinden. Schicke von Zeit zu Zeit etwas, und ſprich mir dabei von Dir und deiner Umgebung. Liebe mich bis zum Wiederſehn.
Weimar, den 25. October 1810.
G.
Am 4. November.
Du haſt doch immer eine Urſache mir zu ſchreiben, ich hab aber nichts behalten, noch in Betracht gezogen, als nur das Ende: „Liebe mich bis zum Wiederſehn.“ Hätteſt Du dieſe letzten Worte nicht hingeſetzt, ſo hätt ich vielleicht noch Rückſicht genommen auf's vorherge- hende; dieſe einzige Freundlichkeit hat mich überſchwemmt, hat mich gefangen gehalten in tauſend ſüßen Gedanken von geſtern Abend an bis wieder heut Abend. Aus dem allen kannſt Du ſchließen, daß mir dein Brief ungefähr
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wieder hervorrufen könnten, das ich meiſtens vergeſſen
habe. Nun haſt Du eine ſchöne Zeit mit der theuern
Mutter gelebt, haſt ihre Mährchen und Anekdoten wie-
derholt vernommen, und trägſt und hegſt alles im fri-
ſchen belebenden Gedächtniß. Setze Dich alſo nur gleich
hin und ſchreibe nieder was ſich auf mich und die Mei-
nigen bezieht, und Du wirſt mich dadurch ſehr erfreuen
und verbinden. Schicke von Zeit zu Zeit etwas, und
ſprich mir dabei von Dir und deiner Umgebung. Liebe
mich bis zum Wiederſehn.
Weimar, den 25. October 1810.
G.
Am 4. November.
Du haſt doch immer eine Urſache mir zu ſchreiben,
ich hab aber nichts behalten, noch in Betracht gezogen,
als nur das Ende: „Liebe mich bis zum Wiederſehn.“
Hätteſt Du dieſe letzten Worte nicht hingeſetzt, ſo hätt
ich vielleicht noch Rückſicht genommen auf's vorherge-
hende; dieſe einzige Freundlichkeit hat mich überſchwemmt,
hat mich gefangen gehalten in tauſend ſüßen Gedanken
von geſtern Abend an bis wieder heut Abend. Aus dem
allen kannſt Du ſchließen, daß mir dein Brief ungefähr
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/246>, abgerufen am 30.12.2024.
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