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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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Charade.
Zwei Worte sind es, kurz, bequem zu sagen,
Die wir so oft mit holder Freude nennen,
Doch keineswegs die Wesen deutlich kennen,
Wovon sie eigentlich den Stempel tragen.
Es thut gar wohl, an schön beschloßnen Tagen
Eins an dem andern kecklich zu verbrennen,
Und kann man sie vereint zusammen nennen,
So drückt man aus ein seliges Behagen.
Nun aber such' ich ihnen zu gefallen
Und bitte mit sich selbst mich zu beglücken;
Ich hoffe still; doch hoff' ich's zu erlangen;
Als Namen der Geliebten sie zu lallen,
In Einem Bild sie beide zu erblicken,
In Einem Wesen beide zu umfangen.

Es findet sich noch Platz und auch noch Zeit, der
guten Mutter Vertheidigung hier zu übernehmen; ihr
solltest Du nicht verargen, daß sie mein Interesse an
dem Kinde, was noch mit der Puppe spielt, heraus hebt
da Du es wirklich noch so artig kannst, daß Du selbst
die Mutter noch dazu verführst, die ein wahres Ergötzen
dran hat, mir die Hochzeitfeier Deiner Puppe mit dem
kleinen Frankfurter Rathsherrn schriftlich anzuzeigen, der
mir in seiner Alongeperücke, Schnabelschuhen und Hals-
schmuck von feinen Perlen im kleinen Plüschsessel, noch

I. 15

Charade.
Zwei Worte ſind es, kurz, bequem zu ſagen,
Die wir ſo oft mit holder Freude nennen,
Doch keineswegs die Weſen deutlich kennen,
Wovon ſie eigentlich den Stempel tragen.
Es thut gar wohl, an ſchön beſchloßnen Tagen
Eins an dem andern kecklich zu verbrennen,
Und kann man ſie vereint zuſammen nennen,
So drückt man aus ein ſeliges Behagen.
Nun aber ſuch' ich ihnen zu gefallen
Und bitte mit ſich ſelbſt mich zu beglücken;
Ich hoffe ſtill; doch hoff' ich's zu erlangen;
Als Namen der Geliebten ſie zu lallen,
In Einem Bild ſie beide zu erblicken,
In Einem Weſen beide zu umfangen.

Es findet ſich noch Platz und auch noch Zeit, der
guten Mutter Vertheidigung hier zu übernehmen; ihr
ſollteſt Du nicht verargen, daß ſie mein Intereſſe an
dem Kinde, was noch mit der Puppe ſpielt, heraus hebt
da Du es wirklich noch ſo artig kannſt, daß Du ſelbſt
die Mutter noch dazu verführſt, die ein wahres Ergötzen
dran hat, mir die Hochzeitfeier Deiner Puppe mit dem
kleinen Frankfurter Rathsherrn ſchriftlich anzuzeigen, der
mir in ſeiner Alongeperücke, Schnabelſchuhen und Hals-
ſchmuck von feinen Perlen im kleinen Plüſchſeſſel, noch

I. 15
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[337/0369] Charade. Zwei Worte ſind es, kurz, bequem zu ſagen, Die wir ſo oft mit holder Freude nennen, Doch keineswegs die Weſen deutlich kennen, Wovon ſie eigentlich den Stempel tragen. Es thut gar wohl, an ſchön beſchloßnen Tagen Eins an dem andern kecklich zu verbrennen, Und kann man ſie vereint zuſammen nennen, So drückt man aus ein ſeliges Behagen. Nun aber ſuch' ich ihnen zu gefallen Und bitte mit ſich ſelbſt mich zu beglücken; Ich hoffe ſtill; doch hoff' ich's zu erlangen; Als Namen der Geliebten ſie zu lallen, In Einem Bild ſie beide zu erblicken, In Einem Weſen beide zu umfangen. Es findet ſich noch Platz und auch noch Zeit, der guten Mutter Vertheidigung hier zu übernehmen; ihr ſollteſt Du nicht verargen, daß ſie mein Intereſſe an dem Kinde, was noch mit der Puppe ſpielt, heraus hebt da Du es wirklich noch ſo artig kannſt, daß Du ſelbſt die Mutter noch dazu verführſt, die ein wahres Ergötzen dran hat, mir die Hochzeitfeier Deiner Puppe mit dem kleinen Frankfurter Rathsherrn ſchriftlich anzuzeigen, der mir in ſeiner Alongeperücke, Schnabelſchuhen und Hals- ſchmuck von feinen Perlen im kleinen Plüſchſeſſel, noch I. 15

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/369>, abgerufen am 21.11.2024.